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Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)
Autoren: Solomon Northup
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seinen Lippen tropften. Aber er beteuerte die Ernsthaftigkeit dieser Absicht in einer Art und Weise, die keine Zweifel zuließ. Wenn er im April noch am Leben sei, werde er diese Reise ganz sicher antreten.
     
    "Ich habe in dieser Gegend lange genug gelebt", überlegte er. "Genauso gut kann ich auch woanders leben. Ich habe schon lange darüber nachgedacht an einen Ort zu gehen, der näher an meiner Heimat liegt. Ich habe die Sklaverei genauso satt wie du. Wenn es mir gelingen sollte, dich von hier wegzubringen ist das eine gute Tat, an die ich mich den Rest meines Lebens erinnern werde. Und es wird mir gelingen, Platt; ich bin wild entschlossen. Lass mich dir sagen, was ich vorhabe. Epps wird bald wach sein und er darf mich hier keinesfalls sehen. Denke an so viele Menschen wie möglich in Saratoga oder in der Gegend von Sandy Hill, die dich einst kannten. Ich werde im Lauf des Winters unter einem Vorwand wieder hierher kommen und die Namen aufschreiben. Dann weiß ich, bei wem ich mich melden kann, wenn ich nach Norden reite. Alle, die dir einfallen. Kopf hoch! Sei nicht entmutigt. Ich bin mit dir, auf Leben und Tod. Auf Wiedersehen. Gott segne dich!" Mit diesen Worten verließ er die Hütte und ging ins "große Haus."
     
    Es war der Weihnachtsmorgen – der glücklichste Tag im ganzen Jahr für einen Sklaven. An diesem Morgen muss er nicht mit seiner Kalebasse und der Baumwolltasche aufs Feld eilen. Die Freude leuchtet aus den Augen und bestimmt die Haltung eines jeden. Die Zeit zum Feiern und Tanzen war gekommen. Die Baumwoll- und Zuckerrohrfelder waren verlassen. An diesem Tag zog man die saubere Kleidung an und zeigte das rote Band; es gab Wiedersehen, Freude, Gelächter und ein großes Hin- und Hereilen. Es war der Tag der Freiheit unter den Kindern der Sklaverei. Und deswegen waren sie fröhlich und glücklich.
     
    Nach dem Frühstück spazierten Bass und Epps durch den Hof und redeten über den Preis der Baumwolle und einige andere Themen.
     
    "Wo feiern Ihre Nigger Weihnachten?", wollte Bass wissen.
     
    "Platt ist heute drüben bei Tanner. Seine Geige ist sehr begehrt. Montag soll er zu Marshall kommen und Mistress Mary McCoy von der alten Norwood Plantage schrieb mir eine Nachricht, dass er dort am Dienstag die Nigger unterhalten soll."
     
    "Er ist ein ziemlich schlauer Junge, nicht wahr?", sagte Bass. "Komm her, Platt", fügte er hinzu und schaute mich an, als ob ich ihm gerade erst aufgefallen wäre.
     
    "Ja", antwortete Epps indem er meinen Arm nahm und ihn tätschelte, "er hat keinen Makel. Es gibt am ganzen Bayou keinen klügeren Jungen als ihn – fehlerfrei und keine üblen Tricks. Gottverdammt, er ist nicht wie die anderen Nigger; schaut nicht aus wie sie – benimmt sich nicht wie sie. Letzte Woche bot man mir 1700 Dollar für ihn."
     
    "Und Sie haben das Angebot nicht akzeptiert?", fragte Bass überrascht.
     
    "Akzeptiert – nein; Teufel nochmal, niemals. Der ist ein echtes Genie; kann einen Pflug zum Strahlen bringen und einen Wagen mit der Zunge schnalzen lassen – alles kann er, so gut wie Ihr. Marshall wollte einen seiner Nigger gegen ihn setzen und darum spielen, aber ich sagte ihm, dann soll ihn lieber der Teufel haben."
     
    "Ich finde nichts Besonderes an ihm", wandte Bass ein.
     
    "Aber ja, fassen Sie ihn an", fing Epps wieder an. "Man findet nicht oft einen drahtigeren Burschen als ihn. Er ist ein dünnhäutiger Querkopf und verträgt die Peitsche nicht so wie andere; aber er hat Grips, und da gibt’s kein Vertun."
     
    Bass drehte mich, fühlte meine Muskeln und untersuchte mich gründlich während Epps immer noch meine Vorzügen strapazierte. Aber sein Besucher schien sich nicht so sehr für dieses Thema zu interessieren, woraufhin Epps damit aufhörte. Bald darauf verließ uns Bass wieder und trabte, nachdem er mir einen weiteren konspirativen Blick zugeworfen hatte, durch das Tor.
     
    Als er gegangen war holte ich mir einen Pass und machte mich auf den Weg zu Tanner – nicht Peter Tanner, den ich schon erwähnt hatte, sondern ein Verwandter. Ich spielte dort den ganzen Tag und bis in die Nacht hinein. Den nächsten Tag, Sonntag, verbrachte ich in meiner Hütte. Am Montag überquerte ich in Begleitung aller Sklaven des alten Epps den Bayou zu Douglas Marshall und Dienstag ging ich zum alten Norwood Anwesen, der dritten Plantage hinter Marshall auf der gleichen Seite des Wassers.
     
    Dieses Anwesen gehört nun Mistress Mary McCoy, einem schönen Mädchen von vielleicht
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