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Zwischen zwei Nächten

Zwischen zwei Nächten

Titel: Zwischen zwei Nächten
Autoren: Edith Kneifl
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Geschirrspüler.“
    Doch Ann-Marie trank aus der Flasche und rülpste herzhaft nach jedem Schluck.
    „Ist gut gegen Blähungen, Rülpsen meine ich.“
    „Wenn ich dich mit einer Bierflasche sehe, muß ich immer an jene folgenschwere Flasche denken, weißt du noch?“
    „Welche Flasche?“
    „Na die, die du auf dem Kopf des Polizisten zertrümmert hast. Erinnerst du dich nicht mehr?“
    „Keine Ahnung.“
    „Damals bei diesem Frauenfest, sie wollten uns nicht hineinlassen, angeblich war der Saal bereits überfüllt. Ein Trupp Uniformierter versuchte uns abzudrängen. Wir waren unheimlich sauer und machten anständig Krawall. Als sie handgreiflich wurden, schlugst du von hinten zu. Dann waren sie so mit ihrem blutenden Kollegen beschäftigt, daß wir doch hineinkamen. Ein paar von uns erwischten sie, leider auch dich. Sie sperrten euch in einen Polizeiwagen. Und dann schlug meine große Stunde. Ich war ja nur dir zuliebe mitgegangen, mit der Frauenbewegung hatte ich nicht viel am Hut, aber als ich dich in diesem grünen VW-Bus entdeckte, heulend vor Wut und mit den Fäusten gegen die Fenster trommelnd, da drehte ich durch und mobilisierte die Frauen im Saal. Gemeinsam schafften wir es, euren Abtransport zu verhindern. Wir umzingelten den Wagen und erzwangen mit Sprechchören und Drohungen eure Freilassung. Ich glaube, das ist sonst noch nie jemandem gelungen. Dieses eine Mal waren sie in der Minderheit, diese Feiglinge. Zum Glück konnten sie dir nicht nachweisen, daß du es warst, die einen von ihnen außer Gefecht gesetzt hatte. Ich bin bis heute stolz auf diese Aktion. Die Begeisterung der anderen Frauen steckte mich an. Singend und lachend zogen wir dann mitten in der Nacht die Mariahilferstraße hinunter. Keiner wagte uns zu stoppen. Die Bullen fuhren brav neben uns her, wie der Begleitschutz bei einem Staatsbesuch. Völlig ratlos –, denn sie wissen nicht, was sie tun.‘ Wahrscheinlich hatten sie keine bestimmten Befehle erhalten. Und die Wiener hatten etwas zu gaffen. Mein Gott, war das schön, Annemarie! Ich beschmierte mit meinem sündteuren Lippenstift die Auslagen der Sex-Shops mit wüsten Sprüchen. Ähnlich deftige Ausdrücke hatte ich früher nicht einmal gewagt, in den Mund zu nehmen: ‚Die Macht der Schwänze hat ihre Grenze‘, ‚Hirn in der Hose, am besten Schwanzlose‘. War das ein Spaß! Die eindeutig beste Aktion lieferten wir allerdings vor diesem komischen Disneyland-Nachtklub. Daran mußt du dich doch noch erinnern können, sowas kann man einfach nicht vergessen.“
    Ann-Marie schmunzelte vergnügt, zuckte aber die Achseln.
    „Wir umstellten das Haus und forderten unsere arbeitenden Schwestern auf, sich mit uns zu solidarisieren. Ich mache mir heute noch vor Lachen in die Hose, wenn ich an die blöden Gesichter der Türsteher und der feinen Herren aus der Kärntnerstraße denke. Wir hatten viel Publikum. Natürlich dachte keine von uns ernsthaft daran, daß sich die Schönen der Nacht überzeugen lassen würden. Aber trotzdem waren wir rührend in unserem Eifer, sie zu bekehren. Einige Ladies schauten aus dem Fenster und winkten uns zu. Ich glaube, sie amüsierten sich ebenfalls großartig.“
    „Es war wie im Fernsehen. Zuerst hat mich die Polizei nicht in die Wohnung lassen wollen. Aber denen hab ich’s gegeben. Ich bin sogar verhört worden, von einem echten Kommissar selbstverständlich. Ein wirklich feiner Herr. Er hat bald eingesehen, daß man mir vertrauen kann. In der Küche ist noch mein Gugelhupf gestanden, unangetastet. Ich hab ihn extra gut verpackt, damit er den langen Flug heil übersteht. Dem Germteig macht es nichts, wenn er ein paar Tage alt wird, deshalb habe ich ja auch einen Gugelhupf gebacken, obwohl die Frau Anna immer von meinem Apfelstrudel geschwärmt hat.“
    Weinend fügt sie noch hinzu: „Bei Ihnen drüben gibt es sowas Gutes bestimmt nicht, oder?“
    Ann-Marie nickt zustimmend.
    „In der Wohnung war ein wahnsinniger Saustall. Dabei habe ich noch am Sonntag aufgeräumt. Ob die Polizei alles durcheinandergebracht hat? Normalerweise wäre ich ja erst Mitte der Woche wiedergekommen, um nach dem Rechten zu sehen. Ich hatte mit Frau Anna ausgemacht, daß ich mich weiterhin um die Wohnung kümmern sollte. Meinen Lohn hat sie mir schon im voraus gezahlt. Muß ich das Geld jetzt Herrn Alfred zurückgeben?
    „Aber nein. Anna hätte sicher gewollt, daß Sie es behalten“, beruhigt sie Ann-Marie.
    Frau Maricek wirkt sichtlich erleichtert.
    „Die arme Frau
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