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Zwischen Wind und Wetter

Zwischen Wind und Wetter

Titel: Zwischen Wind und Wetter
Autoren: Ulrich Straeter
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Werbesprüche dieser Firma, denen man in Irland nicht entgehen kann. In einer Ecke spielten sie Dart, uns schien, in kürzerem Abstand als dem vorgeschriebenen. Der Fernseher lief, Kinder tobten zwischen den Tischen umher. Die Tischhöhe in den Pubs reichte bis zum Knie.
    Die Iren begrüßten lebhaft Bekannte und Freunde, man stand auf, wanderte von Tisch zu Tisch oder gruppierte sich an der Theke. Wir fanden alles ganz toll, sehr irisch, wir hätten zufrieden sein können. Wir fühlten uns wohl, mittendrin im irischen Sonntagstrubel. Mittendrin und doch ungestört, denn wenn man nicht will, wird man nicht behelligt.
    Nur zu essen gab es nichts.
    Ungern verließen wir unseren Tisch, mußten noch einmal weiter, fanden schließlich das Roma-Café, eine Pizzeria, wo wir Lamb und Pork Chops, Lamm- und Schweinekoteletts mit Peas und Onions, Bohnen und Zwiebeln, verspeisten, dazu ‘Kaliber’, das alkoholfreie Bier der Firma Guinness, tranken. Ein Test, den wir aus Geschmacksgründen nicht wiederholten.
    Gut gesättigt drehten wir bei beginnendem Regen eine Runde durch den Ort. Zwei ehrwürdige Hotels dominierten im Zentrum, deren Fassaden im Regen wie frisch gestrichen glänzten, das ‘Cahir House Hotel’ (Lounge and Restaurant) in rotbraun, der ‘Earl of Glengall’ in gelbweiß mit grünen Fenster- und Türrahmen. Auf den unteren Hälften waren die Fensterscheiben mit feinziselierten Mustern versehen. Das wirkte sehr edel, der Blick durch die großzügige Eingangstür verlor sich in weiten Hallen. Einem leibhaftigen Earl of Glengall soll zeitweilig der ganze Ort gehört haben.

    Bei der Rückkehr auf die Camping Farm begrüßte uns Mr. Condon mit Handschlag, stellte sich als Maurice vor und verbat sich den Mister. Es sei klar, das Haus und alles in ihm stehe zu unserer Verfügung, wie zu Hause sollten wir uns fühlen. Wo käme man denn hin, wenn ein Tourist sich nicht wohlfühlte, in seinem Haus! Und Probleme? Nein, Probleme gäbe es nicht. ‘No problem’ war Maurice’s Lieblingsformel, die er so oft wie möglich anwandte. Maurice war ein netter, sehr aktiver älterer Herr, den wir am liebsten auf unserer Fahrt mitgenommen hätten! Und Pannen wären sicher ausgeblieben, wenn doch ausnahmsweise einmal: No problem! Dabei hob er jeweils die rechte Hand und streckte den Daumen nach oben. No problem!

IHR KOMMT VON WEIT HER

    In der Nacht regnete es, um nicht zu sagen (was ich natürlich am nächsten Tag bei Mr. Condon, pardon: Maurice, anbringe): ‘it was raining cats and dogs’.
    Eine leidliche Regenpause benutzen wir, um kurz ins Haus zu huschen, fürs Zähneputzen, und dann zum Frühstücken. Wir lernen unseren einzigen Zeltnachbarn kennen, einen englischen Rucksackwanderer, der seine Sachen im Haus zum Trocknen aufgehängt hat.
    Wir werden spät fertig, der Himmel oder wer oder was dräut noch immer, die richtige Stimmung zum Losfahren will sich nicht einstellen. Vielleicht möchten wir auch bloß in der Obhut des väterlichen Maurice bleiben.
    Egal, einpacken — los! Der Wind weht aus Südwest, also von der Seite, unsere zweite Woche ist angebrochen, die letzte Maiwoche. Herzlicher Abschied von Maurice, der — den Daumen hoch — uns ‘good luck and a safe journey’ wünscht.

    Kurz darauf, bei der Bank of Ireland in Cahir, haben wir wenig Glück. Wir tauschen englische Pfund in irische, bekommen weniger als auf der Fähre, obwohl bei uns zu Hause das englische Pfund eindeutig höher gehandelt wird als das irische. Doch unsere Hausbank hatte keine irischen Pfunde, so mußten wir notgedrungen englische nehmen.
    Wir wollen das Minus durch ‘wildes Zelten’ ausgleichen. Dabei werden wir zum Sparen, vor allem zum Wassersparen gezwungen. Auch Wasser wiegt einiges, und wenn wir für das Zelten an einer einsamen Stelle unseren flexiblen Wasserbeutel füllen, sind das fast vier Kilogramm zusätzlich.
    Wir sitzen in den Sätteln, die Richtung heißt Tipperary. Es nieselt nur leise, wir sind dankbar. Die Regenhosen erzeugen schabende und schleifende Geräusche bei jedem Tritt.
    Wegen der flachen Steigungen nehmen wir zunächst eine Nationalstraße, biegen dann ab auf eine schmale, angenehme Nebenstraße. Die Straße steigt an, führt im hohen Bogen über ein Gleisgewirr: Limerick Junction. Wir halten auf der Brücke, der Bahnhof liegt unter uns. Gelbe Rottenfahrzeuge sind abgestellt, sonst ist kein Zug zu sehen. Hier treffen sich die Linien nach Limerick und Dublin. Der Blick geht hinunter wie auf eine
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