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Zwischen Wind und Wetter

Zwischen Wind und Wetter

Titel: Zwischen Wind und Wetter
Autoren: Ulrich Straeter
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keine Ruhe zum Kaffeetrinken. So folgte zunächst eine weitere von Peter’s Bastelstunden. Gut geölte Räder haben bei Reparaturen einen Nachteil: der Schmier verteilt sich auf allen Kleidungsstücken und im Gesicht. Ganz zu schweigen von den Händen, die wohl erst unter einer Dusche sauber werden.
    Eine Dusche gab es jetzt nicht. Ilse brachte das Kaffeegeschirr zurück, nachdem ich die restlichen Plätzchen aufgegessen hatte. Uns trieb es weiter.
    Wir erreichten den Fluß Suir und den Ort Carrick-on-Suir. Außerhalb des Ortes, direkt am Fluß, neben einem Anglerpfad, bauten wir das Zelt auf.

    Es ist Samstagabend, wir brechen auf ins heiße Wochenendleben. Die Kneipen sind voll. Bier fließt in Strömen, aber Bar Meals sind nicht zu bekommen. Unsere Mägen knurren. Ohne etwas zu essen, können wir das Wochenende kaum genießen. Während die Menschen, die nicht oder noch nicht in den Pubs hocken, in die Kirche strömen, lassen wir uns in einem Fast Food Lokal nieder und vertilgen Snacks mit Tee. Der Tee heizt uns ordentlich auf, was bei dem recht frischen Wetter angenehm ist. Auf der Toilette des Lokals fülle ich unseren Wasserbeutel mit kaltem Wasser, fürs Händewaschen, Zähneputzen und den Kaffee morgen früh. Wenn man wenig Wasser zur Verfügung hat, merkt man unseren sonstigen sorglosen Umgang damit. Es war ein guter Ratschlag vom Globetrotter-Ausrüster, uns statt des Einliterbeutels einen mit vier Liter Inhalt zu empfehlen. Man kann, man muß ihn nicht immer völlig füllen.
    Im Snack-Restaurant ist es öde, in die Kirche wollen wir nicht, obwohl sicher noch ein Platz für uns frei gewesen wäre. Doch auch in einem der dunklen, lebendigen Pubs läßt sich ein Plätzchen finden, bereitwillig rückt man an der Theke zusammen, die junge Wirtin lacht, was wollt ihr haben?
    Natürlich ein Dunkles, und schon wird es heller um uns, wir sind von Lachen und Erzählen umgeben, es gibt keine einsamen, trübsinnigen Trinker hier. Jung und Alt hocken zusammen, daß wir Fremde sind, spielt keine Rolle.
    Als wir wieder zu unserem einsam am Fluß wartenden Zelt radeln, ist es auch draußen dunkel geworden. Am Ufer sitzen Angler, bei beginnender Dunkelheit beißen manche Fische gut. Die Klassifizierung der Fische ist in Irland genial vereinfacht worden. Es gibt, vor allem für Angler, nur zwei Sorten: die mit Lizenz und die ohne. Zum Leidwesen mancher Touristen dürfen Forelle und Lachs nur mit Lizenz geangelt werden. Alles andere ist frei und heißt ‘Coarse Fishing’. Ob die Angler am Fluß heute abend außer mit ihren Angeln auch mit Lizenz fischen, ist im Dunkeln nicht zu erkennen.
    Während der Nacht hören wir Geräusche vom Wasser, als würden Fische springen oder Fischreiher landen.
    Am frühen Morgen staken zwei Männer in einem Boot vorbei. Der eine sitzt auf dem Dollbord, der andere bedient am Heck die lange Stange. Ein Gefühl beschleicht uns, als befänden wir uns in einer anderen Zeit.

    Wir packen das Zelt trocken ein. Das Schicksal, oder die Tücke des Objekts, hat allerdings manchmal kleine Seitenhiebe parat. So kann die an sich gute Laune in Gefahr geraten. Ilse schneidet statt des Brotes ihren Finger. Das wird mit Heftpflaster aus der Miniaturapotheke, einer ehemaligen Tabaksdose aus Blech, verarztet. So, das Brot ist geschnitten, das Frühstück hätte beginnen können. Doch der Kocher mit dem Kaffeewasser kippt ins Gras. Macht nichts, es ist gerade noch genug Wasser da für eine zweite Portion. Dann reißt beim Packen der Zeltsack ein, der Riß ist kaum zu reparieren. Unser Allheilmittel Tesaband klebt nicht wegen der Feuchtigkeit. Als wir schon fahren, kracht und scheppert es derart unter dem Schutzblech meines Vorderrades, daß ich schon wieder an Reparatur und Ärger denke. Doch es ist nur eine große Weinbergschnecke, die sich verklemmt hat. Hoffentlich hat sie sich rechtzeitig in ihr stabiles Haus zurückziehen können. Wenn Schnecken schon mal schneller reisen wollen... Noch am selben Abend reißen meine Schuhbänder und an einem Schuh platzt eine wichtige Naht. Ruhig bleiben, sind doch alles nur Kleinigkeiten, Peanuts. Ilse bekommt meine schlechte Laune zu spüren, trägt es mit Fassung, zitiert mehr oder weniger richtig Buchtitel, zum Beispiel ‘...und die Antwort kennt nur der Wind’.

    Trotz aller Launen kommen wir linksseits des Suir auf sehr schöner, einsamer Strecke nach Clonmel. Bewachsene hohe Mauern großer Landgüter begleiten uns, deren Häuser so weit zurück liegen, daß man
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