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Zwischen sieben und zwölf Uhr

Titel: Zwischen sieben und zwölf Uhr
Autoren: Anne Katherine Green
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einer strafbaren Handlung, wobei sie sich polizeilichen Nachforschungen und den Zudringlichkeiten eines Detektivs aussetzt, lediglich um einen Schmuck, auch den kostbarsten, behalten zu dürfen. Dazu gehörtein anderer Beweggrund – die Furcht vor einem größeren Uebel, als jene es sind – die Angst vor dem Verlust der Liebe, des Vertrauens ihres Gatten – vor – vor –
    Weib, was hast du getan? Was für ein Geheimnis steckt hinter all diesen Reden?
    Nur ein kleines; ein ganz kleines. William, beharrst du dabei, die Steine morgen einem Händler zu zeigen?
    Ja, um ihren Wert feststellen zu lassen.
    Tue es lieber nicht.
    Warum?
    Weil er dir ins Gesicht lachen würde. William, die Steine sind falsch – falsch; nicht ein einziger Diamant ist darunter; alles Glas, wertloses Glas !
    Ungläubig starrte er sie an; dann zog er das Halsband aus der Tasche und hielt es gegen das Licht. Der Glanz, den es ausstrahlte, schien ihn zu beruhigen.
    Du treibst deinen Spott mit mir, meine Gnädige. Sieh nur, wie sie funkeln und das Licht zurückwerfen. Du wolltest sie nur nicht hergeben. Vielleicht bist du besorgt, ganz darum zu kommen.
    Ich sage dir, sie sind falsch, beharrte sie. InParis habe ich sie vertauscht; ich bekam hunderttausend Franken nebst diesen unechten Steinen für das Halsband. Wären sie nicht so meisterhaft gearbeitet gewesen, meinst du, ich würde den Versuch gewagt haben, sie ein ganzes Jahr lang in jeder Gesellschaft zu tragen?

    Millicent, Millicent, ist das wahr? Er sah mehr als zornig, mehr als bekümmert aus. Sie selbst schien erstaunt über die Heftigkeit der Gemütsbewegungen, die ihre Erklärung bei ihm hervorgerufen.
    Ja, gab sie zurück, es ist wahr. Und dabei richtete sie den Blick auf ihren Sohn, der beschämt und Herwirrt neben seiner jungen Frau stand. Das habe ich für dich getan, erklärte sie. Während du Begeisterung und Wonne in Philipp« Irwins Lächeln suchtest, trat ich vor die Augen der Welt mit einer Kette falscher Steine um den Hals und mit der Angst im Herzen vor einem Auftritt, wie wir ihn jetzt erleben, und wie er morgen noch schlimmer folgen wird.
    Mutter –
    Keine Worte jetzt! Ich bin fertig mit dir, Lawrence Sutton; jetzt will ich sehen, ob ich den Gatten ebenso verlieren soll, wie den Sohn.
    Aber Herr Winchester war nicht in gefühlvollerStimmung. Er hatte das blitzende Geschmeide von sich geworfen und stand mit verschlungenen Händen und zuckenden Brauen neben der Türschwelle. Während sie sprach, hatte er die Tür aufgerissen, und bei ihren letzten Worten warf er ihr nur noch einen Blick zu, um dann draußen auf dem Vorplatz zu verschwinden.
    Sie blieb stehen, und machte keinen Versuch, ihm zu folgen.
    Es ist die Täuschung, hörte ich sie murmeln. Aus ein paar Tausenden könnte er sich nicht so viel machen, und damit trat ein Zittern auf ihre stolze Lippen, ihre herrische Haltung brach zusammen und der Tür zuwankend streckte sie beide Hände von sich, als hätte sie alles vergessen außer der Liebe zu ihrem Gatten. William! schrie sie, William!
    Aber ihr Sohn stand bereits zwischen ihr und der Tür.
    Mutter, rief er, du sollst mich anhören. Wenn du mich auch für gleichgültig gehalten hast, so hat meine Schuld dir gegenüber doch schwer auf mir gelastet. Natürlich wußte ich nichts von dem Opfer, das du gebracht hast, um mir diese große Summe zu geben. Ich nahm an, sie komme, wie du mich selbst glauben ließest, von deinem Gatten;aber selbst so hat sie mich bedrückt, und ich habe oft mit Angst daran gedacht, wie ich sie dir wieder erstatten sollte. Ich fand kein Mittel dazu. Aber um dir zu beweisen, daß meine Gewissensbisse sich nicht lediglich in bloßen Gedanken erschöpften, will ich dir nun das Geheimnis meiner Abwesenheit Abend für Abend enthüllen. Ich arbeite, Mutter, arbeite wie ein Sklave, um mir eine Stellung zu erringen, die mir einst den Unterhalt für mein Weib und außerdem eine hübsche Summe jedes Jahr für meine Mutter verschaffen wird. Und wenn in diesem Fall ich mir irgendeinen Luxus oder Philippa irgendwelchen Schmuck gestatte, bis derjenige ersetzt ist, von dem du dich mir zuliebe getrennt hast, dann magst du sagen, du seiest fertig mit Lawrence Sutton; aber nicht jetzt, solange wirklich noch Hoffnung für ihn vorhanden ist, sich als deinen Sohn zu erweisen.
    Aber die Schranke, die er zwischen ihnen beiden durch seine Heirat errichtet hatte, war zu gewaltig, um sich in einem Augenblick niederreißen zu lassen. Mit ein paar verächtlichen Worten
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