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Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Zwischen Olivenhainen (German Edition)

Titel: Zwischen Olivenhainen (German Edition)
Autoren: Lisa Wirthl
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bisschen peinlich gewesen. Sie hoffte inständig, dass Mrs. Wilson ihr nicht schon wieder ein so teures Geschenk zum siebzehnten Geburtstag in einem Monat machen würde.
    „Wenn du willst, holen wir deine Sachen und dann kannst du bis Montag bei mir übernachten“, sagte Anne und lächelte.
    Anne spürte es sofort, wenn man Trost oder Ablenkung brauchte und deswegen mochte Leslie sie so. So waren allerbeste Freundinnen.
    „Danke“, sagte Leslie und nickte. Und dann machten sie sich zu Fuß auf den Weg zu der Wohnung der McEvans.
    Es fing an zu regnen und Anne fand es dieses Mal gar nicht mehr so schlimm und so sprangen sie von einer Pfütze zur nächsten. Manchmal muss man sich einfach wie ein kleines Kind benehmen, dachte Leslie und plötzlich war sie unendlich dankbar, dass sie Anne in der ersten Klasse als Tischnachbarin gehabt hatte.

3
    Am Montagmorgen regnete es zur Abwechslung mal nicht. Der Himmel war zwar recht bewölkt, aber hier und da gelang es der Sonne, ihre Strahlen zwischen den dichten Schleiern hindurch zu stecken. Leslie und Anne hatten wieder einmal den Schulbus – und Mike – verpasst. Sie waren am Sonntag bis spät in der Nacht wach geblieben, hatten über Gott und die Welt geredet und zwischendurch noch dreimal ‚Stolz und Vorurteil‘ geschaut, bis sie vor dem laufenden Fernseher eingeschlafen waren und Annes Mutter sie am nächsten Morgen entsetzt aus dem Bett gescheucht hatte, aber ihnen trotz der riesigen Verspätung noch ein komplettes Frühstück auf den Tisch zu zaubern, hatte sie sich nicht nehmen lassen.
    Es war halb zehn, als Anne und Leslie sich unauffällig unter die Schüler auf dem Hof mischten, die erste Pause hatte gerade begonnen. Sie sahen sich um.
    „Melissa!“, entfuhr es beiden gleichzeitig und so fingen sie an, Ausschau zu halten nach der immer fröhlichen Italienerin aus ihrem Tanzkurs, die immer ein wenig abseits der anderen auf einer Bank saß und in ihren Schulbüchern blätterte.
    „Hey, ihr zwei!“, sagte plötzlich jemand hinter ihnen, und als sich Anne und Leslie umdrehten, stand Melissa vor ihnen und strahlte sie an. Ihre Zähne waren blitzweiß, ihre Haut recht dunkel und die tiefschwarzen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Melissa war ein wenig kräftiger als Leslie und Anne, aber nicht dick. Manchmal wünschte sich Leslie sogar, mehr auf den Rippen zu haben, seit Mrs. Jenkins sie einmal besorgt gefragt hatte, ob sie auch genug esse. Leslie hatte nicht geantwortet und sie stehengelassen, denn das alles ging eine Lehrerin herzlich wenig etwas an.
    „Also, es geht um Folgendes“, begann Melissa aufgeregt, nachdem sie Leslie und Anne zu einer der grünen Bänke, die am Rande des Schulhofes standen, geführt hatte. Jetzt saßen sie neben ihr, Anne links, Leslie rechts. Das Efeu, das die raue Wand des Gebäudes hinter ihnen hinaufwuchs, streifte Leslies Haare und sie zog den Kopf ein.
    „Mein Vater hat wieder einen Auftrag in Italien bekommen, keine Ahnung, um was es geht.“ Melissas tiefbraune Augen glitzerten fröhlich und sie fuchtelte wild mit den Händen in der Luft herum, während sie sprach. „Ich soll – wie immer – mit ihm kommen, und da der Termin dieses Mal in den Sommerferien ist, hat er mir erlaubt, zwei Freundinnen mitzunehmen, damit ich mich nicht langweilen muss, wenn er den ganzen Tag arbeitet.“
    Sie grinste Anne und Leslie erwartungsvoll entgegen.
    Anne machte den Mund auf und wieder zu. Leslie sagte nichts.
    „Ähm, wir werden in einem Luxushotel wohnen, mitten in der Innenstadt …“, fuhr Melissa verunsichert fort.
    „Soll das heißen, du willst, dass wir – Leslie und ich – mit dir nach Italien fahren?“, entfuhr es Anne begeistert.
    Melissas Miene hellte sich auf. „Ja!“, sagte sie erleichtert.
    „Aber wieso ausgerechnet wir? Wir sind ja nicht mal in deiner Klasse …?“
    „Gerade deswegen!“
    „Aha.“
    Melissa war manchmal etwas seltsam, das hatten Leslie und Anne schon vor drei Jahren im Tanzkurs festgestellt.
    „Wo genau in Italien soll es denn hingehen …?“, fragte Leslie vorsichtig.
    „Sizilien“, antwortete Melissa aufgeregt.
    „Wow“, hauchte Anne.
    „Oh“, machte Leslie.
    „Ja, es wird wunderschön werden!“ Melissa geriet immer mehr ins Schwärmen. „Ich war selbst schon oft dort als ich klein war und die Menschen waren einfach total gastfreundlich und das Essen im Grand Hotel köstlich! Aber …“, sie hielt inne, „wollt ihr denn überhaupt mit?“
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