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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen
Autoren: Rona Cole
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eventuell wieder einen Punkt abziehen. Mein Freund ist Florist ist irgendwie nicht sehr sexy. Ich steh mehr auf so was wie Publizisten, Herausgeber, Kinderärzte oder Chirurgen. Zur Not tut's auch ein Redakteur.
    Aber eigentlich ist das, was er da fabriziert, ja ganz hübsch. Und irgendwie hab ich, Publizist hin oder her, die kranke Angewohnheit auf Kerle zu stehen, die mit ihren Händen arbeiten. Ich mag es, wenn sie sich ein bisschen rau anfühlen und nicht so makellos auf meiner Haut.
    »Na ja, ich hoffe, es ist wenigstens die richtige Kirche«, versuche ich einen Witz.
    »Da bin ich leider überfragt.« Er dreht sich um und sammelt Draht, Schleifenband und eine Schere ein, die er beim Dekorieren wohl auf der Kirchenbank abgelegt hat.
    »Das ist doch die Christopherus-Kirche, oder?«, vergewissere ich mich. »Und was steht denn da auf dem Kirchenheft?«
    Ich stelle mich auf Zehenspitzen und versuche, über ihn hinweg etwas zu erkennen. Die Hefte sind fein säuberlich in regelmäßigen Abständen auf den Plätzen der vorderen Reihen verteilt. Nur die außen, direkt am Mittelgang, hat er wohl ein Stück zur Seite geschoben, um sie nicht zu beschmutzen. Wenn ich Glück habe, hat Nati vorne den Namen draufgeschrieben. Für Leute wie mich.
    »Könnt ich vielleicht… das Heft?«, frage ich zaghaft und lasse mich wieder auf meine Fußsohlen sinken, bevor ich das Gleichgewicht verliere und mich hier noch flachlege. Denn offenbar hat er keine Lust, mal eben für mich nachzusehen, ob wenigstens Natis Name draufsteht und ich mich nur in der Zeit geirrt habe.
    »Sicher.« Wider Erwarten macht er sich lang, greift nach einem der Hefte und reicht es mir. Seine Hände hinterlassen einen feuchten Fleck auf dem changierenden Papier und einen kurzen Moment lang treffen sich unsere Blicke. Aber dann sieht er, beinahe scheu, wieder zur Seite. Dabei hat er, bei zehn vollen Punkten, echt keinen Grund, schüchtern zu sein.
    Kirchliche Trauung von Nathalie und Holger , lese ich erleichtert. Aber ich war mir eigentlich schon sicher beim Glitzerpapier. Gibt es online viel billiger als im Laden, weil... ach, lassen wir das.
    »Tja, dann bin ich wohl… mal wieder zu früh gekommen.«
    Seine Mundwinkel zucken amüsiert. Nur ganz kurz, aber natürlich lange genug, um mir klar zu machen, was ich da grade gesagt habe. Fuck! Erst denken, Josh, dann reden! Ich hab nur dieses mal wieder zu spät so drauf. Ich bin notorisch unpünktlich. Degenhardt, unser Chefredakteur, wird mir deswegen irgendwann noch mal den Arsch aufreißen.
    »Das passiert mir eigentlich… nicht so oft«, stammle ich zu allem Überfluss, bevor ich endgültig rot werde.
    »Schön, wenn es nicht die Regel ist.« Mr. Zehn grinst ein kleines bisschen anzüglich und fährt sich mit der freien Hand durchs Haar, bevor er, als sei nichts weiter gewesen, wieder meinem Blick ausweicht. Oh Gott… flirtet der grade mit mir? Eine Zehn? Ist der Anzug so cool? Heilige… öhm… Halleluja!
    »Und besser jetzt als heute Nacht.«
    »Heute Nacht?« Ich brauche eine Sekunde, bis ich checke, worauf er hinauswill. Schätze, er hält mich für den fürchterlich aufgeregten Bräutigam und meint, er muss mich beruhigen. Macht er vermutlich öfter.
    »Oh, ich bin nicht der Bräutigam«, erkläre ich. »Ich bin nur der Cousin der Braut.« Der schwule Cousin, um genau zu sein. Und wir beide sollten uns dringend verabreden. Ich muss da nämlich was richtigstellen... denn mit dem zu früh kommen hab ich eigentlich kein allzu großes Problem... Shit… mir ist heiß… er ist heiß. Ich muss echt aufpassen, dass ich nicht sage, was ich denke.
    »Oder der Idiot, der keine Uhr lesen kann«, stelle ich also stattdessen fest und grinse über meinen Witz, in der Hoffnung, dass er es erwidert, aber das tut er nicht. Schade eigentlich, er ist wirklich süß, wenn er grinst, und wenn ich schon mal hier bin, können wir die Zeit, die wir noch haben, bis so langsam die Ersten der Gäste hier auftauchen, auch weiterflirten.
    »Hey, Ben, wo soll das große Gesteck hin?« Leider beendet eine männliche Stimme mein eher einseitiges Unterfangen.
    Ben heißt er also. Schöner Name. Sehr sexy. Passt gut zu ihm.
    »Stell es mal seitlich vom Altar«, sagt Ben, lässt mich dann endgültig stehen und geht dem Kerl, der ein riesiges Bouquet vor sich herträgt, mit einem leise in meine Richtung gemurmelten Sorry entgegen. Ein bisschen dämlich sehe ich ihm nach und starre wieder auf seine breiten Schultern, die schmalen
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