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Zwillingsblut (German Edition)

Zwillingsblut (German Edition)

Titel: Zwillingsblut (German Edition)
Autoren: Jennifer , Schreiner
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spüren, wie sie sich innerlich verspannte. Das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, wurde so eindringlich, dass sie es nicht mehr verdrängen konnte. Trotzdem musste Edward seine Worte zweimal wiederholen, bis sie sie tatsächlich hörte.
    »Er ist hier!«
    Abwehrend hob Sofia die Hand, als könne sie die Erkenntnis zurückhalten, die wie ein kalter Fausthieb traf, sich in Eiseskälte in ihrem Inneren kristallisierte und zudrückte.
    Edward ging an ihr vorbei und setzte sich auf den Schemel in der Mitte des Audienzraumes.
    »Ich bin hier, Sofia!« Seine Stimme war sanft und mitfühlend. Die Gefühle, die er ihr versuchte mit Hilfe des Bundes zu vermitteln liebevoll.
    Wahrheit!
Sofia taumelte, als Edwards Sanftheit sich mit der Kälte verbündete, sie immer intensiver werden ließ, immer tödlicher und langsam die Kontrolle über ihren Körper übernahm.
Gelogen! Alles!
    Edward beobachtete, wie die Erkenntnis langsam durch Sofia zog und sich in ihrer Haltung und in ihrem Gesichtsausdruck widerspiegelte; über Unglaube, Leugnung und Wut alles enthielt und in Verrat endete. Alles in ihr versank in seiner Täuschung und löste sich auf. Langsam traten Tränen in ihren Augen, sammelten sich und liefen ihre Wangen hinab. Sofia schien es nicht einmal zu bemerken. Reiner und makelloser als die Statuen seiner Mutter stand sie vor ihm und starrte ihn an, als habe er ihr einen tödlichen Schlag versetzt.
    An der Tiefe ihrer Erschütterung konnte er erkennen, dass es vorbei war. Trotzdem versuchte er sie mental zu erreichen:
Erkenn die Wahrheit, Sofia! Fühle sie! Ich liebe dich!
und fragte mit belegter Stimme, die Frage, die er stellen musste: »Liebst du mich, Sofia?«
    Ungläubig starrte Sofia Edward an und fragte sich, ob er –
Gott im Himmel! Der Magistrat!
– wirklich die Unverschämtheit aufgebracht hatte, diese Frage zu stellen.
    »Spinnst du?« Sie war erschüttert darüber, wie gefasst ihre Stimme klang, so gewohnt daran, verletzt und zurückgestoßen zu werden, dass ein Teil ihres Gehirns einfach weiterarbeitete, Entscheidungen traf und antwortete, ohne ihr Bewusstsein zu informieren. Automatik als Selbstschutz.
    Edward hob entschuldigend die Hände. »Ich liebe dich, Sofia! Egal, was du sagst, oder tust, ich liebe dich!«
    Sie lachte und klang hysterisch. »Ich bin hergekommen, um dich umzubringen…« Sie lachte wieder, während die Verzweiflung in ihr tiefe Wurzeln schlug. All ihr Zynismus konnte es nicht übertönen. »… und du hast einfach…du hast alles geplant, nicht wahr? Du hast gewusst, dass ich diese Informationen finden würde! Du hast gewusst, dass ich herkommen würde!«
    Edward nickte und versuchte abermals zu ihr vorzudringen. Doch sie war zu sehr gefangen in ihrem Schmerz.
    »Warum, Edward? Warum?« Am liebsten hätte Sofia die Welt ausgesperrt und sich ihrem Schmerz hingegeben. Doch trotz ihrer Verzweiflung glomm ein kleiner Funken in ihr, der auf eine Erklärung hoffte, auf etwas, was sie verstehen und akzeptieren konnte. Aber da war nichts, nur sein abweisender Gesichtsausdruck.
    Edward verkrampfte sich innerlich. Alles in ihm schrie danach, Sofia die gesamte Geschichte zu erzählen. Doch wenn er das tat, wäre alles umsonst gewesen und seine Familie tot.
    Flehend streckte er seine Hände nach ihr aus. »Vertrau mir, Sofia!«
    Bitte vergib mir und vertraue darauf, dass ich einen triftigen Grund für meine Halbwahrheiten und meinen Verrat habe
, flehte er innerlich und hoffte, dass er durch ihre mentale Mauer dringen konnte.
    Doch sie wich vor ihm zurück, als befürchte sie, er könne sie anfassen. »Du hast mich von Anfang an als Spielfigur missbraucht, mich nach Gutdünken manipuliert und wozu?« Sie wich weiter zurück.
Von Anfang an! Und ich habe gedacht, er mag und beschützt mich!
    Edward stand auf und blieb unschlüssig bei seinem Stuhl stehen. Wenn Sofia ihm doch nur vertrauen und sich ihm öffnen würde! Er konnte es ihr nicht erklären – nicht mit Worten. Doch sie verharrte in sich selbst, geborgen im Kokon aus Ablehnung, den sie zum Selbstschutz schon vor Jahren gebildet hatte.
    Sofia zuckte zusammen, als weiß glühender Hass sich durch ihren Körper fräste und verbrannten Boden hinterließe. Sie konnte die Tränen der Enttäuschung fühlen, die ihr über die Wangen liefen, aber es war ihr egal. Wieso sollte sie ihre Gefühle vor ihm verbergen? Er hatte sie benutzt. Von Anfang bis Ende, sie verstand seine Motivation nicht und nicht sein Ziel. Aber es gab keine rationale
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