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Zwillingsblut (German Edition)

Zwillingsblut (German Edition)

Titel: Zwillingsblut (German Edition)
Autoren: Jennifer , Schreiner
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unwirklich und alt. So als sei es an diesen Ort gebunden und entbehre jeglichen natürlichen Ursprung.
    Als die Vampirin aus dem Wasser stieg und tropfnasse, barfüßige Abdrücke auf dem Alabasterboden hinterließ war Edwards Blick unergründlich. Er verschloss seine Emotionen vor ihr.
Die ersten Spuren seit Jahrtausenden! Die erste Veränderung seit Alles angefangen hatte!
    Sofia schauderte trotzdem. Die nasse Kleidung klebte unangenehm an ihrer Haut. Obwohl ihr weder die Kälte oder die Nässe schaden konnte, empfand sie beides als unangenehm. Sie war froh, dass ihre Waffe, die Glock, Wasser vertrug. Mit ihr fühlte sie sich sicher.
    Langsam ging sie zwischen den hohen Säulen entlang, die oben und unten breitere Verziehrungen aufwiesen und an die Säulen des Pantheon erinnerten. Nachdenklich berührte sie den Stein, bewunderte die filigrane Technik, mit denen die Menschen dieses unterirdische Kunstwerk geschaffen hatten und wunderte sich darüber, dass es diesen Palast an dieser unmöglichen Stelle gab.
Woher kommt er? Wer hat ihn gebaut?
    Ein dreischiffiger Portikus mit 16 korinthischen Säulen aus Granit mit Alabasterfüßen erinnerte ebenfalls an das Pantheon und empfing den Besucher nach einigen Treppenstufen als Gebäudeeingang.
Ein römischer Palast an dieser Stelle ergibt einfach keinen Sinn!
    Die Vampirin hörte Edwards Schritte und wusste, dass er sich ihr zum Gefallen absichtlich menschlich, absichtlich laut bewegte, während er zu ihr aufschloss.
    Edward ließ Sofia vorangehen. Der Vampir hätte keinen magischen Bund zwischen ihnen gebraucht, um zu wissen, dass seine Anwesenheit hier lediglich geduldet wurde. Doch mit jedem seiner Schritte kam ein Stück Erinnerung zurück, ein Stück Lebensfreude. Seit zwei Jahrtausenden war er nicht mehr hier gewesen. – Seit Morna. Die Tiefe seiner Verzweiflung war ungebrochen geblieben, von der Zeit unerschüttert. Hinter jeder Säule glaubte er eine Bewegung zu sehen. Das Kinderlachen seiner siebenjährigen Nichte Niobe hallte von den Wänden wieder wie ein hinterhältiges Echo. Mit jedem Meter wurden die Unterhaltungen lauter, das Weinen des Neugeborenen Julius. Edward musste Sofia ansehen, um sich zu vergewissern, dass die Geräusche, die Freude und das Vergnügen nur noch in seiner Fantasie existierten. Trotzdem zuckte Edward mehrere Male zusammen, weil er glaubte, seine Mutter oben an der Treppe zur ersten Etage zu sehen. Eine Hand am Geländer, die andere zum Gruß erhoben. Er glaubte den geschmacklosen Schwank zu hören, den sein Onkel zum Besten gab und die Rufe seiner beiden Schwestern. Ein bloßer Widerhall seiner Erinnerung. Allein Sofia an seiner Seite gab ihm Hoffnung und stürzte ihn gleichzeitig in Zweifel.
Was, wenn ich mich irre?
    Dann wäre alles umsonst gewesen, vorbei im Hauch einer Entscheidung. Es würde keine weitere Familienfeier mehr geben, keine Familie mehr. Die Last dieses Gedankens bedrückte Edward ebenso wie der Idee, dass er die Erlösung seiner Familie vielleicht nicht erleben würde.
Ich wünschte mir, sie hätten Sofia kennengelernt!
    Wenn Sofia ihn trotz ihrer Liebe tötete, wenn sie auf ihrer Rache beharrte, würde seine Familie die Vampirin hassen, ohne zu begreifen, dass er es war, der Sofia dazu gebracht hatte, ihn zu töten. Niemals würde er ihnen seine Braut vorstellen können, niemals seiner Mutter sagen, dass es Liebe gab und dass sie es wert war. – Alles wert war, selbst wenn es nur für kurze Zeit währte.
    Edward wollte seine Füße in Richtung des großen Speisesaals zwingen, doch die barfüßigen Verräter folgten Sofia, die sich für einen anderen Gang entschieden hatte.
    Nur noch einen letzten Blick!
Als er die Feiernden zum letzten Mal gesehen hatte, waren sie – wie im Märchen – in den Bewegungen erstarrt, ihre Realität eingefroren. Ebenso wie bei den Flammen und dem Licht war auch ihre Zeit angehalten worden, würde erst wieder laufen, wenn er im Audienzsaal von seinem Geschöpf getötet wurde – oder sie ihre Liebe bestätigte.

35
     
    Der Gang endete in einem hohen Bogen, der mit viereckigen Verzierungen geschmückt war. Edward schmunzelte, als der Anblick der steinernen Rosen zwischen den Vierecken angenehme Erinnerungen weckte. Die Kunstgebilde waren den Lieblingsblumen seiner Mutter nachempfunden, ihren selbstgezüchteten Schatten- und Honigrosen, die nur in ihrem Palast und für sie blühten. Es hatte Monate gedauert, bis sie mit den steinernen Entwürfen der Arbeiter zufrieden gewesen war und
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