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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer
Autoren: Verkauftes Sterben
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Straßenseite. Diese Bullen waren wirklich Idioten.
    Um nach der Schwüle des Tages etwas kühlere Luft in seine Wohnung zu lassen, hatte er in den Abendstunden des Vortages die Fenster weit geöffnet. Der Passat hatte seine Aufmerksamkeit erregt, weil er ihn an die Wagen erinnerte, die die Polizei häufig bei ihren Radarkontrollen einsetzte. Zwei Männer saßen in der Karre. Er hatte sie schemenhaft erkennen können.
    Als er zwei Stunden später die Fenster wieder schloss, stand das Fahrzeug immer noch an seinem Platz. Um seinen Verdacht zu verifizieren, hatte er das Haus verlassen, seinen Mercedes aus der Garage geholt, war zum zwei Straßen entfernten Kiosk gefahren und hatte eine Programmzeitschrift gekauft. Und tatsächlich! Der Passat war ihm gefolgt. Er wurde beschattet.
    Heute war es also ein Golf. Auch der war mit zwei Insassen besetzt. Nun gut. Hatten sie die Fahrzeuge gewechselt.
    Sutthoff war kein Fantast. Er hatte die Möglichkeit, dass die Polizei trotz aller Vorsichtsmaßnahmen über kurz oder lang auf seine Spur stoßen könnte, nie ganz außer Acht gelassen.
    Jetzt war es geschehen. Er fragte sich, welchen Fehler er begangnen hatte. Es gab nicht viele Personen, die seine wahre Identität kannten: Josef und Michail natürlich, und Kulianow.
    Die beiden ersten schieden als Sicherheitsrisiko aus.
     
    Mit Josef verband ihn eine lange Freundschaft. So etwas war selten in ihrem Gewerbe. Sie hatten sich am Schwarzen Meer kennen gelernt, noch zu Zeiten, als der Eiserne Vorhang Europa in zwei große, verfeindete Blöcke teilte. Im Jahr darauf erkrankte Josefs Sohn lebensgefährlich und Sutthoff hatte die dringend benötigten Medikamente, die in Rumänien nur an hohe Parteifunktionäre abgegeben wurden, in das Land geschmuggelt. Seitdem vermittelte Josef ihm die Leute, die er benötigte. Nein, Josef hatte ihn nicht verraten. Der würde sich eher vierteilen lassen.
    Und Michail Müller war quasi sein Partner. Er war tief in die Unternehmungen verstrickt. Zu tief. Kein Richter würde sich auf einen Deal über das Strafmaß einlassen, wenn Müller ihn ans Messer liefern würde. Warum also sollte ihn Michail verraten?
    Für einen Moment dachte Sutthoff an Schmidt, verwarf den Gedanken aber wieder. Diese Buchhalterseele hockte einsam in ihrer Wohnung und bangte um Frau und Tochter. Der Apotheker musste unwillkürlich grinsen. Wie einfach es doch war, Menschen unter Druck zu setzen, wenn man ihre Schwächen kannte. Nein, der Kerl würde schweigen wie ein Grab. Außerdem kannte Schmidt seinen echten Namen nicht.
    Sutthoff war ihm gegenüber immer nur als Hendrikson aufgetreten. Natürlich war es nicht auszuschließen, dass Schmidt ihn zufällig in der Stadt erkannt und unbemerkt verfolgt hatte, aber wahrscheinlich war das nicht.
    Blieb eigentlich nur Kulianow. Schließlich hatte er sich von den Bullen erwischen lassen und war für einige Stunden in U-Haft gelandet. Nicht sehr lange, aber lang genug, um zu quatschen. Andererseits – das war bereits vor vierzehn Tagen geschehen. Und die Bullen standen erst seit gestern vor seiner Tür, da war sich Sutthoff sicher. Warum hätten sie mit seiner Verhaftung warten sollen? Außerdem war Kulianow von Josefs Leuten nach seiner Rückkehr ausgiebig ins Gebet genommen worden. Kulianow war sauber und konnte wieder eingesetzt werden, sobald er sich von den Folgen des Verhörs erholt hatte.
    Was war mit diesem Anwalt? Er hatte in der Serviceagentur herumgeschnüffelt, war bei FürLeben aufgetaucht und die Beschreibung, die ihm Schmidt gegeben hatte, passte zu diesem Deidesheim. Michail hatte einen Riecher dafür, wenn etwas faul an einer Sache war. Und dieser Deidesheim, davon war sein Partner überzeugt, war oberfaul. Schließlich war dem angeblich Kranken nicht aufgefallen, dass die Medikamente, die auf der Liste standen, nur stationär verabreicht wurden.
    Das war vielleicht nicht wirklich ein Beweis. Viele Kranke konnten sich nicht an die Namen der Arzneien erinnern, mit denen sie behandelt wurden. Wer wüsste das besser als er?
    Trotzdem war der Apotheker skeptisch. Hatte Esch die Bullen auf seine Spur gebracht? Aber wie? Was konnte er wissen?
    Der Apotheker straffte sich. Er ging in die Küche, um sich einen Kaffee zu holen. Als er zurückkehrte, hatte er einen Entschluss gefasst. Er musste herausfinden, was dieser Esch wusste. Und dann galt es, das Leck zu schließen und zu verschwinden. Wenn er mit neuer Identität an anderer Stelle neu anfangen wollte, musste er wissen,
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