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Zwergensturm

Zwergensturm

Titel: Zwergensturm
Autoren: Oliver Mueller-Hammerschmidt
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Heer und seinen Meister darstellen. Stattdessen betrachtete er zufrieden, wie die Oger die Mine erreicht hatten und einen der beiden Dunkelelfen einfach ergriffen und in der Luft zerrissen. Es störte ihn auch nicht sonderlich, dass einer der Dunkelelfen im letzten Moment entkam und der andere noch im Moment seines Todes die letzten Pfeile in den Rachen eines der Oger schoss und ihn so mitnahm auf den Weg in die Unterwelt.

Pruda, in der „Ranzigen Scheune“, Haggys Stammkneipe
    Haggy rülpste laut und zufrieden in die Runde. Er liebte den Aufenthalt im Gasthaus. Die „Ranzige Scheune“ war seine Stammkneipe. Oft traf er sich hier mit seinen Freunden. Sie redeten unsinniges Zeug, tranken, lachten und tanzten. Auch heute waren sie wieder alle gekommen, er, Otto, Tinchena und Zahrin. Otto und Zahrin erzählten sich gegenseitig Witze, deren Niveau üblicherweise mit steigendem Alkoholkonsum rapide abnahm. Haggy lachte mit ihnen und trank seinen Krug mit dunklem Bier in einem kräftigen Zug aus. „Ach, was für ein Leben“, sprach er in die Runde. „Ja, man kann es hier schon aushalten“, pflichtete die kleine Gnomin Tinchena ihm bei. Sie war die Einzige mit einem gezügelten Alkoholkonsum. Haggy überlegte, dass das wohl mit ihrer Größe zusammenhing. In so einen kleinen Körper konnte nicht viel Alkohol hineingehen. Aber auch Tinchena hatte einen kleinen Krug mit Bier vor sich stehen, wobei sie jedoch helles, leichtes Bier vorzog. Das kräftige, dunkle Gebräu, das ihr Zwergenfreund in sich hineinschüttete, war ihr viel zu stark.
    „Meint ihr, dass Wily recht hat?“, unterbrach Haggy die f röhliche Stimmung. Zahrins Gesicht wurde etwas ernster. „Meinst du damit, dass die Dunkelelfen uns die Seelen rauben, uns so gefügig machen und so weiter?“ „Ja“, antwortete Haggy. „Ich meine, letzten Endes sind wir doch nur ihre Sklaven, und wir beschweren uns nicht einmal darüber. Na ja, wir nicht, Wily natürlich schon“, grinste Haggy und dachte an den alten Kauz.
    „Manchmal denke ich so wie er .“ Otto sah gedankenverloren auf den Tisch. „Ich meine, wir lachen viel, treffen uns und haben unseren Spaß, aber irgendwie ist es doch so, als ob ein grauer Schleier über dem Besetzten Land liegt. Irgendwie ist alles so … ereignislos. Trostlos will ich nicht sagen“, fügte er hinzu, „aber es passiert ja eigentlich nichts. Vielleicht fügen wir uns wirklich zu leicht in unser Schicksal.“ „Wer weiß denn schon, was unser Schicksal ist?“ Tinchena legte ihre Füße auf den Tisch. Sie hatte die Angewohnheit, mit den Fußspitzen zu wackeln, wenn sie nachdachte oder etwas erklärte. „Na, im Moment scheint die Besatzung unser Schicksal zu sein.“ Man sah Otto seinen Unmut an. „Noch vier Bier, bitte“, rief Haggy dem Wirt zu. „Wie immer, drei Riesenportionen und eine kleine.“ Der Wirt lachte und begann, Bier aus dem Fass zu schöpfen, als Dieba zur Tür hereinstürmte. Ihr Blick suchte rasend den Raum ab und blieb an Haggy und seinen Freunden hängen. „Kommt, kommt schnell!“, rief sie ihnen zu. „Wily! Es geht um Wily!“

Ehemalige Zwergenhauptstadt Aurum, Kneipe „Zur dampfenden Wurst“
    Olly, der Kneipenwirt, stand hinter dem Tresen und trocknete einen Krug ab, den er eben gespült hatte. Seine beliebte Kneipe war um diese Uhrzeit noch nicht sonderlich gut besucht, doch der eine oder andere Kunde hatte sich bereits eingefunden. Da morgen Ruhetag im Besetzten Land war, rechnete er für heute Abend mit viel Kundschaft. An diesen Abenden waren oft fast alle seine vierzig Tische besetzt, die Stimmung entsprechend und die Einnahmen gut. Er konnte den Zehnt gut verschmerzen, aber es war ihm auch bewusst, dass er damit privilegiert war. Einige seiner Kunden mussten jeden Taler dreimal umdrehen, bevor sie ihn ausgaben. Letzteres taten sie dann oft in der „Wurst“, wie seine Kneipe im Volksmund genannt wurde. Viel mehr konnte man mit dem Geld ja auch nicht machen, waren einmal die lebensnotwendigen Dinge erstanden.
    Zwölf Gäste zählte Olly. Eigentlich waren es dreizehn, aber den Propheten konnte man leicht übersehen. Wie immer saß er alleine in der hintersten, dunkelsten Ecke des quadratischen Gastraumes. Und wie immer würde er den ganzen Abend an einer einzigen Tasse Tee nuckeln. Viel Umsatz brachte dieser Gast nicht, aber Olly ließ ihn gewähren. Er trug schließlich mit zur Unterhaltung der Gäste bei. Einige fanden ihn unheimlich, ja, aber jeder hörte zu, wenn er eine seiner
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