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Zweite Chance - zu dritt

Zweite Chance - zu dritt

Titel: Zweite Chance - zu dritt
Autoren: MELISSA MCCLONE
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verwirrt. Kate hatte nie erwähnt, dass Cassidy Medikamente brauchte. „Wofür das? Wegen ihres Zahns?“
    „Ohrenentzündung“, erklärte Sean.
    Was war hier los? Jared fühlte sich immer unbehaglicher. Kates Angestellte wussten eindeutig mehr über seine Tochter als er.
    „Ich bin bei Kate, wenn Sie mich brauchen“, erklärte er rasch und machte sich auf den Weg zu ihr.
    Als er den Krankenhausflur entlangging, kamen ihm wieder Bilder von Boise in den Sinn. Das Wiedersehen mit Kate bei dem Anwalt. Cassidy in ihrem Krankenhausbettchen. Die Trauerfeier und der Abschied von ihren besten Freunden.
    Er betrat das Zimmer. Kate lag in dem einzigen Bett, einen Infusionsschlauch im Arm und einen weißen Verband um den Kopf. Beim Anblick ihres bleichen Gesichts überkam ihn eine Welle von Schuldgefühlen. Wäre das auch passiert, wenn er dagewesen wäre? Plötzlich verspürte er ein flaues Gefühl im Magen.
    Die Ärztin, eine junge Inderin mit dichtem, schwarzem Haar, trat gerade vom Bett zurück.
    Jared zwang sich zu einem munteren Lächeln. „Hi.“
    „Hi“, murmelte Kate. Sie sah schläfrig aus. „Cassidy?“
    „Ihr geht’s gut. Sie macht Mittagsschlaf.“ Jared berührte sacht Kates rechte Hand. Sie sah so zerbrechlich aus. „Sean und Maisie sitzen mit ihr im Warteraum. Meine Eltern sind auf dem Weg hierher.“
    „Gut“, sagte Kate schwach und verstummte wieder.
    Jetzt begrüßte ihn die Ärztin. „Ich bin Dr. Pradhan.“
    „Jared Reed.“
    „Ihre Frau hat eine mittelschwere Gehirnerschütterung“, sagte die Ärztin. „Die Computertomografie hat keine Schädelrisse oder Blutungen gezeigt, aber wir behalten sie heute Nacht noch zur Beobachtung hier.“
    „Ist es ernst?“
    „Kopfverletzungen, besonders in Verbindung mit Bewusstlosigkeit, muss man immer ernst nehmen, aber sie sind normalerweise nicht lebensbedrohlich. Allerdings mache ich mir Sorgen über den Grad der Erschöpfung, der den Zusammenbruch Ihrer Frau ausgelöst hat.“
    Jared hatte sich manchmal gefragt, ob Kate auf sich achtgeben würde, wenn er nicht da war, aber nie hätte er gedacht, dass sie eines Tages im Krankenhaus landen würde. Er begriff einfach nicht, was hier vor sich ging. Sie hatte ihm gesagt, dass sie ziemlich müde war, aber das war ja mehr oder weniger normal für eine berufstätige Mutter. Sie hatte nie angedeutet, dass etwas nicht in Ordnung oder Cassidy krank war. Er fuhr sich verwirrt durchs Haar.
    „Cassidy?“, fragte Kate.
    Dasselbe hatte sie gerade eben schon gefragt. Das konnte doch nichts Gutes bedeuten! Erschrocken sah Jared die Ärztin an.
    „Immer wieder dasselbe zu sagen gehört zu den möglichen Symptomen einer Gehirnerschütterung“, erklärte Dr. Pradhan. „Antworten Sie ihr einfach.“
    „Cassidy geht’s gut.“ Er streichelte ihr die Hand. „Sie ist draußen mit Sean und Maisie.“
    „Gut“, murmelte Kate.
    Nein, es war überhaupt nichts gut. Jared fühlte sich elend. Es tat weh, Kate in diesem Zustand zu sehen. Es tat weh, sich fragen zu müssen, ob er daran Schuld trug.
    Ihr Kopf schmerzte. Ihr Hirn fühlte sich an wie übrig gebliebener Haferschleim. Oder als hätte ihr jemand den Schädel mit nasser Watte ausgestopft. Kate schlug die Augen auf und blinzelte ins Licht.
    Sie war im Krankenhaus. Und Cassidy … ging es gut.
    In ihrem Schädel pochte es, und sie sah alles so unscharf, dass sie die Augen wieder fest zumachte. Irgendwann versuchte sie es von Neuem. Das Bild wurde klarer, und sie sah Jared, der ihr direkt ins Gesicht blickte.
    Er war zurück.
    Ihr Herz tat einen Satz. „Du bist da“, murmelte sie.
    Sein zärtliches Lächeln war wie eine Liebkosung. „Wo sollte ich sonst sein?“
    „Wasser, bitte“, brachte sie heiser heraus.
    Jared drückte einen Knopf an ihrem Bett, und das Kopfende richtete sich ein wenig steiler auf. Kate fühlte sich leicht schwindlig, bis sie sich an die aufrechtere Position gewöhnt hatte. Inzwischen füllte Jared ihr ein Glas mit Wasser.
    Sie roch den Duft von Blumen. Hinter Jared erblickte sie Sträuße in allen Farben und Größen. Sogar eine Schachtel ihrer Lieblingspralinen stand dort.
    Jared reichte ihr ein Glas, und sie trank in kleinen Schlucken. Das Wasser tat gut und vertrieb ein paar der Nebelschwaden aus ihrem Kopf.
    Und dann brach die Wirklichkeit über sie herein. Alles, was sie zu schaffen versucht hatte, das perfekte Bild, das sie der Welt so viele Jahre von sich gezeigt hatte, war in sich zusammengefallen.
    Aus. Es war alles vorbei.
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