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Zwei Wochen danach (German Edition)

Zwei Wochen danach (German Edition)

Titel: Zwei Wochen danach (German Edition)
Autoren: Kathrin Schachtschabel
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sich den Schweiß weg und dann die Tränen aus dem Gesicht, die immer wieder nachlaufen.
    Sebastian ist tot. Und sie ist daran schuld!
    Sie ist allein. Und sie will das alles nicht länger ertragen! Sie zieht die Decke zu sich hinüber, doch sie spürt ihre Wärme nicht. Alles, was sie spürt, ist die Sehnsucht nach ihrem Mann.
     
    ***

(Kristel)
    Als sich Ludwig mit den Buben zum Mittagsschlaf hinlegt, fährt Kristel nach München.
    Bunte Ostereier hängen am Strauch vor Pits Zimmer und verraten etwas von der Idylle, die hier noch letzte Woche vorgeherrscht hat. Kristel geht schnell vorüber.
    Die Kinder lenken mich ab, denkt sie. Sie vermitteln einem den Eindruck von Normalität. Sie müssen so schnell wie möglich wieder zu Heike. Sie braucht jetzt vor allem Ablenkung.
    Stille, als sie das Haus betritt.
    „Ich bin hier.“ Die Stimme kommt aus dem Wohnzimmer.
    Kristel sieht ihre in eine Decke eingerollte Tochter auf der Couch liegen. Als sie näher kommt, bemerkt sie ihre Tränen. Kristel muss sich beherrschen, um nicht auch weinen zu müssen.
    Sie räumt die Tasche in ihrer Hand aus und legt ein paar bunte Eier auf den Tisch. Dann geht sie mit dem Telefonverzeichnis in den Flur. Als sie es zurückstellt, sieht sie den Anrufbeantworter blinken. Fünf Nachrichten. Sie fragt sich, ob auch noch ihre dabei ist. Zögernd drückt sie auf die Wiedergabetaste.
    Sie hört Thomas, dann zwei Frauen, die sie nicht kennt, zuletzt Sebastians Vater und seine Schwester.
    Veronika will gleich morgen kommen.
    Ob der Anruf von gestern Abend oder von heute stammt?
    Sebastians Vater wird vorerst zu Hause bleiben, er muss sich um die Tiere kümmern.
    Er ruft wieder an, hat er gesagt.
    Ganz leise.
    Kristel holt für die Ostereier eine Schüssel aus der Küche und setzt sich dann zu Heike. Bevor sie ihr die Neuigkeiten überbringen kann, krallt sich Heike an ihr fest und weint.
     
    ***

(Nicole)
    Den Nachmittag habe ich zu Hause verbracht. Ich hatte gehofft, dass die Kinder nur in die Klinik gehen würden, aber beide wollten anschließend noch bei ihren Freunden vorbeischauen.
    Als es auf fünf Uhr zugeht, überlege ich mir etwas Anständiges fürs Abendessen, denn wir würden nicht allein sein. Joachims Tasche hat neben Ralphs Bett gestanden. Und Renate hat gefragt, ob sie ein paar Tage bleiben können.
    Ich durchstöbere den Gefrierschrank nach irgendeiner Überraschung, die mir den Abend retten könnte, doch sie bleibt aus. Ich entscheide mich für Kartoffelauflauf und beschließe, für morgen Mittag einen Tisch beim Chinesen zu reservieren, denn außer ein paar Packungen Nudeln mit Fertigsauce für meine halb erwachsenen Kinder habe ich nichts im Haus. Ich dachte, ich könnte mich an diesem Wochenende von meiner Mutter verwöhnen lassen.
    Bevor ich anfange, beziehe ich die Couch im Arbeitszimmer für Joachim. Einen Augenblick lang überlege ich, ob ich mein Schlafzimmer für beide hergeben soll, aber ich habe Angst vor der Einsamkeit. Ich brauche Renate an meiner Seite, sonst kann ich nicht schlafen.
    Beim Chinesen ist dauernd besetzt. Widerwillig schäle ich eine Kartoffel nach der anderen und hoffe, dass die Kinder doch noch rechtzeitig zum Essen kommen.
     
    ***

(Kristel)
    Zweimal musste sie anhalten auf dem Rückweg. Musste von der Straße abfahren, weil die Tränen ihr die Sicht genommen hätten, wenn sie weitergefahren wäre, ohne ihren Gefühlen Beachtung zu schenken.
    Kristel hat Sebastian geliebt wie einen eigenen Sohn. Sie leidet mit Heike.
    Als sie am Abend das Gemüse für den Eintopf zurechtstutzt, den sie morgen mit zu Heike nehmen will, denkt sie mit Erschütterung an den Nachmittag in München zurück.
    Sie hofft, dass sie die Kinder noch ein bisschen in Ruhe lassen, bevor sie nach Essen betteln. Kristel hat jetzt keinen Nerv für sie, das hat sie vorhin schon gemerkt, als sie heimgekommen ist. Sie hat nur ihre Tochter im Kopf. Die war so aufgelöst.
    So hilflos hat sie Heike noch nie erlebt. Sie ist immer eine Realistin gewesen, die sich in jeder Situation zu helfen wusste.
    Muss sie sich zu allem Unglück jetzt auch noch selbst Vorwürfe machen?
    Kristel hört das Jauchzen von Pit aus dem Wohnzimmer und Tränen schießen ihr in die Augen. Ludwig hat die Eisenbahn aus dem Keller geholt. Sie sucht nach einem Tuch, wischt ihre Augen aus und verharrt einen Moment, bis es besser wird.
    Dann nimmt sie den Löffel, schiebt vorsichtig das Gemüse vom Brett in die heiße Brühe, damit es nicht spritzt, und rührt.
    Ihr
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