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Zwei Wochen danach (German Edition)

Zwei Wochen danach (German Edition)

Titel: Zwei Wochen danach (German Edition)
Autoren: Kathrin Schachtschabel
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nun davon!“, sage ich wütend zu Ralph.
    „Immer wieder hab ich dich gebeten, mit diesem gefährlichen Sport aufzuhören, als die Kinder kamen! Ich wollte doch keine Waisen großziehen!
    Und du? Hast nur an dich gedacht! Egoistisch wie dein Vater!“
    Ich bin ganz außer Atem. Ein Wunder, dass Joachim das Fliegen auch nicht gefallen hat, denke ich.
    Aber Ralph war erwachsen. Er konnte es ihm nicht länger verbieten. Ralph war nicht mehr das Kind, wollte es sich nicht mehr verbieten lassen. Schon gar nicht von mir, seufze ich.
    Der andere Pilot war gestorben. Er hatte nicht solches Glück.
    Seine Frau soll dabeigestanden haben, hat Herr Arendt heute Morgen am Telefon gesagt.
    „Verdammter Flieger!“, wütet es in mir.
    Dann fällt mir die Frau ein und mir kommen die Tränen.
     
    ***

(Kristel)
    Die Sonne scheint schon einen Spalt in den Garten hinein und die Jungen haben gute Laune, als sie aufstehen. Marcus weiß, was ihn erwartet. Schnell zieht er sich an, den Lieblingspulli verkehrt herum, und bewegt sich hüpfend in Richtung Wohnzimmer. Kristel hebt Pit auf ihren Arm, nimmt seine Anziehsachen in die Hand und folgt Marcus. Er bleibt an der Terrassentür stehen und äugt nach draußen. Äugt rechts und links, bis er etwas Buntes entdecken kann. Dann holt er seine Gummistiefel und die von Pit, stellt sie vor seinen Bruder hin und lächelt ihn an. „Komm Pit, beeilen. Der Osterhase war da!“
    Pit weiß nichts damit anzufangen, aber er spürt die Aufregung seines Bruders und wird zappelig. Immer wieder drückt Kristel ihn auf den Boden zurück, um ihm Hose und Stiefel anzuziehen.
    Im Garten gibt Marcus Jubelschreie von sich.
    Karl-Ludwig verfolgt ihn mit der Kamera. Filmt, wie er mit einem großen Schokoladenosterhasen in der einen und dem ferngesteuerten Auto in der anderen Hand zur Terrassentür stolziert.
    Kristel muss schlucken, als sie ihn stehen sieht.
    Heike hätte es nie gekauft. Es war Sebastians Idee. Ein Geländewagen. Das Metall glänzt in der Sonne und Marcus Augen ebenso.
    Pit ist nun endlich in seinen Gummistiefeln. Er rennt in Marcus Richtung und will ihm das Auto aus der Hand reißen. Marcus schreit auf und reicht seinen Schatz an den Opa weiter, der es, eine Hand, aber nicht sein Auge von der Kamera gelöst, gebückt in Sicherheit bringt.
    Den Osterhasen stellt Marcus auf den Tisch. Dann nimmt er seinen schreienden Bruder und macht ihn aufmerksam auf einen Gegenstand, der blau, gelb, rot hinter dem Rhododendron-Busch hervorlugt.
    Pit rennt hinüber, stolpert über die Kante und zieht eine Schubkarre aus dem Gebüsch und hinter sich her. Marcus will ihm zeigen, wie es geht, doch Pit fängt an zu schreien, als er ihm die Schubkarre wegnimmt.
    Vergeblich versucht Karl-Ludwig, Pit auf die anderen Geschenke aufmerksam zu machen, die im Garten versteckt sind. Pit hat nur Augen für die Schubkarre.
    „Opa, ich will mein Auto ausprobieren!“, ruft Marcus ungeduldig.
    Kristel, die die Zeremonie von der Terrassentür aus beobachtet hat, holt sich ihre Jacke aus dem Flur und geht mit Marcus in den Hof.
     
    ***

(Heike)
    Langsam kommen Gedanken in Heikes Kopf. Gedanken, die sie traurig stimmen und die doch willkommen sind.
    Die Leere der vergangenen zwei Tage hat ihr ermöglicht zu überleben, aber das war auch alles.
    Ihr Magen befindet sich mittlerweile in Aufruhr.
    Gleich nach dem Aufwachen war sie in die Küche gegangen, hatte sich Kaffee gemacht und zwei riesige Marmeladenbrote gegessen.
    Jetzt sitzt Heike im Wohnzimmer und überlegt, ob sie den Anrufbeantworter abhören soll.
    Nein, sie würde ihre Mutter darum bitten, wenn sie heute kommt.
    Ihr wird schlecht von der vielen Marmelade und sie legt sich auf die Couch. Ihr Körper muss sich erst an seinen Einsatz gewöhnen.
    Als Heike die Augen schließt, sieht sie Sebastian vor sich. Er hat Pit über den Zaun gehoben und auf seine Schultern gesetzt. Marcus steht vor ihm. Alle drei lachen. Das war das letzte Bild von ihrem Mann, bevor er ins Flugzeug gestiegen ist.
    Und das schlimmste.
    Warum nur hat sie Sebastian nicht zugestimmt, als er nach Greiling fahren wollte. Der Flugplatz war weiter, ja, und Heike hasste die langen Autofahrten mit den Kindern. Aber hätte sie nicht ein einziges Mal nachgeben können?
    Als sie Sebastians Flugzeug zu Boden stürzen sieht, reißt sie die Augen auf. Sie will das nicht noch einmal erleben! Nein!
    Sie spürt, wie ihre Stirn feucht wird, als sie sich hinsetzt, und sucht nach einem Taschentuch.
    Erst wischt sie
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