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Zwei sind eine zu viel

Zwei sind eine zu viel

Titel: Zwei sind eine zu viel
Autoren: M. L. Busch
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an meinem ersten Tag im Eingang mit ihm zusammengestoßen.“
    Emma fühlte immer noch die Röte in ihrem Gesicht. Obwohl der hochn ä sige Geschäftsmann sie scheinbar schon vergessen hatte und nun zum näch s ten Trainingsgerät ging. Er stellte das Gewicht ein und setzte sich, um die Arme in Position zu bringen. Ja, die Arme sahen auch gut aus.
    Lucy sah Emma an, als würde sie von Gott persönlich sprechen. „Das ist Simon Bogener, sehr nett, sehr beliebt, sehr gut aussehend, sehr … sehr … auf jeden Fall wird er hier von allen gemocht. Auch ich mochte ihn mal.“ Lucy blickte lächelnd in Herrn Bogeners Richtung. „Na, immerhin habe ich wegen ihm die Wette verloren.“ Sie seufzte lang anhaltend. „Aber wie ich ihn kenne, wird er sich bei mir revanchieren. Vielleicht ist das dann sogar besser als der Milchshake, den du bekommen hast. Mal sehen.“ Lucy huschte ein flüchtiges Grinsen über das Gesicht, bevor sie verträumt zur Decke blickte. Alles andere um sie herum hatte sie offensichtlich vergessen.
    Emma stand der Mund offen. Sie war sprachlos. Dass ihre Schwester so o f fenkundig jemanden anhimmelte, war ungewöhnlich. Wer war dieser Simon Bogener, dass er so einen Eindruck auf ihre Schwester hinterlassen hatte? „Kennst du ihn näher?“
    „ Er ist ein echt netter Kerl und ein ganz hohes Tier im Verlagswesen. Spricht fließend e nglisch, s panisch und f ranzösisch. Ist witzig, sexy, hat einen Abschluss in Wirtschaft, Publizistik und Politik, glaub ich. Er macht ganz schön Karriere. Ihm gehört außerdem die Rodenheimer Verlagsgruppe und er ist für das Erscheinen der meisten Artikel im Jahreszeitenverlag veran t wortlich. Ich könnte mir schon vorstellen, mich mit ihm einzulassen.“ Lucy seufzte tief und etwas teeniehaft. „Er ist so ’Richard-Gere-ig’, findest du nicht?“
    Emma betrachtete ihre verliebt aussehende Schwester und zog skeptisch die Augenbrauen zusammen. Na, das fand sie aber mal so gar nicht. Lucy redete in einer Tour weiter. Anscheinend erwartete sie keine Bestätigung oder Antwort.
    „ Aber ich bin leider nicht die Einzige, die ihn will. Alle hier stehen auf S i mon.“ Sie machte eine Handbewegung Richtung Trainingsfläche, die alle weiblichen Teilnehmer mit einschließen sollte. „Er ist aber auch so verdammt nett und zuvorkommend zu allen.“
    „ Woher weißt du das denn alles?“, fragte sie und wunderte sich immer mehr über ihre sonst so vernunftgeplagte Schwester.
    „ Das wissen doch alle hier.“ Lucy schnaubte. „Glaub mir, ich lüge nicht, wenn ich behaupte, er ist das beste Pferd im Stall.“

Drei
     
    Mittwochnachmittag saß Emma in der Aula der Fachhochschule. Grundlagen des Zeitungsjournalismus hieß das Thema. Es war eine Pflichtlehrveransta l tung im ersten Semester. Gegenstand der Vorlesung war die Gestaltung von Zeitungen mit den relevanten Darstellungsformen des Agentur- und Ze i tungsjournalismus.
    Emma konnte Professor Dr. Wolf kaum zuhören. Ständig musste sie den Mund aufreißen und herzhaft gähnen. So langsam glaubte sie, dass der Pr o fessor sie in der großen Aula ausgemacht hatte – ihr Gähnen schien ihm zu missfallen. Sie hatte extra einen Platz ganz links außen gewählt, wo sie sich im Schatten der anderen Studenten verstecken konnte. Der Professor stellte die neuen Zeitungslayouts vor und forderte nun seine Studenten auf, Fragen zu stellen. Sie stöhnte innerlich. Es gab doch immer noch irgendeinen Doofen, der eine Frage zu stellen hatte. Wenn Professoren am Ende der Vorlesung fragten, ob noch einer eine Frage hatte, war es eigentlich die Pflicht eines j e den Studenten, die Klappe zu halten. Aber nein, einer hatte immer noch was vom Stapel zu lassen. Meistens ging sogleich ein Stöhnen durch die Reihen – Streber gab es eben überall.
    Sie ließ den Kopf auf ihre verschränkten Arme sinken und hörte nur noch am Rand zu. Warum tat sie sich das nur an? Sie war müde, erschöpft und fühlte sich ein klein wenig krank. Sie hatte sich im letzten Jahr an der Fac h hochschule eingeschrieben, zahlte die Studiengebühren und saß regelmäßig in der Aula, um die nötigen Scheine zusammenzubekommen. Sie wollte sich um eine bessere Stelle bewerben, aber dafür musste sie ein bisschen mehr vorwe i sen, als eine Beschäftigung in einer Buchhandlung. So langsam zweifelte sie allerdings, dass sie ihr Vorhaben tatsächlich verwirklichen konnte. Sie arbeit e te seit drei Jahren in einer kleinen Buchhandlung in der Innenstadt. Ihr Job machte Spaß,
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