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Zwei sind eine zu viel

Zwei sind eine zu viel

Titel: Zwei sind eine zu viel
Autoren: M. L. Busch
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aber sie wollte gern mehr erreichen. Sie wollte gern selbst etwas veröffentlichen. Im Moment schrieb sie einmal die Woche eine Buchempfe h lung, die in der hiesigen Tageszeitung im Lokalteil abgedruckt wurde. Das gehörte zu dem Service, den die Tageszeitung der Buchhandlung bot. Ihre Chefin hatte ihr den Auftrag anvertraut und Emma machte es gern. Sie liebte es, zu schreiben und sie freute sich, wenn sie ihren Namen unter dem Artikel zu sehen bekam. Sie war nicht bekannt unter den lokalen Reportern, das wusste sie natürlich, aber ein klein bisschen Sicherheit und Selbstvertrauen gab ihr das regelmäßige Erscheinen ihres Artikels.
    Zum 10-jährigen Bestehen der Buchhandlung Saalmann hatte sie einen A r tikel verfasst. Durchweg erntete sie damit Lob und Anerkennung. Leider konnte sie sich nichts davon kaufen.
    Vielleicht war der Wunsch, mehr zu schreiben, auch nur ein Traum. Sie wusste nicht, ob sie es jemals schaffen würde. Wahrscheinlich war ihr Ziel zu hoch gegriffen. Sie hatte einen hervorragenden Abi-Durchschnitt. Aber auf dem konnte sie sich nicht ausruhen. Und in ihrem Alter im Journalismus noch Fuß zu fassen, war eine ziemlich überhebliche Annahme – nahezu u n möglich.
    Sie hatte Lucy nichts von diesen geheimen Träumen und Wünschen e r zählt. Wenn ihre Schwester das auch nur ahnen würde, würde sie die Auge n brauen hochziehen und sie darauf hinweisen, dass sie den „echten Studenten“ nur den Studienplatz wegnahm. Emma würde in ihren Augen niemals zu den „echten Studenten“ zählen.
    Lucy hatte ihren beruflichen Weg schon vor langer Zeit beschlossen. Arbe i tete im Fitnessstudio, war Physiotrainer, Personaltrainer, hatte Sport studiert und bildete sich ständig weiter, indem sie Wochenendkurse belegte. Seit Neustem belegte sie auch Weiterbildungskurse im Managementbereich. F i nanzen und so ein Kram. Sie gab Lucy noch ein paar Jahre, dann hätte sie ihr eigenes Fitnessstudio.
    Und was hatte Emma? Sie arbeitete in einer Buchhandlung, las Bücher und schrieb einmal die Woche einen Artikel. Langweiliger ging es kaum. Sicher, das Geld reichte, damit kam sie aus, wenn auch nur knapp, aber sie wollte etwas mehr im Leben erreichen. Doch bevor sie nicht etwas Bahnbrechendes geschafft hatte, auf das sie stolz sein konnte, würde sie schön den Mund ha l ten und Lucy nichts von ihren Träumen erzählen.
    Sie hatte die große Hoffnung, dass der Abschluss von ein paar Kursen im Bereich Journalismus ihr einige Türen öffnen könnte. Am liebsten würde sie ein paar Artikel schreiben, oder Kurzgeschichten, direkt aus dem Leben g e griffen. Als freier Mitarbeiter, der auf Provisionsbasis arbeitet. Ihre Chefin hatte ihr einen Praktikumsplatz in einem Verlag besorgt. Sie sollte sich dort im Lektorat nützlich machen. Lesen, beurteilen, aussortieren. Sie freute sich riesig darauf. Auch wenn dort nicht viel gezahlt wurde.
    „ Nächste Woche beschäftigen wir uns mit Journalismus und PR in Gege n wart und Zukunft.“
    Beifall ertönte und danach war ein lautes Stühlerücken und Geplapper zu hören, während der Professor seine Unterlagen übereinanderlegte und sich seinen kostbaren Montblanc-Kugelschreiber in die Hemdtasche steckte.
    Gott sei Dank, die Vorlesung war zu Ende. Sie schob sich durch die übe r füllten Stuhlreihen nach draußen. Aber nicht, ohne sich noch einen bösen Blick ihres Professors einzufangen. Er hatte ihren Anfall von Müdigkeit ta t sächlich mitbekommen und anscheinend persönlich genommen.
     
    *
     
    Simon saß an seinem Schreibtisch und blickte aus dem Fenster. Er hatte das dunkle Jackett seines Armani-Anzugs über die Stuhllehne gehängt. Die Füße hatte er auf den Schreibtisch gelegt, die Krawatte gelockert und den obersten K n opf des Hemdes geöffnet. Entspannt las und redigierte er die neuen Art i kel, die Herr Krüger ihm eben hereingegeben hatte. Danach sollte er sein Okay an die Druckerei geben. Aber irgendwie konnte er seine Gedanken he u te nicht so richtig sortieren. Immer wieder schweifte er ab.
    Seine Mutter hatte ihm am Wochenende ordentlich zugesetzt.
    Simon, du bist jetzt sechsunddreißig. Was ist mit Heiraten und Enkelki n dern? Jetzt bin ich noch fit genug, um mich um meine Enkel zu kümmern und mit ihnen Spaß zu haben. Wenn ich alt, gebrechlich und bettlägerig bin, werde ich dir auf dem Gebiet keine Hilfe mehr sein.
    Bei dem Gedanken musste er schmunzeln. Seine Mutter alt und gebrec h lich, das Bild passte überhaupt nicht in seine Vorstellungen. Sie war
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