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Zwei Neue auf Burg Schreckenstein

Zwei Neue auf Burg Schreckenstein

Titel: Zwei Neue auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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Ritter oder einer von Schreckenstein was macht, was er nicht soll, dann ist das erst einmal unsere Angelegenheit. Ganz gleich, ob er in Rosenfels Schnaps brennt oder in Grönland Schneeglöckchen klaut.“ Alle lachten.
    „Lacht nicht!“ rief Dampfwalze. „Es ist doch wahr! Mir ist nur grad nichts anderes eingefallen.“
    Strehlau hob die Hand und sagte: „Um bei Dampfwalzes Blumensprache zu bleiben: Wir haben ja gewusst, dass wir mit Beni kein unbescholtenes Maiglöckchen bekommen. Jetzt müssen wir ihm auch eine Chance geben.“
    „Außerdem steht er unter ärztlicher Beobachtung. Solange kann gar nichts entschieden werden“, bemerkte Mücke.
    „Man kann auch durch sogenannte ,erzieherische Maßnahmen’ vor die Hunde gehen“, sagte Jerry. „Wenn Beni jetzt fliegt und in ein Heim kommt, dann haben wir ihn alle auf dem Gewissen.“
    „Ein bemerkenswertes Argument“, meinte Dr. Waldmann. Für ein paar Sekunden herrschte Schweigen. Wie nach dem Urteil des Sachverständigen bei Gericht. Wenn es um wichtige Entscheidungen ging, machte der Rex keinen Unterschied zwischen Lehrern und Schülern. Jeder in der Schreckensteiner Gemeinschaft hatte seine Stimme.
    „Es freut mich, dass ihr euch so für Beni einsetzt“, sagte der Rex, „aber was sollen wir tun? Fräulein Dr. Horn hat, soviel ich weiß, den Vorfall schon gemeldet.“
    „Dann gibt es nur eines, Rex: Sie müssen rüber, sie umstimmen“, rief der kleine Eberhard.
    „Ich?“ fragte der Rex. „Wie stellst du dir das vor?“
    „Ach, ich weiß auch nicht... Wenn Sie vielleicht einen Walzer mit ihr tanzen?“
    Brausendes Gelächter quittierte diesen schönen Vorschlag. Auch der Rex konnte nicht ernst bleiben: „Wie stellst du dir das vor?“
    „Damit haben Sie schon mal eine Sache geradegebogen“, bemerkte Stefan.
    „Da hat er recht“, bekräftigte Dampfwalze. „Wenn Sie die Horn im Arm halten, schielt sie ja vor Glück.“
    Es gab kein Halten mehr. Ritter und Lehrer bogen sich vor Lachen, klatschten in die Hände, boxten einander auf die Brust. Andi umarmte Gießkanne, Ottokar und der Rex hielten einander an den Schultern fest und Dr. Schüler, der rasende Lateinlehrer, trommelte mit den Fäusten gegen den Kachelofen. So etwas gab es nur auf Schreckenstein.
    „Nein!“ rief der Rex und versuchte, sein flatterndes Zwerchfell unter Kontrolle zu bekommen. „Nein! In dem Fall ist es mit einem Walzer nicht getan. Und nachdem der Vorschlag, Beni zu helfen, von euch kommt, will ich mich auch gar nicht vordrängen. Diesmal müsst ihr versuchen, die... äh... Fräulein Horn zu beschwichtigen. Auch ihr habt auf diesem Gebiet ja schon Erfolge zu verzeichnen.“
    Vielleicht hing es mit Ottokars merkwürdigem Gefühl zusammen, dass Stefan plötzlich sozusagen zum Sprecher der Hilfsaktion für Beni wurde. So etwas gibt es. Wenn es damit zusammenhing, war Stefan sich dessen nicht bewusst. Er glaubte die Beweggründe des Rex zu verstehen: Wenn hier noch etwas zu retten sein sollte, dann nur durch die Initiative der Ritterschaft. Nach dem Motto; Schüler treten für einen Kameraden ein, der es besonders schwer hat.
    „Gut“, sagte er laut, „wenn ich mit Fräulein Dr. Horn Walzer tanze, schielt sie bestimmt nicht. Aber wir werden einen großen Entschuldigungszirkus veranstalten und ihr auf den Tränendrüsen knien, bis sie davonschwimmt.“
     
     
     

Darauf einen Rosenfelser?
     
    Ob es an der Niederlage in Neustadt lag oder an der Gelegenheit, für ihren Mitschüler eintreten zu können oder an beidem — die Ritterschaft fühlte sich einig wie schon lange nicht mehr. Der alte Schwung war wieder da. In der Redaktion der Schulzeitung „Wappenschild“ brüteten die besten und wortgewaltigsten Köpfe an einer Liste mit stichhaltigen Gründen, die Fräulein Dr. Horn dazu bewegen sollten, im Falle Beni Milde walten zu lassen.
    Aber Mücke schimpfte: „Abgestandener Kakao! Wir stammeln wie Betschwestern. Weil uns echte Argumente fehlen.“
    „Genau“, stimmte ihm Strehlau zu.
    Und ausgerechnet Hans-Jürgen, der Dichter, forderte: „Was wir brauchen, sind nicht schöne Formulierungen, sondern Fakten. Schlagworte aus der Jugend-Fürsorge. Kenntnis der einschlägigen Gesetze.“
    „Vielleicht sollten wir Jerry hinzuziehen? Der weiß da sicher was!“ meinte Ottokar. Er bemühte sich in letzter Zeit auffallend, den Ärger durch die Staffel aus der Welt zu schaffen. Aber Dampfwalze bremste: „Lass mal! Der kommt dann gleich mit einem Rechtsanwalt. Meine
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