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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum
Autoren: Andrea Schacht
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Besitzerin?«
    Ein bisschen sprunghaft der Konversationsstil des Jungen, aber er hatte ein nettes Lächeln.
    »Zumindest habe ich Haus und Laden von meiner Tante geerbt. Ich heiße Ginger Valenti.«
    »Geil!«
    »Na ja, Papa stammt aus Italien, Mamma mia aus Irland.«
    »Meine Mama ist von hier. Oben gibt’s bestimmt noch Katzenfutter.«
    »Gute Idee, dann werde ich mal sehen, ob ich etwas für das arme Wurm finde.«
    »Kann ich Ihnen helfen? Ich meine, hier aufräumen oder so?«
    Grüne Augen, begeistert über den Krimskrams streifend, sahen mich nun fragend an, und ich las die Botschaft dahinter.
    »Willst du dir ein Taschengeld verdienen?«
    »Rasenmähen ist jetzt bald nicht mehr, wissen Sie.«
    »Ich überleg’s mir, Olli.«
    »Fein. Ich wohne nebenan. Mama hat oben aufgeräumt. Ich meine, wenn Sie Fragen haben.«
    »Wie heißt deine Mutter?«
    »Irmela Dietz. Wir mochten Ihre Tante. Aber jetzt muss ich weg. Meine Mutter will, dass ich pünktlich zum Mittagessen da bin. Kümmern Sie sich gut um Ihren Plunder! Er hat’s nicht leicht gehabt.«
    Weg war er.
    Plunder klammerte sich noch immer an meine Schulter, und mit einer Hand schloss ich den Vorhang, dann die Ladentür und ging durch das Treppenhaus nach oben.
    In den Ferien hatte ich damals bei Tante Juliane gewohnt, sie hatte mir ein eigenes Zimmer eingerichtet. Darin wollte ich auch heute übernachten. Doch mein erster Gang führte mich nun in die Küche. Plunder zappelte und wollte auf den Boden gelassen werden.
    Verständlich, denn da stand der leere Futternapf. Ersetzte sich davor und hob ein klagendes, krächzendes Geheul an.
    Ich hätte beinahe mit eingestimmt, aber nicht, weil ich hungrig war, sondern weil ich jetzt endlich merkte, was dem armen Tier neben einer klangvollen Stimme wirklich fehlte.
    Bevor ich das jedoch näher untersuchen konnte, öffnete ich erst einmal die Schranktüren. Schon im zweiten Fach fand ich die Dosen und füllte den Napf reichlich.
    Plunder fiel heißhungrig darüber her.
    Ich verließ ihn für einen weiteren Rundgang durch die Wohnung. Das Gästezimmer war so geblieben, wie ich es in Erinnerung hatte, Tante Julianes Schlafzimmer aufgeräumt, das Bett abgezogen, alle Spuren von Krankheit und Verfall beseitigt. Irmela Dietz hatte gründliche Arbeit geleistet. Im Wohnzimmer dominierte ein grünes Plüschsofa, das neu dazugekommen war. Ein furchtbar wuchtiges Möbel, das offensichtlich mit Vorliebe von Plunder besetzt worden war, wie die weißen Haare darauf bewiesen. Obwohl zwei Samtkissen einen farbenprächtigen Akzent auf dem Tannengrün bildeten, erschien mir dieses Möbel monströs.
    Aber ich wollte ja nur zwei Tage hierbleiben und nicht in die Wohnung einziehen, also brauchte ich mich nicht daran zu stören.
    In einem flachen Weidenkorb mit einer ebenfalls dunkelgrünen Decke fand ich eine Bürste und etwas Katzenspielzeug,was mich daran erinnerte, dass ich Plunder das Fell säubern musste. Etwas skeptisch nahm ich die Bürste in die Hand. Nicht alle Katzen, so hatte ich erfahren können, liebten es, wenn ein Mensch ihnen die Schönheitspflege abnehmen wollte.
    Der verwahrloste Kater hatte den Napf klinisch rein geputzt und drückte sich jetzt wieder mit dem Hinterteil an den Schrank, als ich in die Küche trat.
    »Na, Plunder, kommst du mit?«
    Er hatte blaue Augen, wie ich jetzt bemerkte, und in ihnen spiegelten sich Furchtsamkeit und Kummer. Erst nachdem ich eine Weile auf ihn eingeredet hatte, machte er einen vorsichtigen Schritt auf mich zu. Ich nahm ihn wieder hoch und brachte ihn zu dem grünen Sofa. Er ließ es ohne Murren und vor allem ohne mich zu kratzen zu, dass ich sein verfilztes, staubiges Fell ausbürstete. Tatsächlich schlief er darüber sogar ein, und ich konnte mir in Ruhe sein hinteres Ende ansehen. Es war kein Geburtsfehler, nein, es war eine saubere Narbe dort, wo sich sein Schwanz hätte befinden sollen.
    Armer Kerl. Wie mochte Tante Juliane an ihn geraten sein? Sie hatte früher Katzen gehabt, meist solche, die einfach bei ihr auftauchten und dann blieben. Streuner, Verirrte, Vergessene.
    Auch Plunder gehörte wohl zu dieser Klientel – ein weißer Perserkater ohne Schwanz, das war ein Ausgestoßener.
    Wie seidig sein Fell war, jetzt, da es sich glatt und sauber um ihn flauschte. Er hatte auch ein hübsches Gesicht, nicht so eine eingedrückte Schnauzernase wie üblicherweise die Vertreter seiner Rasse aufwiesen, sondern eine normale Stupsnase.
    Ich würde mich nach einem guten Zuhause für
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