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Zur Sache, Schätzchen (German Edition)

Zur Sache, Schätzchen (German Edition)

Titel: Zur Sache, Schätzchen (German Edition)
Autoren: Candace Schuler
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Archer hatte ihrer damals neunjährigen Tochter einen Vortrag darüber gehalten, wie armselig ihre Wahl von Vorbildern und Schuhwerk war, und ihr ein Paar ordentliche braune Reitstiefel gekauft, einen ordentlichen englischen Reitsattel und hatte sie für ordentliche Reitstunden angemeldet, in dem Glauben, dass Roxannes Interessen und Vorlieben dadurch in eine gesellschaftlich akzeptable Richtung gelenkt würden.
    Waren sie auch.
    Zum Teil jedenfalls.
    Roxanne hatte gelernt, ihre Bewunderung für unkonventionelle Frauen für sich zu behalten, und nie wieder den Wunsch nach roten Stiefeln geäußert.
    Nach einiger Zeit vergaß sie fast, dass sie sich jemals welche gewünscht hatte. Dressurreiterinnen trugen keine roten Stiefel, genauso wenig wie ehrenhafte Studentinnen oder Mitglieder des Debattier- oder Lateinclubs. Und ganz sicherlich war noch nie eine glänzende Studentin, die die Abschlussrede hielt, mit roten Stiefeln über die Bühne zum Rednerpult gelaufen. Ein Cheerleader vielleicht, oder ein Mitglied der Schauspielgruppe, aber Roxanne war zu groß und zu gehemmt und … nun, einfach zu blöd gewesen, um diesen Cliquen anzugehören.
    Ein Mädchen, wie Roxanne es während ihrer Highschoolzeit gewesen war – groß, schlaksig, strebsam, schüchtern –, würde niemals etwas sagen oder tun, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Dieses Verhalten wurde zur Gewohnheit, und die schreckliche Teenagerzeit wurde abgelöst von einer ebenso langweiligen Zeit als Twen, ohne dass je irgendjemand von ihr Notiz genommen hätte.
    Kurz nach ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag ging sie eine Beziehung mit einem Lehrer der exklusiven Privatschule ein, an der sie selbst englische Literatur und Latein unterrichtete. Aber auch in diesem Fall schaffte sie es nicht wirklich, seine Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen. In den drei Jahren, die sie zusammen verbrachten, lernte er weder, wie sie ihren Kaffee mochte – mit einem
halben
Löffel Zucker, verdammt –, noch bemerkte er, dass sie den Orgasmus nur vortäuschte.
    Genau das war der Grund, weshalb sie jetzt vor einer Honky-tonk-Bar außerhalb von Lubbock, Texas, stand. Mitten in ihren Sommerferien, in roten Cowboystiefeln und dem gewagtesten engen Rock, den sie je in ihrem Leben getragen hatte.
    Roxanne Archer war endlich bereit, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, sich von alten Zöpfen zu lösen, neue aufregende Wege zu gehen und das Leben zu genießen. Mit den unvergessenen Worten ihrer Tante Mame ausgedrückt– auch einer bewundernswert unkonventionellen Frau mit einem Faible für auffallende Mode: Roxanne wollte “leben, leben, leben!”
    Jedenfalls für die Dauer ihrer Ferien.
    Etwas nervös fuhr sie mit beiden Händen über ihren superkurzen Minirock, um sicher zu sein, dass er noch alles verbarg, was er verbergen sollte.
    Jemand pfiff anerkennend.
    Roxanne erstarrte bei dem unerwarteten Geräusch. Instinktiv nahm sie die gewohnt steife Haltung an, um eine Bedrohung oder Beleidigung abzuwehren. Dann jedoch rief sie sich in Erinnerung, warum sie hier war, und entspannte sich. Schließlich hatte sie sich so auffällig zurechtgemacht, um die Aufmerksamkeit der Männer auf sich ziehen, oder? Nun, es war ihr gelungen. Jetzt musste sie nur noch entscheiden, wie sie damit umgehen sollte.
    Leicht drehte sie den Kopf und lächelte ihren Bewunderer kess an.
    Die Antwort kam sofort und war ausgesprochen erfreulich.
    Er schwellte die Brust wie ein stolzer Hahn und kam mit dem o-beinigen Gang eines Mannes, der viele Stunden im Sattel verbracht hatte, auf sie zu. “Hallo, Schätzchen”, sagte er mit triefender Schmalzstimme.
    Er war mindestens einen Meter fünfundachtzig groß, hatte ein Kreuz wie ein Bulle, und seinen Gürtel schmückte eine Schnalle, die so groß war wie ein Pfannkuchen. Sein Lächeln war freundlich und offen. Ein richtiger Cowboy. Gut aussehend. Aber leider machte er absolut keinen verwegenen Eindruck.
    Und Roxanne suchte einen verwegenen.
    Trotzdem, ein Cowboy war ein Cowboy, auch wenn er Sommersprossen und eine Stupsnase hatte. Sie klimperte mit den Wimpern.
    “Hi, schöner Mann”, schnurrte sie. Ihr Akzent war eine fast perfekte Imitation der Barrel-Racer- Reiterin aus San Antonio, die sie vor Cowboys gewarnt hatte. Und ihre kokette Kopfhaltung war das Ergebnis zweiwöchigen Beobachtens entsprechender Mädchen und emsigen Übens vor dem Spiegel. Erstaunlicherweise funktionierte es.
    Der Cowboy kam näher und legte die Hand an die Autotür. Der Geruch
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