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Zur Sache, Schätzchen (German Edition)

Zur Sache, Schätzchen (German Edition)

Titel: Zur Sache, Schätzchen (German Edition)
Autoren: Candace Schuler
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nach Pferden, Sattelseife und großzügig aufgesprühtem, würzigem Eau de Cologne drang ihr in die Nase. “Bist du allein hier, Zuckerpuppe?”
    Roxanne unterdrückte den Wunsch, einen Schritt zurückzutreten, um diesem viel zu intensiven Duft und der ungewohnten Aufmerksamkeit eines Mannes zu entgehen. Früher hätte sie es getan. Jetzt aber schlug sie nur die Autotür zu und sah ihn dabei provozierend an. “Ich treffe mich mit jemandem.”
    “Freundin?”, fragte er eifrig. Roxanne musste unwillkürlich lächeln.
    “Freund.” Sie tippte mit ihrem perfekt manikürten Zeigefinger gegen seine Brust und schaute zu ihm auf. “Und er ist sehr, sehr eifersüchtig, Süßer. Ich wäre an deiner Stelle also vorsichtig.”
    Der Cowboy lächelte noch breiter. “Ich bin bereit, das Risiko einzugehen, wenn du es auch bist, Puppe. Wir könnten abhauen, bevor er überhaupt merkt, dass du hier bist. Mein Truck steht dort drüben.”
    Roxanne lachte und schüttelte den Kopf. Ihre Haare schimmerten in dem pinkfarbenen Neonlicht der Flamingos auf dem Dach des Ed Earl’s. “Ich möchte dein Leben nicht auf dem Gewissen haben, Süßer. Aber danke für die Einladung.” Sie seufzte voller Bedauern. “Es war ein wirklich süßes Angebot, und die Versuchung wäre groß, wenn ich nicht schon anderweitig festgelegt wäre.” Sie klimperte noch einmal mit den Wimpern. “Wirklich.”
    Sie tätschelte seine Brust und drehte sich um. Langsam, um in ihren hohen Stiefeln auf dem Schotterboden nicht umzuknicken, schritt sie über den Parkplatz. Das vorsichtige Schreiten führte zu einem verführerischen Wiegen ihrer Hüften, was in flachen Schuhen niemals der Fall wäre.
    Oh, es war so einfach gewesen! Wer hätte gedacht, dass es so einfach war!
    Mit einem triumphierenden zufriedenen Lächeln öffnete Roxanne die Tür von Ed Earl’s Polynesian Dance Palace und tänzelte hinein, als gehörte ihr die Bar.
    Es war, als beträte sie eine andere Welt – hinaus aus ihrem farblosen Leben, hinein in eines, das in allen Farben schillerte. Staunend und mit offenem Mund blieb sie stehen. Es war laut, verraucht, und die Bar wirkte heruntergekommen. Verzeihung,
wundervoll
heruntergekommen.
    Chinesische Papierlaternen hingen in hohen künstlichen Palmen. Farbenprächtige Plastikfische baumelten von der Decke. Die Wände waren mit alten verdreckten Fischernetzen, Wasserbällen und pinkfarbenen Plastikflamingos dekoriert. Auf den Tischen standen Wackelpuppen – ähnlich denen, die man auf den Armaturenbrettern in den Autos von Leuten mit fragwürdigem Geschmack fand. Die Bedienung trug bunte Hawaiihemden und Blütenkränze aus Papier zu Jeans und Stiefeln. Die vier Mitglieder einer Cowboyband standen auf einer kleinen Bühne, die wie ein Floß aus Baumstämmen konstruiert war. Die überfüllte Tanzfläche war riesig, nierenförmig und hellblau gestrichen. Roxannes Lächeln verblasste ein wenig, als sie die Tänzer beobachtete, die über die Tanzfläche wirbelten.
    Tanzen war nie ihre Stärke gewesen. Nicht, dass sie nicht gern tanzte. Doch. Aber Mädchen, die mit dreizehn schon fast einen Meter achtzig groß waren, Grips hatten und auch noch eine Brille trugen, bekamen nicht viel Gelegenheit, die Modetänze zu lernen. Ihre Mutter hatte darauf bestanden, dass sie Standardtänze lernte, natürlich. Aber was waren diese Tanzstunden peinlich gewesen! Mit einem lustlosen Partner Walzer zu tanzen, der auch noch einen Kopf kleiner war als sie! Die Discotänze, die alle Jugendlichen in ihrem Alter während der Highschoolzeit tanzten, hatte sie dagegen nie getanzt. Jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit.
    Da sie dieses Mal nicht am Rande stehen wollte, hatte sie heimlich einen sechswöchigen Tanzkurs besucht, um sich auf ihr Wildwestabenteuer vorzubereiten. Aber keiner der sechs Tänze, die sie gelernt hatte, zeigte auch nur die geringste Ähnlichkeit mit dem, was sich hier auf der Tanzfläche abspielte. Offensichtlich war das junge Tanzlehrerpaar nie in einer Honky-tonk-Bar in Texas gewesen. Oder sechs Wochen hatten einfach nicht ausgereicht. Wie dem auch sei, sie konnte unmöglich …
    “Wollen wir tanzen?”
    Roxanne wandte den Blick von der Tanzfläche zu dem Mann, der sie angesprochen hatte. Der zweite Cowboy heute Abend, mit einem großen breitrandigen Cowboyhut, der sie anlächelte. Dieser hier war rank und schlank, hatte dunkle Augen, einen schmachtenden Blick und ähnelte in gewisser Weise John Travolta in jungen Jahren. Leider war er auch nicht
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