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Zur Liebe verurteilt

Titel: Zur Liebe verurteilt
Autoren: Jude Deveraux
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in den Saloon gingen. Und Coles Idee konnte nur klappen, wenn Dorie mit einem von Fords Männern als Bewacher draußen wartete. Doch Ford entschied wohlweislich, daß es besser sei, wenn die ganze Gruppe zusammenbliebe. Weniger klug hielt Dorie seine Absicht, den Saloon überhaupt auf ein, zwei Flaschen Whisky zu betreten. Das konnte gefährlich für ihn werden, wenn er einen Mann wie Cole Hunter als Gefangenen mit sich führte.
    Beim Eintreten schoß ihr durch den Kopf, daß Cole plante, für »eine Ablenkung zu sorgen«. Was konnte das bei einem Mann seines Kalibers bedeuten? Wollte er mit einem Gast einen Streit anfangen? Sollte sie dann in dem entstehenden Tumult hinausrennen, sich auf ein Pferd schwingen und schon über alle Berge sein, wenn Ford ihr Verschwinden bemerkte? Erwartete er wirklich ein so schimpfliches Verhalten von ihr, nachdem sie ihm ihre Liebe gestanden hatte? Meinte er denn, sie liebte ihn nur an guten Tagen und würde ihn verlassen, wenn die Dinge eine schlimme Wendung nahmen?    
    Als Dorie von draußen in den Saloon kam, konnte sie zuerst überhaupt nichts erkennen. Erst allmählich gewöhnten sich ihre Augen an das Halbdunkel. Doch nun sah sie fast noch weniger. Tabakqualm hing wie eine dichte Wolke im Schankraum. Dem Geruch nach hatten die Gäste wohl ebenso viel Bier verschüttet, wie sie getrunken hatten. Schließlich sah sie die vielen Männer, die sich hier aufhielten und nicht gerade so wirkten, als wären sie sonntags eifrige Kirchgänger. Sie spielten Karten oder hatten ein Glas in der Hand, und ihre Mienen verrieten, daß sie in jedem anderen einen Feind vermuteten.
    Auch Frauen hingen mit teilnahmslosen Blicken im Saal herum. Dorie hatte einiges über diese »schlechten« Frauen gehört und immer geglaubt, sie wären gefährlich und unerhört verführerisch. Frauen, die alle Geheimnisse der Männer kannten. Doch die Frauen in diesem Saloon sahen nur schmutzig und müde aus. Dorie hatte das Gefühl, daß sie viel lieber mit einem Stück parfümierter Seife im heißen Wasser einer Badewanne gesessen hätten, um sich danach ordentlich auszuschlafen.
    Alles in allem war der Saloon eine Enttäuschung. Sie hatte es sich viel aufregender und gefährlicher vorgestellt. Aber hier waren nur müde, gelangweilt aussehende Menschen.
    Sie war so in ihre Betrachtungen versunken, daß ihr fast entgangen wäre, wie Cole den Versuch unternahm, einem der Kartenspieler den Revolver aus der Halfter zu stehlen. Er tat so, als wäre er gestolpert und müßte sich mit der Hand aufstützen. Wenn der Mann sich umdrehte, würde er Cole auf frischer Tat ertappen. Und er sah wirklich nicht so aus, als würde er Cole großmütig verzeihen.
    Dorie handelte instinktiv, ohne Berechnung. Es ging ihr nur darum, »für eine Ablenkung zu sorgen«. Wenn es Cole gelingen sollte, den Revolver zu stehlen, dann mußten sämtliche Gäste im Saloon einschließlich Fords und seiner Männer von ihm abgelenkt werden und nicht so aufmerksam sein, wie sie es jetzt noch waren.
    Eben noch schob der dickste von Fords Männern sie vor sich her durch den Raum. Im nächsten Augenblick begann Dorie zu singen. Sie hatte früher mal im Kirchenchor gesungen und kannte fast nur fromme Lieder. Bis auf einen einzigen Song, der von einem kleinen Singvogel handelte. Vielleicht würde der den Männern gefallen.
    Nun, unter diesen Leuten befand sich bestimmt kein großer Musikkenner. Man würde ihren Gesang also kaum besonders kritisch beurteilen.
    Alle Anwesenden hielten in ihrer Tätigkeit inne und starrten sie an. Vor Aufregung blieben ihr einige Tone im Halse stecken. Der Kirchenchorleiter in Latham hatte sie dafür getadelt. Aber hier beklagte sie niemand. Sie schienen nur alle auf das Oberteil ihres Kleides zu gucken - oder vielmehr auf das, was es von ihren Reizen entblößte.
    Dorie fuhr sich mit der Hand an die Kehle.
    Cole zischte sie an: »Dorie!« und trat auf sie zu. Doch sie entwischte ihm. Hoffentlich nutzte er die kostbare Zeit, die sie ihm verschaffte, um seinen Plan auszuführen, und versuchte nicht wieder, sie an ihrem Tun zu hindern. Sie hatte genug davon, sich nach den Wünschen der Männer zu richten. Die Männer wollten ja hauptsächlich, daß eine Frau ein zurückgezogenes, langweiliges Leben führte. Außerdem hatte sie aus ihren bisherigen Erlebnissen einige Lehren gezogen. Sie hatte ihrem Vater immer gehorcht, mit dem Ergebnis, daß er sie nur noch mehr abkapselte und härter arbeiten ließ. Rowena hatte ihm nicht
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