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Zur Liebe verurteilt

Titel: Zur Liebe verurteilt
Autoren: Jude Deveraux
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einen Haufen dunkelroten Samtes in die Höhe. Zu seinen Füßen hatte er eine Leinwandtasche abgestellt, die die dazugehörige Unterwäsche enthielt. »Kommt alles direkt aus Paris«, sagte er.
    »Wohl aus Paris, Tennessee, was?« sagte Cole mit geringschätzigem Lachen, nachdem er einen Blick auf das Kleid geworfen hatte. »Kannst du gleich wieder zurückbringen«, fuhr er fort. »Das zieht sie bestimmt nicht an.«
    »Doch«, sagte Dorie, »das ziehe ich an.« Damit trat sie auf den Mann zu und riß ihm das Kleid aus den schmierigen Händen.
    »Auf keinen Fall!« sagte Cole empört. »Obenrum hat das Kleid fast gar nichts. Es läßt... es läßt alles sehen.«
    »Du bist ja engherziger als der Priester von Willoughby.«
    Cole stutzte. »Willoughby?«
    »Na, da wohne ich doch«, sagte sie betont. »Und da ist auch das Gold versteckt.«
    Wenn das Kleid Cole schon ärgerte, so war er erst recht verdrossen darüber, daß er nicht sofort gemerkt hatte, warum sie diesen Ort nannte. Die Frau geriet ihm langsam, aber sicher außer Kontrolle. »Du wirst dieses Kleid nicht anziehen«, rief er und riß es ihr weg.
    »Doch.« Sie versuchte es wieder an sich zu bringen, aber er hielt es hinter seinen Rücken.
    Da sie es nicht bekommen konnte, drehte sie sich brüsk um und verschränkte die Arme über der Brust. »Wenn ich das Kleid nicht anziehen kann, betrete ich diese Stadt nicht, und niemand kriegt das Gold.«
    Ein solches Problem war für Cole völlig neu. Sonst hatte er nie Schwierigkeiten mit Frauen. Bei ihm sagten sie immer bereitwillig ja. Lag vielleicht an seinem guten Aussehen. Aber er war ja noch nie so dumm gewesen, von einer Frau etwas zu verlangen, was sie auf keinen Fall wollte.
    Instinktiv drehte er sich zu den anderen Männern um. Doch zu seinem Mißbehagen standen sie nur da und sahen ihnen gespannt zu, als wären Cole und Dorie fahrende Schauspieler, die ihnen Unterhaltung bieten wollten. Sogar Ford, der sich die Nägel mit einem so großen Messer reinigte, daß man einen Büffel hätte damit abhäuten können, schien es nicht eilig zu haben. Von ihm aus durften sich die beiden ruhig weiter streiten.
    Cole trat einen Schritt auf Dorie zu und sagte: »Dorie, komm doch endlich zur Vernunft!«
    Sie fuhr ihn an: »Warum soll ich das Kleid denn nicht anziehen? Glaubst du, in dieser Stadt gibt es eine große Auswahl an Kleidern, die man zum Kirchgang tragen kann? Und außerdem, was geht dich das überhaupt an?«
    Ihre Worte machten Cole nur noch zorniger. »Ich will nicht, daß die ganze Stadt dich anstarrt!« schrie er. »Du bist schließlich meine Frau!«
    Zu seiner Verblüffung begann Dorie zu lächeln. Was er eben gesagt hatte, schien ihr sehr zu gefallen. Sie hielt ihm die Hand hin und sagte: »Gib mir das Kleid!«
    So eine kleine Frau konnte einen Mann also wirklich bis an den Rand des Wahnsinns treiben! Oder war es nicht Wahnsinn, sondern Enttäuschung? Aber er war kein Dummkopf. Er merkte es, wenn er geschlagen war. Er würde sie nie dazu bewegen können, in dem Nachthemd das Pferd zu besteigen. Und ein anständiges Kleid konnte er ihr auch nicht beschaffen.
    Resigniert gab er ihr das Kleid, und Dorie begab sich hinter den nächsten Felsen, um sich umzuziehen.
    Sowie sie außerhalb seiner Sichtweite war, befühlte sie den Samtstoff. Es war ein erhebendes Gefühl. Ursprünglich hatte sie ja auch an ein anständiges Kleid gedacht. Aber dieses hier war viel besser. Es war ein Kleid, von dem Frauen träumen. Ein Kleid, in dem sie die Aufmerksamkeit aller Männer auf sich lenken würde. Im Haus ihres Vaters hätte sie so ein Kleid nie tragen dürfen. Er hatte sie immer kontrolliert, darauf geachtet, daß sie ihre Haare sittsam zusammenband und nirgends ein Stück nackter Haut zu sehen war. Schon wenn sie keine Handschuhe überstreifte, wurde er zornig. Kein Mann hatte ihre nackten Hände sehen dürfen.
    Sie schlüpfte aus dem jungfräulich langen Nachthemd und begann den langen, komplizierten Ablauf des Ankleidens. Hemd, Unterhosen mit rosa Schleifen am Knie, hübsche schwarze Strümpfe, die nur einen einzigen Riß aufwiesen, spitzenbesetzte Strumpfbänder, ein Korsett, das in den Augen ihres Vaters für unanständig gegolten hätte - schwarze Seide mit rosa Bändern an den Seiten - Korsettoberteil, zwei Unterröcke, beide mit Ösen, und zuletzt das Kleid. Mit angehaltenem Atem zog sie es über den Kopf.
    Der Rock war aus dunkelrotem Samt mit karmesinroten Seidenstreifen. Schon als Dorie das Kleid über den Kopf
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