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Zur Hoelle mit den Hexen

Titel: Zur Hoelle mit den Hexen
Autoren: Ursel Scheffler
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der Junge bei dem Mann und dreht sich noch mal um. »Fährst du wirklich in die Wolken?«
    Â»Nein. Im Gegenteil. Ich fahre nach ganz unten«, sagt der Mann und zeigt mit dem Zeigefinger auf den Boden. Noch ehe der Junge fragen kann, ob der Mann zur Hölle fährt, schließt sich die Lifttür.
    Endlich ist Orkus allein. Er zieht ein silbernes Uhrkettchen aus der Westentasche unter dem Mantel. Daran hängt ein Sicherheitsschlüssel. Diesen Schlüssel steckt er in das Schloss neben dem roten Alarmknopf auf der Metallplatte. Dann drückt er dreimal auf den Knopf mit der Aufschrift »U« und hält gleichzeitig den roten Knopf fest. Der Lift setzt sich wieder in Bewegung und rast mit atemberaubender Geschwindigkeit nach unten. Diesmal hält die Liftkabine in keinem der Stockwerke. Erst als die Leuchtanzeige »U« wie Untergeschoss aufleuchtet, verlangsamt sie das Tempo. Aber es geht noch weiter abwärts. Dazu wird es merklich wärmer. Orkus knöpft seinen dunklen Regenmantel auf und lockert den roten Kaschmirschal.
    Nach einer Fahrt, die ein bis zwei Ewigkeiten dauert, hält der Lift. Die Wand an der Rückseite des Aufzugs öffnet sich geräuschlos. Orkus steigt aus. Er betritt eine große Felsenhalle, in deren Nischen Kaminfeuer brennen. Ihr flackerndes Licht fällt auf Statuen und Standbilder von menschenähnlichen Gestalten und allerlei bocksbeinigem und gehörntem Getier.
    Obwohl Orkus schon öfter Gast in diesen unheiligen Hallen war, ist er immer wieder von der Größe der unterirdischen Palastanlage beeindruckt.
    Â»Wärmstens willkommen!«, sagt ein Page in roter Uniform, der mit einer Kohlenzange vor einem eisernen Kamingitter steht, hinter dem ein wahres Höllenfeuer züngelt. Er hat ein pechschwarzes Gesicht und krause dunkle Haare. »Dort geht es zum Empfang, Sir. Haben Sie Gepäck?«
    Â»Mein Gepäck ist hier«, sagt der Mann und deutet auf den Kopf. »Und meine Aktentasche gebe ich nicht aus der Hand. Hier ist meine Karte. Ich bitte um Audienz bei Ihrer Pestilenz.«

    Er reicht dem Pagen seine Visitenkarte. Der wirft einen raschen Blick darauf und bringt sie dann schnellstens dem Empfangschef.
    Â»Hans Magnus von Orkus«, meldet der Page halblaut. »Chef des Infernalischen Geheimdienstes in Europa. Er bittet um Audienz bei Ihrer Pestilenz. Könnten Sie ihn bitte ankündigen, Mr Hades?«
    Der Page übergibt dem Empfangschef mit einer kleinen Verbeugung die Visitenkarte.
    Â»Soll warten«, murmelt Hades hochnäsig. Er trägt weiße Handschuhe und zeigt damit, dass er sich nie selbst die Hände schmutzig macht, weil andere für ihn die Kohlen ins Feuer legen. Jetzt geht er hinter den Empfangstisch aus schwarzem Marmor, der etwa so viel Lebensfreude ausstrahlt wie der Aufbahrungsraum eines Beerdigungsinstituts. Auf dem Tresen befindet sich ein Schaltpult mit Knöpfen und Lichtern, das dem Cockpit eines Jumbojets alle Ehre gemacht hätte.
    Hades faxt die Visitenkarte nach unten. Es dauert nur ein paar Sekunden, bis er die Antwort bekommt. Plötzlich ist er wie umgewandelt.
    Â»Sie werden brennend erwartet, Mr Orkus«, sagt Hades mit honigsüßer Stimme.
    Â»Hätte mich auch gewundert«, murmelt Orkus. Er lässt seinen nassen Mantel an der Garderobe zurück. Als er an Hades vorbeigeht, zieht er das weiße Ziertaschentuch aus der Brusttasche seiner Jacke und fächelt sich Kühlung zu. Mr Hades schnuppert genießerisch.
    Â»Fürzelt angenehm«, sagt er, um seinem Gast zu schmeicheln. Mit einem Günstling Ihrer Pestilenz möchte er es sich nicht verderben!
    Â»Es ist mein Lieblingsparfum«, sagt Orkus. »Toilettenwasser, Kanal No. 5. Direkt aus Paris. Mag ich lieber als den ewigen Moschusduft.«
    Hades schnüffelt verzückt und sagt: »Was die Duftnoten der Parfums angeht, seid ihr Europäer uns doch immer eine Nasenlänge voraus!«
    Â»Ich gehe jetzt geradeaus und dann jeweils die zweite Abzweigung rechts, stimmt’s?«, vergewissert sich Orkus.
    Â»Bedaure sehr«, hüstelt Mr Hades. »Wir haben wegen einiger unerwünschter Eindringlinge die Sackgassen im Labyrinth etwas verändert.«
    Â»Unerwünschte Eindringlinge?«, erkundigt sich Orkus überrascht und zieht die linke schwarze Augenbraue zum Dreieck hoch.
    Â»Ausländische Geheimdienste haben Jungteufel als Undercoveragenten eingeschleust. Wir haben sie
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