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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)
Autoren: Chuck Pfarrer
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sei. Beide Aussagen waren nicht falsch, aber letztlich belanglos. Was sollte schon eine ehrliche Antwort, wenn jemand nicht dabei gewesen war? Was soll man zu jemandem sagen, der nie aus einem Passagierflugzeug abgesprungen ist, nie mit einer Haftmine ein Schiff versenkt und nie einen Heckenschützen getötet hat? Was soll man jemandem sagen, der nicht die geringste Ahnung, nicht den Hauch einer Vorstellung davon hat, wie es gewesen ist?
    Manchmal wurden die Fragesteller direkter. Manchmal wurde ich gefragt, wie viele Menschen ich getötet hätte. Ich gewöhnte mich daran, die Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten:
    »Und warum haben Sie Schuldgefühle?«
    Im Jahr 1996 war ich zweimal geschieden und kam mir wie beschädigte Ware vor. Das war ich auch. Eine Frau, die ich kannte, sagte mir, dass man mich mit einem Warnschild hätte versehen müssen.
    Jemand organisierte ein Blind Date für mich, ein Dinner in Omaha, Nebraska. Ich recherchierte für ein Drehbuch, in dem ein Mordanschlag auf die Frau des Präsidenten verübt wird und das ich im Mittelwesten spielen lassen wollte. Irgendwie hatte ich das Studio davon überzeugt, mich dorthin zu schicken. Meinem Freund Lee Shepherd fiel es ziemlich schwer, die Frau zu einem Treffen mit mir zu überreden. Ich war geschieden und noch einmal geschieden und ich arbeitete in Hollywood – alles Dinge, die in Omaha nicht gerade gut ankommen. Die Frau gab schließlich nach, und ich bekam die Telefonnummer ihres Büros in einer Anwaltspraxis im Stadtzentrum. Sie sagte, sie müsse sich den ganzen Nachmittag auf einen Prozess vorbereiten, aber ich könne sie abends um sechs in ihrem Büro abholen. Ich stieg um Punkt 18:00 Uhr aus dem Aufzug. In der Lobby begrüßte mich die schönste Frau, die ich je gesehen hatte. Sie sah aus wie Catherine Deneuve. Ich war völlig perplex und stotterte eine Begrüßung. Sie ließ mich eine Stunde in ihrem Büro warten, weil eine Besprechung länger dauerte als geplant.
    Als sie zurückkam, war ich immer noch in Ehrfurcht erstarrt. Ich bin sicher, dass ich mich lächerlich machte, als sie vorschlug, auf einen Drink in den Omaha Press Club zu gehen. Der Klub war im obersten Stockwerk des Gebäudes, in dem sich ihr Büro befand. Ich erfuhr später, dass sie einen falschen Anruf arrangiert hatte, der sie in ihr Büro zurückrief, falls es bei unseren Drinks schlecht laufen sollte.
    So wäre es fast gekommen.
    Ich war auf eine großartige Frau gestoßen. Stacey war Debütantin und Jahrgangsbeste gewesen und sie war eine gute Reiterin. Aber sie wusste auch, wie man Heu macht, einen Viehzaun repariert und einen Bagger führt. Bevor sie nach Omaha zurückkehrte, war sie Rechtsanwältin in Virginia, im District of Columbia und in Maryland gewesen. Nichts an den SEALs oder an Hollywood machte Eindruck auf sie. Sie hatte ein raues Lachen und eine perfekte Nase.
    »Die Nase habe ich in New Orleans gekriegt«, sagte sie »Sie hätten meine alte sehen sollen.«
    Ich lachte. Sie machte mir genauso viel Angst wie ein Fallschirmsprung. Ich kippte schnell zwei Martinis. Stacey trank Wein und bestellte noch einen.
    »Warum sehen Sie mich nicht an?«, fragte sie.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich meine, dass Sie mich nicht ansehen, wenn Sie mit mir sprechen. Das gilt in dieser Gegend als unhöflich.«
    »Es tut mir leid«, sagte ich. »Ich wollte Ihnen nicht ausweichen.« Ich schaute ihr in die riesigen, grünen Augen. Dann wandte ich den Blick wieder ab.
    »Da, jetzt tun Sie es schon wieder. Warum sehen Sie mich nicht an, wenn wir miteinander sprechen?«
    »Weil Sie zu schön sind.«
    Stacey nahm einen Zug an ihrer Zigarette. Sie stieß langsam den Rauch aus und sagte: »Netter Spruch. Zieht der in L. A.?«
    Stacey und ich wurden 18 Monate später in Omaha getraut. Im Dezember 1998 gebar sie unseren Sohn Paddy. In den drei Tagen, die sie Wehen hatte, klagte sie nicht, weinte nicht und verfluchte mich nicht ein einziges Mal.
    Ich lernte eine Menge über Tapferkeit von ihr.

Farewell to Arms
    Der Arzt riss den Vorhang auf und zog ihn hinter sich wieder zu. Das vermittelte die Illusion, dass wir allein waren. Der Aufwachraum war voll, und links und rechts von mir lagen andere Patienten hinter ihrem Vorhang.
    »Wie geht es Ihnen?« Er lächelte. Er war gut aussehend und schick angezogen, wie die Ärzte im Fernsehen.
    »Sagen Sie es mir«, sagte ich. Auf meinem Kinn war Speichel festgetrocknet und ich war immer noch ganz groggy von der Narkose. Man hatte gerade eine
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