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Zu Grabe

Zu Grabe

Titel: Zu Grabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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gedacht haben. Er hat sich zwar alles angehört, war aber nicht sehr überzeugt davon. Er schließt freilich nichts aus, will aber erst seine eigenen Spuren weiterverfolgen, da sie ihm vielversprechender erscheinen. Ich schlage deshalb vor, dass wir genauso vorgehen, wie wir es vorhin besprochen haben. Ich mache mich auf die Suche nach Harr, und du warnst die anderen.«
    »Ist gut, ich kümmere mich gleich drum.«
    Morell rief rasch bei Nagy und Zuckermann an – nur Uhl konnte er nicht erreichen. Deshalb beschloss er, den Besuch bei Frau Horsky auf später zu verschieben. Erst würde er zu Uhl fahren – er wollte sichergehen, dass mit Crazy Willie alles in Ordnung war. Außerdem konnte er so direkt mal nachschauen, ob dieser sein Versprechen wahr machte und brav seine Werkstatt auflöste.
     
    »So schnell habe ich nicht mit einem Kontrollbesuch gerechnet.« Uhl öffnete dem Chefinspektor mit einem Besen in der Hand die Tür. »Aber kommen Sie ruhig herein, ich habe nichts mehr zu verbergen.« Er hängte das ›Geschlossen‹-Schild in die Tür.
    »Ich habe Sie vorhin angerufen – warum haben Sie denn nicht abgehoben?«
    »Ich war gerade im Keller beschäftigt. Kann sein, dass ich es darum nicht gehört habe. Kommen Sie!«
    Morell folgte ihm nach unten. Tatsächlich hatte Uhl bereits begonnen, die Fälscherwerkstatt aufzulösen. Knochen, Werkzeuge und Bücher waren fein säuberlich zusammengeschichtet und zum Teil schon in Schachteln verpackt.
    »Da sind Sie sprachlos, nicht wahr.«
    Morell nickte. Er hatte tatsächlich nicht gedacht, dass Uhl auf ihn hören würde.
    »Ich bin Ihnen so dankbar, dass Sie mich nicht angezeigt haben, und will diese Chance auf jeden Fall nutzen.« Uhl fegte mit dem Besen Dreck aus einer Ecke und warf dabei eine große, grüne Flasche um, die auf dem Boden gestanden hatte. Ein beißender Geruch erfüllte den Raum. »Mist«, fluchte er und kehrte die Scherben zusammen. »Das war reiner Alkohol.« Er schnappte sich einen kleinen Hocker aus Holz, stieg darauf, streckte sich und riss eine dicke, staubige Schicht braunes Packpapier von einem Fenster ab. »Den Sichtschutz brauche ich jetzt ja nicht mehr«, grinste er.
    »Was machen Sie jetzt mit der Werkstatt?«, fragte Morell.
    Uhl riss das Fenster auf. »Ich werde es noch einmal mit Antiquitäten versuchen. Wer weiß, vielleicht läuft das Geschäft jetzt ja besser als früher. Ehrlich gesagt fühle ich mich besser bei dem Gedanken, nicht mehr ständig auf der Hut sein zu müssen.«
    Morell nickte zufrieden. Es war eine gute Entscheidung gewesen, Uhl und Payer nicht ans Messer zu liefern. »Ich bin übrigens nicht nur zur Kontrolle hier«, kam er auf sein eigentliches Anliegen zu sprechen. »Es gibt da noch etwas, was ich dringend mit Ihnen bereden muss.«
    »Bitte gern! Immer nur heraus damit«, sagte Uhl, während er weiter den Boden kehrte.
     
    Er schaute sich mehrfach um, und erst als er sicher war, dass niemand ihn beobachtete, schlich er vorsichtig in den Innenhof, in dem sich Uhls Laden befand. Er prägte sich das gesamte Umfeld genauestens ein und versuchte, jedes noch so kleine Detail in seinem Hirn zu speichern.
    Als plötzlich eines der Kellerfenster unter Uhls Geschäft aufgerissen wurde, machte er schnell einen Schritt zur Seite. Doch als er mitbekam, dass sich in dem Raum jemand unterhielt, schlich er wieder näher an das Fenster heran, kauerte sich hin und versuchte, etwas von dem Gespräch mitzubekommen.
     
    »Es gab noch einen Mord, und zwar an Johannes Meinrad«, sagte Morell.
    Uhl hielt mit dem Kehren inne und starrte Morell entgeistert an. »Aber … aber … das ist doch …«
    »Er wurde gestern mit durchschnittener Kehle in seiner Wohnung gefunden, und es würde mich nicht wundern, wenn dieser und der Mord an Novak zusammenhängen würden.«
    Uhl stellte den Besen in eine Ecke und setzte sich auf den Hocker. »Aber warum? Novak hatte schon seit Jahren keinen Kontakt mehr zu Meinrad. Da bin ich mir sicher.« Er ging zu einem kleinen Schränkchen, holte eine Flasche Schnaps heraus und nahm einen großen Schluck direkt aus der Flasche. »Sie auch?«
    »Ist das einer von Payer?«
    Uhl nickte. »Ich kann es nicht fassen. Erst der Vitus und jetzt auch noch der Johannes.«
    »Herr Uhl«, setzte Morell an. »Sie müssen noch einmal nachdenken. Ist damals in Syrien irgendetwas geschehen, was der Grund für diese Morde sein könnte?«
    Uhl trank noch einen großen Schluck vom Schnaps und zuckte mit den Schultern.

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