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Zu einem Mord gehoeren zwei

Titel: Zu einem Mord gehoeren zwei
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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korrigieren Sie mich, wenn ich mich in den Details irren sollte… Also, Sie verlassen Ihre Wohnung, fahren im eigenen Wagen durch die Stadt nach Frohnau und stellen ihn in der Nähe der Benediktinerstraße ab…»
    Ich sitze gar nicht hier, dachte sie. Ich bin es gar nicht. Ich stehe draußen auf dem Balkon und blicke ins Zimmer, wo eine Frau sitzt, die mir ähnlich sieht… Es war ein perfekter Mord, und ein Simpel wie dieser Mannhardt kommt nie dahinter. Ich bilde mir die Szene nur ein. Ich simuliere das Verhör; Mannhardt ist eine Marionette, die ich führe und der ich die Worte in den Mund lege, um mir selbst zu beweisen, daß ich mich absolut sicher fühlen kann.
    «… sind Sie ungesehen ins Haus gelangt und haben im Keller mit Herrn Feuerhahn gesprochen. Es ist Ihnen gelungen, ihn zu überreden. Daraufhin haben Sie ihm die Autoschlüssel gegeben und natürlich auch die Schlüssel zu den entsprechenden Türen im Haus. Beim Verlassen der Villa wären Sie um ein Haar Ihrem Mann in die Arme gelaufen…»
    Mein Gott, ist er Hellseher? Das konnte doch nicht sein, daß er das alles wußte – er bluffte weiter; er wollte sie fertigmachen, weil er sie nicht besitzen konnte. Er tat mit seinen Worten nur das, was er mit seinem Körper nicht durfte: Er vergewaltigte sie. Das war Selbstzweck; das hatte keine rechtlich-kriminalistischen Folgen für sie. Sie mußte es nur über sich ergehen lassen, dann war sie wieder frei.
    «… aber Sie konnten ihm gerade noch entkommen – durch das Schlafzimmer vermutlich, über die Terrasse. Dann sind Sie mit der S-Bahn gefahren – wahrscheinlich mit der S-Bahn, weil die immer am leersten ist, aber das ist auch egal – und haben Ihren Rechtsanwalt aufgesucht – es ist der langjährige Anwalt Ihrer Familie, er hat eine Praxis in der Wohnung, die Tageszeit spielt keine Rolle… Ein schönes Alibi für die Tatzeit! Später sind Sie dann zu mir ins Büro gekommen.»
    «Die beiden letzten Punkte stimmen; das ist aber auch alles!» rief sie.
    «Eine fast geniale Idee…» Mannhardt nickte. «Ein faszinierender Plan: einen Mann, den alle Welt in einem absolut sicheren Gefängnis wähnt, zu einem Mord zu benutzen!»
    «Das glauben Sie doch selber nicht, was Sie da sagen! Fragen Sie doch mal die Leute, meine Bekannten, wie die mich einschätzen: Harmlos werden sie sagen; sensibel, zurückhaltend, eine Künstlernatur…» Selbstmitleid packte sie. Wie konnte sie das alles in Szene gesetzt haben? Es war ihrem Wesen fremd; es paßte nicht zu ihr. Eine andere mußte es getan haben, eine Intrigantin, ein Aas – aber nicht sie, Susanne Tomaschewski… Eine große Verschwörung war im Gange. Sie war doch liebenswürdig, charmant, zuvorkommend, zärtlich, warmherzig, hilfsbereit; wie konnte man sie da des Mordes bezichtigen? Plötzlich war sie müde, unendlich müde. Schlafen, nur schlafen wollte sie, sich irgendwo an einen warmen Körper kuscheln und träumen.
    «Wenn Sie ein Geständnis ablegen, können wir die Prozedur abkürzen», sagte Mannhardt ein wenig schnarrend.
    «Ich habe nichts zu gestehen!» schrie sie auf. «Gehen Sie endlich – lassen Sie mich in Frieden!» Mannhardt war für sie die Verkörperung des bösen Onkels, des gewalttätigen Mannes, wie sie ihn von Märchen, Geschichten und Horrorfilmen her kannte, der Archetyp des brutalen, des schändenden Mannes. Sie ekelte sich vor ihm, sie fürchtete sich vor ihm, sie hätte schreien können vor Angst. Was er ihr mit Worten antat war schlimmer, als wenn er sie gefoltert und mißbraucht hätte.
    «Machen wir es kurz», sagte Mannhardt. «Feuerhahn ist kurz nach dem Todessturz Ihres Mannes in der Nähe des Neubaus gesehen worden – von einem recht glaubwürdigen Zeugen…»
    «Von wem denn?»
    «Von… Ich kann’s Ihnen ja sagen: von Herrn Pannicke.»
    «Der? Na, der Alte spinnt doch! Der will sich doch nur rächen, weil ich ihn nicht zum Geschäftsführer gemacht habe… Außerdem ist er kurzsichtig!»
    «Mag sein…» Mannhardt lächelte. «Wie gesagt, Frau Tomaschewski, ich prüfe hier nur ein paar Hypothesen; ich muß sie prüfen. Aber… Verstehen Sie… Sie haben noch alle Chancen, es ist nicht so, daß…»
    Hoffnung keimte in ihr auf. Es war also doch nur alles ein Sandkastenspiel, ein persönliches Duell zwischen ihnen beiden, ohne amtliche Folgen?
    «Gegen 19 Uhr 30 ist Ihr Mann gestorben, das ist ziemlich sicher, und genau um 20 Uhr 14 ist Ihr Wagen, der weinrote Opel Kadett mit der Nummer B-ST 3467 auf dem
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