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Zottelkralle

Zottelkralle

Titel: Zottelkralle
Autoren: Cornelia Funke
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»Schimmelbrot ist larvenlabbrig lecker, aber es muss durch und durch grün sein. Keine Ahnung, wieso ihr Nacktschnecken so was grausig Gutes wegschmeißt.«

    Kallis Gesicht wurde grün wie das Schimmelbrot.
    »Du, Nacktgesicht!«, krächzte Trüffelzahn. »Lass mich mal deine Haut anfassen.« Mit einem Satz war sie auf dem Tisch, hopste über Teller und Tassen und strich Kalli mit klebrigen Fingern über die Backe.
    »Tatsächlich!« Kichernd sprang sie vom Tisch an die Lampe und baumelte mit strampelnden Beinen über ihren Köpfen. »Sie fühlen sich auch so an wie Nacktschnecken! Original! Schmeckt ihr auch so gut?«
    Mit offenen Mündern starrten Kallis Eltern zu dem zappelnden Monster hinauf.
    »Los, Trüffelzahn, komm!«, quäkte Stinkefell plötzlich und sprang auf den Teppich. »Ich brauch ein paar anständige Würmer.«
    Mit einem Satz landete Trüffelzahn neben ihm auf dem Boden. »Viel Spaß noch, Zottelkralle!«, grunzten die beiden. Dann spuckten sie noch ein paarmal kräftig auf den Teppich und rannten aus dem Zimmer.
    Einen Augenblick später fiel die Haustür ins Schloss.
     

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15

    »Entsetzlich!«, stöhnte Kallis Mutter. »Entsetzlich und empörend! Sind das wirklich deine Freunde, Zottelkralle?«
    »Ach was! Keine Spur!«, grunzte Zottelkralle verächtlich. »Nur Nachbarn. Die kann man sich schließlich nicht aussuchen, oder?«
    »Dieser Geruch! Puh!«, seufzte Kallis Mutter.
    »Seht euch das an!« Empört zeigte Kallis Vater auf das Tischtuch. »Angefressen! Mein lieber Zottelkralle, es tut mir leid. Aber diese beiden Monster kommen mir nicht mehr ins Haus.«
    »Kein Problem«, grunzte Zottelkralle – und erwähnte nicht, dass er selbst das Tischtuch angeknabbert hatte. »Ich wollte die beiden sowieso nicht einladen. War Kallis Idee.«
    »Wirklich?« Erstaunt sah Kallis Mutter ihren Sohn an.
    »Stimmt«, sagte Kalli trotzig. »Und so schlimm fand ich sie gar nicht.«
    »Pah!« Verächtlich drehte Zottelkralle ihm den Rücken zu. »Ich geh schlafen«, knurrte er und kletterte die Treppe hinauf.
    Als Kalli nachkam, sprach Zottelkralle kein Wort mit ihm. Er nahm nur seine Dose und lief zum Fenster.
    Kalli stieg gerade in seine Schlafanzughose. »Wo willst du denn hin?«, fragte er erschrocken.
    »Raus.« Zottelkralle zog einen Schmollmund und öffnete das Fenster.
    »He, warte doch mal«, sagte Kalli. »Ich hab doch gerade nur Spaß gemacht. Ich fand die beiden scheußlich. Du bist viel netter.«
    »Hm«, grunzte Zottelkralle. Er sprang aufs Fensterbrett.
    »Komm da runter!«, rief Kalli erschrocken. »Was machst du denn? Du wirst dir den Hals brechen.«
    »Mäusedreck!«, knurrte Zottelkralle. »Ich klettere an der Regenrinne runter. Ganz einfach.«
    »Aber wieso denn?«, fragte Kalli und hielt das Monster an einem seiner Arme fest. »Also gut, ich werde nicht zu den beiden gehn und Schimmelbrot und Regenwürmer essen. Ehrenwort!«

    »Pah, ist mir doch egal.« Zottelkralle riss sich los und sprang an die Regenrinne. Wie ein roter Affe hing er daran. »Außerdem weiß ich gar nicht, warum du so wild herumredest«, rief er Kalli zu. »Ich will bloß mal schnell ein paar frische Regenwürmer besorgen. Ist dagegen was einzuwenden?«
    »Du kommst also zurück?«, fragte Kalli ungläubig.
    »Na klar!« Kichernd kletterte Zottelkralle die Regenrinne runter. »Was hast du denn gedacht?«
    Kalli seufzte erleichtert.
    »Haha, da hast du aber einen Schreck gekriegt, was?«, grölte Zottelkralle und grinste zu Kalli hoch.
    »Weißt du was?«, rief Kalli. »Das mit den Regenwürmern solltest du dir abgewöhnen. Und das mit dem Spucken auch. Aber wir könnten ja ab und zu mal in deine Höhle gehen.«
    »Mäusedreck!«, rief Zottelkralle zurück. »Ich kann mich beherrschen!«
    Dann war er in der Dunkelheit verschwunden.
    Und Kalli – Kalli machte kein Auge zu, bis sein Monster zurück war.
     

Cornelia Funke
ist die international erfolgreichste und bekannteste deutsche Kinderbuchautorin. Heute lebt sie in Los Angeles, Kalifornien, doch ihre Karriere als Autorin und Illustratorin begann in Hamburg. Nach einer Ausbildung zur Diplom-Pädagogin und einem anschließenden Grafik-Studium arbeitete sie als freischaffende Kinderbuchillustratorin. Da ihr die Geschichten, die sie bebilderte nicht immer gefielen, fing sie selbst an zu schreiben.
    Zu ihren großen Erfolgen zählen
Drachenreiter
, die Reihe
Die Wilden Hühner
und
Herr der Diebe
, mit dem sich Cornelia Funke international durchsetzte.
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