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Zorn

Zorn

Titel: Zorn
Autoren: John Sandford
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Lucas.
    »Er sagt, der Typ würde so lüstern schauen, und er hat eine Vorstrafe wegen Sexsachen.«
    »Hat John die Polizei informiert?«, wollte Sloan wissen.
    »Keine Ahnung. Ich kenne den Mann nicht. Und den Verrückten auch nicht, ich seh ihn bloß manchmal auf der Straße.«
    »Das muss ich der Zentrale melden«, sagte Sloan.
    Er ging mit seinem Funkgerät ein paar Schritte weg, während Lucas sich weiter mit dem Mann und der Frau unterhielt.
    »Was wissen Sie über John?«, fragte Lucas. »Wir müssen ihn finden. Wenn er etwas weiß … Den Mädchen bleibt vielleicht nicht mehr viel Zeit …«
    Er entlockte ihnen eine Beschreibung: John sei mittelgroß, habe olivfarbene Haut und dunkle Haare, die sich auf der Stirn lockten. »Sieht irgendwie italienisch aus«, erklärte die Frau.
    »Attraktiv?«
    »Nein. Zu dick. Aber er ist dunkel, und er trägt diese Achselshirts, die die Italiener so lieben, unter normalen Hemden, die er offen lässt. Dazu eine Goldkette.«
    Bei ihrer letzten Begegnung hatte er Jeans und ein langärmliges blaues Hemd angehabt. Sie fügte hinzu, dass er immer den Mädchen nachschaue, die in die Kneipe kämen, und betonte das Wort »Mädchen«.
    »Vom Gewerbe?«, fragte Lucas. »Ich wusste gar nicht, dass die zu Kenny’s gehen.«
    »Tun sie normalerweise auch nicht, aber gegenüber gibt’s diesen Massagesalon. Sie kommen manchmal rüber, wenn sie gerade keine Kunden haben. Ich mag sie nicht besonders. Am Schluss hält mich noch jemand für eine von denen .«
    »Ich hätte nichts gegen eine Massage«, mischte sich der Mann ein, worauf die Frau ihm gegen den Arm boxte. »Aua«, beschwerte er sich.
    Viel mehr war aus ihnen nicht herauszubekommen, und wenig später kehrte Sloan zu ihnen zurück.
    »Sie schicken Cherry und McGuire«, verkündete er.
    »Warum? Wir haben rausgefunden, was sich rausfinden lässt«, sagte Lucas.
    »Sie glauben, dass da noch mehr ist«, antwortete Sloan. »Wir sollen auf sie warten und dann weiter von Haus zu Haus gehen.«
    »Quatsch«, entgegnete Lucas. »Wir müssen zu Kenny’s.«
    »Hat seit zwei Stunden geschlossen«, bemerkte der Mann.
    »Ist vielleicht trotzdem noch jemand da«, brummte Lucas.
    Alle zuckten die Achseln, und Sloan wiederholte: »Wir sollen weiter die Häuser abklappern.«
    Cherry und McGuire, zwei Beamte über vierzig, übernahmen, während Lucas und Sloan sich weiter erfolglos durch den Häuserblock arbeiteten. Lucas war stinksauer, weil man sie von dem einzigen tauglichen Hinweis abgebracht hatte.
    »Wir haben die Drecksarbeit erledigt; sie sollten uns weitermachen lassen.«
    »Gewöhn dich dran«, erwiderte Sloan. »Dauert ungefähr vier Jahre, bis man akzeptiert ist, hat man mir gesagt. Ich hab noch drei Jahre vor mir.«
    »Scheiß auf die vier Jahre«, fluchte Lucas. Er hatte den älteren Detectives nichts von den Mädchen aus dem Massagesalon erzählt, die möglicherweise diesen John kannten. Sollten sie das doch selber rausfinden!
    Zwei Stunden später war für Sloan Schichtende, und er fuhr zu seiner Frau nach Hause. »Keine Ahnung, was das hier soll«, sagte er. »Glauben die, dass der Entführer einfach die Tür aufmacht und alles gesteht?«
    »Irgendjemand muss was mitgekriegt haben«, erwiderte Lucas. »Wie die Mädchen in einen Wagen gestiegen oder durch eine Tür gekommen sind. Sie können sich nicht in Luft aufgelöst haben.«
    »Dieser Jemand hätte sich bei uns gemeldet, wenn er mit uns hätte reden wollen. Nach dem Fund der Bluse hätten wir uns den übelsten Kerl aus dem Viertel greifen und in die Zange nehmen sollen.«
    Lucas schüttelte den Kopf. »Mit der Bluse stimmt was nicht.«
    »Wie bitte?«
    »Warum zum Teufel sollte jemand eine Bluse aus dem Autofenster werfen? Die Mädchen, ja, aber warum die Bluse?«
    Sloan dachte kurz nach. »Der Typ hat sie umgebracht und die Bluse als Trophäe mitgenommen. Die Leichen lagen schon irgendwo in einem Container, und er hat sich mit der Bluse und dem Geruch der Kleinen einen runtergeholt. Irgendwann ist er’s leid gewesen und hat sie aus dem Fenster geworfen.«
    »Pervers«, sagte Lucas. »Gefällt mir irgendwie.«
    Es war eine warme Augustnacht, und die Luft roch nach Regen. Sie fuhren bei offenem Fenster zu Lucas’ Wohnung am Sloan’s Dodge. Wie ruhig es in der Stadt war, dachte Lucas, während irgendwo von einem Ungeheuer zwei kleine Mädchen gequält wurden.
    Sloan ließ Lucas vor seiner Haustür raus und fuhr weiter. Lucas ging hinein, holte sich ein Bier, setzte sich an den
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