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Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn - Vom Lieben und Sterben: Thriller (German Edition)
Autoren: Stephan Ludwig
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hast ihn gekauft, und ich hab es gesehen. Zuviel Rot auf deinen Lippen.
    Wer hatte das gesungen? Richtig, Falco. Jeannie hieß das Lied. Fast dreißig Jahre alt, Zorn hatte es immer gemocht.
    Max hob den Kopf, als würde er lauschen.
    Jetzt hör ich sie! , schrie Falco in Zorns Schädel. Sie kommen! Sie kommen, dich zu holen! Sie werden dich nicht finden! NIEMAND WIRD DICH FINDEN! DU BIST BEI MIR!
    Zorn rappelte sich mühsam auf. »Wenn das jetzt ein Krimi wär, würde ich sagen, dass du aufgeben sollst«, rief er und versuchte die Musik in seinem Kopf loszuwerden. Seine Stimme hallte über den leeren Hausflur. »Du hast keine Chance, Junge!«
    Max stand da, seine Hand lag auf der Türklinke.
    Er sieht aus wie der Joker aus den Batman-Filmen, dachte Zorn. Mit dem Unterschied, dass er noch verrückter ist.
    Der Junge legte den Kopf ein wenig schief und dachte nach. Dann warf er Zorn einen letzten Blick zu. Seine Augen glitzerten wie Eiswürfel.
    »Fang mich doch.«
    Er verschwand im Treppenhaus.
    *
    Schröder stand auf der Straße, als sein Handy klingelte.
    »Max ist hier, du musst sofort herkommen!«, flüsterte Zorn. »Bring jeden mit, den du um diese Zeit auftreiben kannst. Ich bin im Treppenhaus, er muss sich hier irgendwo versteckt haben.«
    Schweigend lauschte Schröder der atemlosen Stimme Zorns. Hinter ihm öffnete sich die Tür, Beamte erschienen und trugen Kisten aus dem Haus.
    »Ich komme sofort, Chef. Da ist noch was.«
    »Was?«
    »Wir haben Bilder gefunden, eindeutige Bilder. Das ist nicht alles, es gibt auch Videokassetten. Brandt hat das Zeug im Keller versteckt, deswegen hat es so lange gedauert, bis wir darauf gestoßen sind. Ich glaube, dass auf einigen der Bilder sein Sohn zu sehen ist.«
    »Max?«
    »Ja.« Es war deutlich zu hören, dass Schröder sich Mühe gab, doch seine Stimme bebte. »Peter Brandt ist pädophil. Er hat sein eigenes Kind missbraucht.«
    Sie schwiegen einen Moment.
    »Scheiße«, sagte Claudius Zorn leise und legte auf.
    Das Gespräch hatte nicht länger als dreißig Sekunden gedauert.
    *
    Zorn stand im Treppenhaus, lehnte sich über das Geländer und spähte hinab. Unter ihm ging es vierzehn Etagen in die Tiefe, die Stufen schlängelten sich hinab, er sah den schwarzen Handlauf, die Schutzgitter zwischen den staubigen Treppen.
    Von Max keine Spur.
    Wie viele Menschen wohnen in diesem Kasten?, überlegte er. Hundert? Fünfhundert? Max hat meine Bude auseinander genommen, ich hab gebrüllt wie ein Verrückter, wieso hat eigentlich niemand diesen Krach gehört? Oder wollte es niemand hören?
    Zorn trat einen Schritt zurück. Er war barfuss, seine nackten Füße klatschten leise auf dem Beton. Sein Herz hämmerte, er schloss die Augen, plötzlich wurde ihm schwindlig, das Treppenhaus begann sich zu drehen.
    Dieser kleine Mistkerl hat mir bestimmt das Schlüsselbein gebrochen, dachte er wütend. Und ich kann von Glück reden, dass er nicht richtig getroffen hat.
    Es war keine Minute her, dass Max verschwunden war. In dieser kurzen Zeit konnte er das Haus noch nicht verlassen haben. Irgendwo musste er sein. Aber wo?
    Zorn legte den Kopf in den Nacken und lauschte angestrengt.
    Nichts.
    Bis auf das schrille Pfeifen, es klang, als würde eine Lokomotive mit Volldampf durch seinen Kopf rasen. Aber das war jetzt nebensächlich.
    Er entschloss sich zu warten. Das war das Klügste, es konnte nicht mehr lange dauern, bis Schröder mit dem Einsatzkommando hier war. Sie würden das Haus abriegeln und, wenn nötig, jede einzelne Wohnung durchkämmen. Natürlich, das würde einige Zeit dauern, aber es war eine sichere Angelegenheit.
    Ja. Genau so mach ich’s.
    Zorn rutschte an der Wand entlang zu Boden und ließ den Kopf auf die Arme sinken. Farbsplitter rieselten herab, einige blieben an der Rückseite seines T-Shirts kleben. Er bemerkte es nicht. Jetzt war er müde, wirklich müde. Kein Wunder, wie spät war es? Drei Uhr morgens?
    Er gähnte und schloss die Augen. Ein Luftzug streifte ihn. Verwirrt richtete er sich auf. Etwas war ungewöhnlich, die Luft kam nicht von unten, sondern von oben. Und es roch anders, nicht wie sonst nach muffiger Kleidung und abgestandenem Essen, sondern frisch, nach kühler Nachtluft. Als ob über ihm ein Fenster offen stand.
    Vor ihm führte eine schmale eiserne Leiter nach oben. Eine rotweiß gestreifte Metallkette hing davor, ein Schild baumelte daran.
    DACH BETRETEN FÜR UNBEFUGTE VERBOTEN!
    Zorn sah auf.
    Nein, das war kein Fenster.
    Die Dachluke stand
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