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Zorn: Thriller (German Edition)

Zorn: Thriller (German Edition)

Titel: Zorn: Thriller (German Edition)
Autoren: Arne Dahl
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Tischplatte fallen ließ, während er aufstand. »Obwohl es darum im Grunde eigentlich überhaupt nicht geht«, erklärte er und ging in Richtung Tür.
    Hjelm winkte der Bedienung kurz zu und folgte ihm.
    »Nicht?«, fragte er.
    »Nein«, antwortete Söderstedt und öffnete seinem Chef galant die Tür.
    »Ich habe eigentlich keine Lust, mich heute Abend mit dir zu streiten«, sagte Paul Hjelm und trat hinaus in den Regen. »Um was geht es dann?«
    »Um den Raum im Keller«, antwortete Arto Söderstedt.

Erster Bericht
Bezeichnung:
Bericht CJH-28347-B452
Auftragsnummer:
A-100318
Ziel:
Aktualisierung, Einholen von Einschätzungen
Datum im laufendem Jahr:
21. März
Level:
The Utmost Degree of Secrecy
Entsprechend dem oben genannten Auftrag werden vom heutigen Datum an kontinuierlich Berichte über das zu observierende Objekt, im Folgenden als »W« bezeichnet, herausgegeben.
Über die Zeit vor der Auslieferung ist keine Berichterstattung angefordert worden. Der erste Bericht befasst sich aus diesem Grund mit der Zeit, unmittelbar nachdem W die Anlage verlassen hat. Dies geschah in einem Alter, das in unserem Quellenmaterial als »vorbewusst« bezeichnet wird.
W wurde von der vielsprachigen Diplomatenfamilie Berner-Marenzi adoptiert, die sich, entsprechend den Intentionen des Auftraggebers, in ständiger Bewegung rund um den Erdball befand. Demzufolge entwickelte der junge W nie eine eindeutige Muttersprache, sondern wurde bereits in den ersten Stadien des Spracherwerbs in gleichem Umfang mit dem großväterlichen Spanisch und dem großmütterlichen Deutsch seiner Mutter Maria sowie dem großväterlichen Italienisch und dem großmütterlichen Russisch seines Vaters Luigi konfrontiert. Die Tatsache, dass die Familie im Austausch mit ihrer Umwelt Englisch sprach, bedeutet für W, dass er keine Muttersprache, aber bis zu fünf Sprachen beherrscht.
Es hat einige Zeit in Anspruch genommen, Quellenmaterial über Ws erste Jahre ausfindig zu machen. Es besteht aus den fünf Tagebüchern von Maria Berner-Marenzi aus den Jahren 1977 bis 1994, die abwechselnd in Spanisch und Deutsch verfasst sind.
W ist vier Jahre alt, als er er zum ersten Mal im Tagebuch seiner Adoptivmutter erwähnt wird. Er ist das jüngste von drei Kindern, die alle adoptiert wurden, da Maria Berner-Marenzi unter einem Gendefekt litt, der Unfruchtbarkeit zur Folge hatte und vermutlich auch in späteren Jahren zu ihrem Tod geführt hätte.
Die Familie verlässt Manila auf den Philippinen, wo Luigi Berner-Marenzi italienischer Generalkonsul gewesen ist, und verbringt ein Jahr in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Anschließend wird Maria spanische Botschafterin in Bukarest, Rumänien, dem Land mit dem damals wohl korruptesten sozialistischen Regime der Welt. Bald darauf wird W dort eingeschult. Noch bevor er schreiben lernt, wird Rumänisch die sechste Sprache, die er spricht.
Das erste schriftliche Dokument von ihm ist allerdings auf Englisch, da er eine internationale Schule für Diplomatenkinder im Lipscani-Viertel in Bukarest besucht. Maria hat seinen Aufsatz in ihr Tagebuch übertragen. Er erzählt von einem Badeausflug mit den Eltern und seinen Schwestern Una und Vera.
»Im Sommer waren wir am Gardasee und haben gebadet. Es war kalt. Una ist zuerst reingegangen. Es war steinig. Sie fiel ins Wasser. Papa musste reinspringen und sie wieder herausziehen. Ich habe eine andere Stelle zum Baden gefunden. Im Wasser war es schön.«
Der kurze Aufsatz wurde ohne weitere Kommentare mit Gut benotet. Ein Auszug aus der Beurteilung des ersten Schulhalbjahres durch die Englischlehrerin ist es wert, wörtlich zitiert zu werden: »W trotzt regelmäßig seinen ›Hummeln im Hintern‹, wodurch es ihm ohne Probleme gelingt, seine Hausaufgaben zu erledigen. Dass die Gruppenarbeit weniger gut funktioniert, hat mit Ws offensichtlichen Führungseigenschaften zu tun.«
Die nächste bedeutendere Erwähnung handelt von einem Segelwettbewerb im Schwarzen Meer. W ist inzwischen neun Jahre alt und hat gelernt, eine gut fünfzig Kilo leichte Einmannjolle zu beherrschen. Er konkurriert bei der rumänischen Juniorenmeisterschaft in der Hafenstadt Mangalia mit deutlich älteren Gegnern. Die Ceaus¸escu-treue Lokalpresse berichtet, dass er den zweiten Platz erzielte. Drei Tage später wird das Ergebnis revidiert. Eine Meldung informiert nüchtern darüber, dass der Sieger aufgrund antikommunistischer Propaganda disqualifiziert worden sei. Als Sieger stehe nun W fest.
Der
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