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Zonta-Norm regelwidrig

Zonta-Norm regelwidrig

Titel: Zonta-Norm regelwidrig
Autoren: K. H. Scheer
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in al­le Un­end­lich­keit zu er­stre­cken schi­en.
    Ich ver­heim­li­che nicht, daß mir das Herz ge­gen die Rip­pen poch­te, als ich die Schwel­le über­schritt …
    Die ers­ten Schrit­te wa­ren die schwers­ten. Dann er­in­ner­te ich mich mei­ner Rol­le. Ich, der Erb­be­rech­tig­te, muß­te zu­ver­sicht­lich aus­schrei­ten wie ei­ner, der ge­nau wuß­te, daß er die­sen Kor­ri­dor un­be­hel­ligt pas­sie­ren wür­de. Nie­mand wuß­te ge­nau, wie­viel Prüf- und Ab­wehr­me­cha­nis­men in Wän­den, Bo­den und De­cke des Gan­ges ver­bor­gen wa­ren, aber wir muß­ten we­nigs­tens ein Dut­zend da­von schon hin­ter uns ge­las­sen ha­ben. Nichts war ge­sche­hen. Mei­ne Zu­ver­sicht wuchs, daß auch wei­ter­hin nichts ge­sche­hen wür­de. All­mäh­lich nä­her­te sich mein in­ne­res Emp­fin­den je­nem Zu­stand der Selbst­si­cher­heit, den ich nach au­ßen hin bis jetzt le­dig­lich vor­ge­täuscht hat­te.
    Der Gang war breit ge­nug für zwei Män­ner. Han­ni­bal schritt forsch an mei­ner Sei­te, den Blick ge­ra­de­aus ge­rich­tet, dort­hin, wo in ei­ni­ger Ent­fer­nung der Zu­gang zu ZON­TAs Al­ler­hei­ligs­tem lag. Ich hat­te den Helm über­ge­zo­gen, je­doch nicht ge­schlos­sen. Als wir zwei­hun­dert Me­ter zu­rück­ge­legt hat­ten, hör­te ich zum ers­ten Mal das ver­ein­bar­te Si­gnal: zwei rasch auf­ein­an­der­fol­gen­de Summ­tö­ne. Drau­ßen war noch al­les in Ord­nung. Die Tür des Kor­ri­dors hat­te sich längst hin­ter uns ge­schlos­sen. Trotz­dem war das Si­gnal ein­wand­frei zu hö­ren.
    Fast einen Ki­lo­me­ter lang war der Gang, ei­ne un­er­träg­lich lan­ge Stre­cke für zwei Leu­te in un­se­rer La­ge. Die Angst vor der Zer­strah­lung durch mar­sia­ni­sche Hoch­ener­gie­waf­fen war längst ge­wi­chen. Ge­blie­ben war nur die ent­setz­li­che Span­nung, was wir vor­fin­den wür­den, wenn wir das Kon­troll­zen­trum er­reich­ten. Wür­de es uns ge­lin­gen, den Su­per­ko­da­tor zu er­beu­ten?
    Das En­de des Gan­ges war be­reits in Sicht, da blitz­te es plötz­lich vor mir auf, und ei­ne Bar­rie­re aus grell­gel­bem Licht ent­stand, die sich quer vor mir durch den Kor­ri­dor leg­te. Ich brauch­te mei­ne gan­ze Wil­lens­kraft, um nicht vor Ent­set­zen auf­zu­schrei­en. Ei­ne ban­ge Zehn­tel­se­kun­de lang er­war­te­te ich, von dem gel­ben Leuch­ten er­faßt und zer­strahlt zu wer­den.
    »Halt!« dröhn­te ZON­TAs Stim­me.
    Der Be­fehl war un­nö­tig. Wir hat­ten oh­ne­hin an­ge­hal­ten.
    »Mar­s­quo­ten­be­rech­tig­ter Nang-Tai, im Be­sit­ze des Be­wußt­seins des Be­fehls­ha­bers Oko­lar-drei, Thor Kon­nat!« sag­te ZON­TA. »Ich ha­be die Ge­le­gen­heit be­nützt, Sie ein­ge­hend zu prü­fen und bin zu dem Schluß ge­kom­men, daß Sie mit Ge­ne­ral­ma­jor Thor Kon­nat iden­tisch sind. Wel­chem Zweck dient die Täu­schung?«
    Er hat­te mich al­so durch­schaut. Hier half kein Leug­nen.
    »Die Täu­schung dient zur Ir­re­füh­rung des Geg­ners, der sich auf dem Mars ein­ge­nis­tet und das Er­be der Vor­fah­ren wi­der­recht­lich mit Be­schlag be­legt hat. Als Ab­trün­ni­ger, als an­geb­li­cher Feind mei­nes ei­ge­nen Vol­kes, fiel es mir leich­ter, mit den In­va­so­ren Kon­takt auf­zu­neh­men.«
    »Sie be­ken­nen, Ge­ne­ral­ma­jor Thor Kon­nat zu sein?« frag­te ZON­TA.
    »Ich be­ken­ne«, ant­wor­te­te ich.
    »Set­zen Sie Ih­ren Weg fort!« be­fahl ZON­TA, und im sel­ben Au­gen­blick er­losch die gel­be Licht­bar­rie­re.
    Wir ge­lang­ten un­be­hin­dert bis ans En­de des Kor­ri­dors. Ei­ne Tür öff­ne­te sich vor uns und gab den Zu­tritt zu ei­ner halb­run­den Hal­le frei. Am ge­run­de­ten Teil der Wand, in des­sen Mit­te der Zu­gang lag, stan­den mäch­ti­ge Schal­t­ag­gre­ga­te mar­sia­ni­scher Her­kunft. Über matt­schim­mern­de Licht­ta­feln husch­ten Hun­der­te von bun­ten, un­ver­ständ­li­chen Leucht­sym­bo­len. Die ge­ra­de Wand der Hal­le, uns ge­gen­über, war leer. In der Mit­te gab es ei­ne wei­te­re Tür, die ins Kon­troll­zen­trum führ­te.
    Wir wa­ren ein­ge­tre­ten und ein paar Schrit­te weit ge­gan­gen. Da ließ sich ZON­TA von neu­em hö­ren:
    »Sie ha­ben durch die
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