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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes
Autoren: Britta Orlowski
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bleiben. »Im Koffer?«, vergewisserte sie sich.
    »Im Seitenfach.«
    In der Küche füllte sie ein Glas Wasser.
    »Ist er der Grund für deine Tränen?«, stellte ihre Mutter sie zur Rede.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Intuition.«
    »Aha.«
    »Ich mache uns einen Kaffee.«
    »Danke. Hast du für Marc vielleicht ein Stück Kuchen? Mir ist lieber, er hat was im Magen, wenn er seine Medikamente nimmt.«
    »Ist er krank?«, wollte ihre Mutter wissen.
    »Erzähle ich dir später.«
    Sie saßen zu dritt um den kleinen Couchtisch. Ihre Mutter war zum stummen Beobachter verdammt.
    »In welchem Hotel wohnst du?«
    Marc hob die Schultern.
    »Hm, eine gute Wahl.«
    »Du fragst dich sicher, was ich hier will.«
    »Der Gedanke ging mir durch den Kopf.«
    »Du bist einfach so verschwunden und hast fast alles mitgenommen. Da …« Er schielte zu ihrer Mutter.
    »Keine Sorge, sie versteht nichts von dem, was du sagst.«
    Marc nickte. »Du kommst doch zurück? Oder …«
    »Nun, jetzt bin ich erst mal hier.«
    »Seit vier langen Wochen.«
    »Konnte ich ahnen, dass das ein solches Problem für dich ist?«
    »Nein, entschuldige, du verstehst das falsch.«
    »Wirklich?«
    »Irgendwie habe ich mir unser Wiedersehen anders vorgestellt.«
    Klang er ängstlich?
    »Und?«
    »Was?«
    »Kommst du zurück?«
    »Weiß ich noch nicht.« Es erstaunte sie, dass er so ehrlich erschrocken aussah. »Was soll das Ganze, Marc?«
    »Ich wollte sehen, wie es dir geht.«
    »Prima. Das hast du ja jetzt.«
    »Heißt das, ich soll wieder verschwinden?«
    Sein Blick bettelte sie an. »Das habe ich nicht gesagt.«
    Er unterdrückte ein Gähnen.
    »Du solltest schlafen, war ein langer Tag für dich. Ich bringe dich in eine kleine Pension.«
     
    *
     
    Sie bot ihm gar nicht erst an, hier zu übernachten, registrierte er müde. Flo fuhr ihn »Zur alten Stadtmauer« und regelte alles Notwendige.
    Am nächsten Tag wachte er erst gegen Mittag auf. Die Zeitumstellung hatte so ihre Tücken. Nach einem leichten Frühstück und einem starken Kaffee startete er zu einem Spaziergang durch die Stadt. Als er zurückkam, saß Floriane auf einer Bank vor der Pension. Er setzte sich zu ihr.
    Sie hielt die Augen geschlossen und wandte das Gesicht der Sonne zu. »Warum hast du in deinen E-Mails nicht erwähnt, dass du kommen wirst?«, sagte sie anstelle einer Begrüßung.
    »Überraschung«, tirilierte er gespielt fröhlich. »Außerdem, du hättest dich nur halb so sehr gefreut.«
    Schuldbewusst senkte sie den Kopf. Wenigstens etwas, stellte Marc mit Befriedigung fest. »Mir ist schleierhaft, warum du dich mir gegenüber so … verhältst. Du fehlst mir schrecklich. Ich musste dich einfach sehen. Auch, um dir zu sagen, wie sehr ich dich liebe. Weißt du das denn nicht?«
    »Wie sollte ich? Du warst bisher recht überschwänglich in der Art deiner Beteuerungen.« Auf ihrer Stirn stand Blödmann. »Wen du so alles liebst«, brachte sie leise hervor.
    »Was soll das heißen?«
    »Du spielst kein Theater, du bist dir tatsächlich keiner Schuld bewusst. Zeit, dir ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Verschwenderisch bist du mit dem Satz Ich-liebe-Dich jedenfalls nicht, das kann man dir beim besten Willen nicht vorwerfen .«
    »Will ich meinen.«
    »Im Umkehrschluss heißt das: Du meinst genau das, wenn du die drei magischen Worte aussprichst.«
    »Tut mir leid, Birdie. Liegt’s am Jetlag oder bin ich so bekloppt? Ich kann dir nicht folgen.«
    Sie seufzte leise und nestelte an ihren Sandalen herum. »Erinnerst du dich an den Tag, an dem wir uns bei Jenny im Garten treffen wollten?«
    »Um gemeinsam nach St. Elwine zurückzufahren, in meinem Wagen.« Er nickte und sah sie aufmerksam an. »Du bist nicht wie vereinbart erschienen.«
    »Doch, ich war da. Nur habt ihr beiden mich nicht bemerkt, weil ihr viel zu sehr mit euch beschäftigt wart.«
    Langsam dämmerte ihm, worauf sie hinauswollte. Jennys Geständnis, dass sie sich in ihn verliebt hatte, war ihm eher unangenehm gewesen. Um ihre Gefühle nicht zu verletzen, hatte er geantwortet, dass er sie ebenfalls liebe. Wie immer hatte er damit wieder ein fabelhaftes Timing bewiesen.
    »Ah, du begreifst langsam.«
    »Wie lange hast du da gestanden hinter diesem blöden Busch, und uns belauscht ?«
    »Na, hör mal, ich lausche niemals.«
    »Mehr brauchte ich nicht zu hören. Mir reichte es.«
    Sofort sah sie elend aus.
    »O Gott, Birdie. Wärst du nur geblieben.«
    »Ph.«
    »Ich hatte Jenny gebeten, mit meinem Vater wieder ins Reine
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