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Zitronentagetes

Zitronentagetes

Titel: Zitronentagetes
Autoren: Britta Orlowski
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ausreichend Zeit, um in deinen alten Fällen herumzublättern. Da kam mir die Idee. Ich dachte: Hey, das reinste Kinderspiel. Ich gebe mich als ehemaligen Komplizen aus und fertig.«
    »Du hast diese Familie bedroht, Parker.«
    »Der Typ weigerte sich hartnäckig, mir das Geld zu geben. Was hätte ich machen sollen?«
    »Noch mal mit mir oder deinem Vater reden.«
    »Klar. Ich wollte es allein hinkriegen.«
    »Indem du ein kleines Mädchen entführst und deren Eltern damit zu Tode erschreckst?«
    »Unsinn, ich habe nur geblufft. Ich hätte niemandem ein Haar gekrümmt. Wenn deine Sekretärin nicht herumgeschnüffelt hätte, wäre alles glattgegangen. Aber nein, sie hat mich erwischt, wie ich im Büro die Cumberland-Akten studierte – nach dem fingierten Einbruch. Schließlich brauchte ich das neue Passwort, um meinen Drohungen mehr Nachdruck zu verleihen. Ich wollte sie nur wegstoßen. Dabei fiel sie auf die Kante des Schreibtisches. Ich hatte niemals vor, sie zu töten.«
    »Die Pistole – es ist doch meine, oder nicht ?« Rafe zwang sich noch immer zur Ruhe. Er bewahrte die Waffe in seinem Büro auf. Auch das musste Parker entdeckt haben. Statt aufzugeben, wollte Parker sein Ding bis zum bitteren Ende durchziehen.
    Auf Rafes Stirn bildeten sich Schweißperlen. Er wagte es noch nicht einmal, zu blinzeln.
    Hörte er von fern Sirenen von Polizeiwagen oder war hier lediglich der Wunsch Vater des Gedankens? Doch, er irrte sich nicht. Das auf- und abschwellende Geheul klang wie Musik in seinen Ohren.
    »Parker.« Rafe wollte einen Schritt vorwärtsmachen, da sank die Hand seines Neffen. Rasch nutzte Rafe den Moment, entzog ihm die Waffe und sicherte sie.
    Als die Handschellen klickten, wagte George endlich, zu sprechen. »Was haben Sie meiner Tochter gesagt, als sie sie im Kaufhaus weggelockt haben?«
    »In welchem Kaufhaus?«
    »Sie wollten Rosie doch entführen.«
    »Ich sagte schon, mit dem Kind habe ich nichts zu tun.«
    Dann war Rosies zeitweises Verschwinden also nur purer Zufall gewesen. Sie mussten es wohl glauben.
     
    *
     
    »Ein Wort von dir und ich lasse alle Termine sausen, Birdie.«
    »Weiß ich doch. Du steckst bis zum Hals in Arbeit, Vicky hat sich angeboten. Also sei nicht albern.«
    Marc warf ihr einen skeptischen Blick zu.
    Sie tätschelte seine Wange. »Machs gut, Großer.« Wie sie Abschied nehmen hasste. In zwanzig Minuten würde Vicky hier sein, um Kevin und sie zum Flughafen zu bringen. Das Gepäck stand bereit, der Laptop gehörte dazu. Ihren altersschwachen Wagen hatte sie letzte Woche verschrotten lassen. Sie brauchte ihn nicht mehr. Ein neues Leben lag vor ihr. Was nicht hieß, dass sie das alte nicht vermissen würde. Immerhin hatte sie einige Jahre hier verbracht, ihr Kind war und blieb amerikanischer Staatsbürger. Kevin brannte darauf, nach Deutschland zu kommen. Wie oft er unterwegs wohl fragen würde: »Sind wir bald da?«
    Und sie würde in Rathenow den nötigen Abstand haben, um nachzudenken und einen Entschluss zu fassen. »Du kümmerst dich doch um die Blumen?«, wandte sie sich wieder an Marc.
     
    *
     
    »Klar, auch wenn ich es nicht so gut mache wie du.« Also bleib nicht zu lange, hätte er am liebsten hinzugefügt, schluckte den Satz aber hinunter. Flo hatte lange warten müssen, um endlich ihre Eltern besuchen zu können. Da hatte er nicht das Recht, nur an sich zu denken. Sie sollte sich so viel Zeit nehmen, wie sie wollte. Die Abende würden einsam sein ohne sie. Er unterdrückte ein Seufzen.
    »Pass gut auf dich auf und grüß mir George. Nicht vergessen.«
    »Werde ich nicht.« Glitzerten Tränen in ihren Augen? Marc schluckte den schmerzenden Kloß in seinem Hals.
    »Besser, du gehst jetzt.«
    »Flo …«
    »Los, ab mit dir, schau zur Abwechslung mal auf deine teure Uhr.«
    Marc warf ihr einen langen Blick zu. Er konnte nicht anders, zog sie fest in die Arme und legte seinen Mund auf ihren. Täuschte er sich oder entzog sie sich ihm sanft?
    Sie klatschte ihm auf den Hintern. »Abmarsch!«
    Ein seltsamer Abschied. Irgendwie war ihm zum Heulen. Noch im Auto grübelte er darüber nach, was sie vor ihm geheim hielt.
    Am Wochenende kam er endlich dazu, sein Versprechen einzulösen. Es tat gut, seinen Vater gelöst, glücklich und vor allem gesund zu sehen. George besuchte ihn mit Jenny und Rosie in St. Elwine. Wie leicht hätte alles vorbei sein können. Noch immer hatte er Dads Schilderungen im Ohr.
    Marc überreichte seiner Schwester einen riesigen Luftballon. »Hallo
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