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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Silverberg
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es sich einfach deswegen, weil die Majorität des Erzlords Gaje sein mussten, und er war halt mein ›Hausgajo‹. Den dritten Erzlord wollte ich aus der Schar der maskierten Monstrositäten erwählen, sobald ich die Zeit fand, mich etwas genauer über sie zu unterrichten.
    Sobald dies erledigt war, erließ ich ein paar Dekrete bezüglich des Wiederaufbaus der Hauptstadt (Wir gedachten sie natürlich etwas weniger vulgär und protzig wiederherzustellen, doch es bestand ja derzeit vorläufig noch nicht die Notwendigkeit, das irgendwie detailliert anzukündigen) und betreffs der Reorganisation der Kaiserlichen Garden und der Reichssicherheitstruppen nach dem Bürgerkrieg. Sodann trug ich – in meiner Eigenschaft als der Rom baro – Polarca auf, sämtlichen Roma-Piloten in allen Winkeln der Galaxis Weisung zu erteilen, dass der Interstellarverkehr sofort wieder aufgenommen werden müsse. Denn wie anders sollte es denn den jubelnden Völkern des Imperiums möglich sein, ihre Delegierten in die Capitale zu entsenden, wenn die offiziellen Krönungsfeierlichkeiten des Neunzehnten Kaisers, des Ruhmreichen und Prächtigen, dort abgehalten wurden?
    »So, damit hätten wir's«, sagte ich schließlich. »Mir langt es jetzt. Helft mir die verdammten Stufen runter, ihr zwei!«
    Polarca blinzelte. »Hab ich dich um Hilfe bitten hören?«
    »Kristallstufen sind verdammt glatt, Polarca. Willst du, dass der Neunzehnte ausrutscht und sich ausgerechnet vor der Nase der ehrerbietigen Imperialpairs das Steißbein bricht? Also, du nimmst jetzt meinen Arm, und du, Julien, du kletterst da vor mir hinunter. Auf diese Weise garantieren wir immerhin, dass – sollte der Neunzehnte ausrutschen – sein Sturz zumindest vom König von Frankreich aufgefangen wird.«
    Es versteht sich, dass ich mir keine besonders schweren Sorgen machte, dass ich ausrutschen und fallen könnte. Aber ich dachte mir, vielleicht bekommen sie ein bisschen mehr Vertrauen, wenn sie glauben, dass ich endlich ein paar meinem fortgeschrittenen Alter angemessene Vorsichtsmaßnahmen ergreife. Manchmal müsst ihr wissen, ist es unumgänglich, den Menschen den Brei ums Maul zu schmieren, den sie am liebsten schlecken, sonst bringen sie es fertig und treiben dich mit ihrer Überfürsorglichkeit zum Wahnsinn.
    »Wer hätte sich so was ausdenken können?«, brummte Polarca (so ungefähr zum zehntausendsten Mal an diesem Tag). »Der Neunzehnte Kaiser schreitet die Stufen von dem Thronpodest hinunter, und wer ist er? Wer ist er? Kannst du es ehrlich glauben, Yakoub, dass du der Kaiser bist? Hättest du das denn jemals für möglich gehalten, dass die Gaje zum Zigeunerkönig kommen, dass sie in all ihren Masken und Prunkgewändern vor ihm eine Proskynese abziehen, dass sie ihm das Zepter darbieten, dass sie sagen würden …«
    »Ach, ich hab das die ganze Zeit über schon gewusst«, sagte ich ihm erhaben. »Ich hab es in meinen Handlinien gelesen.«
    »Und ich, ich bin ein Erzlord des Reiches«, quäkte Polarca.
    »Und auch du hast es die ganze Zeit über gewusst, stimmt's nicht. He, stimmt es nicht, du, du mein Polarca?«
    Drunten wartete Chorian auf uns. Bei ihm war wieder dieser Junge, der auch in meinem Schlafzimmer bei ihm gewesen war, als ich erwachte. Ich fragte mich, wer der Kerl sein mochte. Vielleicht ein jüngerer Bruder Chorians? Nein, es bestand nicht die geringste Ähnlichkeit zwischen den beiden. Der Junge hatte wahrhaftig nichts von Chorian, weder die langen Beine noch den schlanken, geschmeidigen Körperbau. Er war klein, breitschulterig, hellhäutig … im Grunde sah er überhaupt nicht wie ein Rom aus.
    »Eure Majestät?«, rief Chorian.
    »Für dich bin und bleibe ich Yakoub«, sagte ich.
    »Aber … aber …«
    »Yakoub!«
    Er nickte gehorsam. »Ich habe hier jemanden, den ich dir gern vorstellen möchte.«
    Ich schaute mir den Jungen an. »Ein Freund von dir? Ein Verwandter?«
    »Sein Name lautet ebenfalls Yakoub.«
    »Kein besonders ungewöhnlicher Name.«
    »Er ist der Sohn deines Sohnes Shandor«, sagte Chorian.
    »Was?«
    »Eure Majestät«, sagte der Junge, und er sah aus, als wollte er gleich zu weinen anfangen – und mir war gleichfalls danach zumute. Er fiel vor mir auf die Knie und begann den Saum meiner Zeremonialrobe auf widerwärtige Weise abzuküssen. Ich musste ihn am Haarschopf packen und ihn hochziehen, ehe er das aufgab.
    »Tu so was nicht!«, sagte ich. »Ich will dich anschauen, Junge.«
    Nicht viel von einem Rom in ihm, nein, wirklich
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