Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zieh dich aus, du alte Hippe

Zieh dich aus, du alte Hippe

Titel: Zieh dich aus, du alte Hippe
Autoren: Helge Schneider
Vom Netzwerk:
Manteltasche: »So! Darf ich dann hier mal die Fahrausweise sehen!?« Er kontrolliert den Bus. Einer hat keine Karte und will verduften. Schneider hechtet ihm hinterher, erwischt ihn an den Fußgelenken und läßt sich nicht mehr abschütteln. Bis auf die nächste Straßenseite geht es. Der verhinderte Flüchtige hat Schaum vorm Mund, als Schneider seine Linke vorsausen läßt. Angeekelt reibt sich der Kommissar den Schaum von der Faust, und zwar am Pullover des Erwischten. Mit blut verschmiertem Mund fleht der Betrüger um Gnade. Doch da schließen sich schon ein paar lustige Handschellen um seine Gelenke.
    »Los, auf geht's, in den Knast, Bruder!« Sch neider hat einen dicken Fisch am Haken, seine Wachtmeister klatschen Bei fall, als sie ins Büro kommen. Während der Gefangene flu chend hinter dem Gitter auf und ab läuft, kommt ein Anruf. Ein Wachtmeister hebt ab: »Bitte? Hier ist die Polizei.« Am anderen Ende will einer den Kommissar. »Ja, Moment, er ist da!« dann gibt er den Hörer weiter. Der Kommissar sagt: »Nein, ich bin nicht da!« Er ist un wirsch. »Entschuldigung, ich glaube, er ist doch nicht da! Auf Wiedersehen!« sagt der Wachtmeister und legt auf.
    Der Mann in der Telefonzelle ist zirka vierzig bis fünfzig Jahre alt, er trägt einen hellen Oberlippenbart, aber er scheint angeklebt zu sein, denn links und rechts tropft noch Pattex raus. Er ist total sauer. Mit ungeheurer Wucht knallt er den Hörer auf die Gabel und spuckt in die Ecke. Sein Strei fenanzug ist chic, aber er sieht trotzdem nicht so aus, als gehörte er zu der besseren Gesellschaft der Stadt. Denn er hat darüber eine grüne Lodenjacke an, die an den Kanten schon schmierig ist und auch kaputt gewetzt. Dreckige Fingernägel umrahmen seine Hände, die er nur mit Mühe so hält, daß sie nicht zittern. Er ist aufgeregt, weil er erpresst. Dieser Mann hat sich vorgenommen, einen ändern zu erpressen. Doch erst mal muß er herausfinden, wie der Frauenmörder heißt, daher ruft er die Bullen an. Als Kommissar Schneider am Apparat ist, verläßt ihn jedoch der Mut, und er hat einen zugeschnürten Hals. Sein Vorhaben wird jäh abgebrochen, doch dieser Mann gibt mit Sicherheit nicht auf. Ein brauner Lieferwagen fährt vor dem Polizeigebäude vor, zweiMänner in weißen Kitteln und Ölschutzhandschuhen steigen aus und machen sich an der Hintertür zu schaffen. In weiter Ferne bellt jäh ein Hund. »Los, pack mal mit an, du Hänfling!« Der Altere der beiden macht die Tür auf, u nd sie ziehen einen länglichen, in Plastikfolie verpackten Gegenstand raus. Er stinkt nach Verwesung, der Junge dreht sich ruckartig um und kotzt auf die Straße. »Machdas bloß weg, du Schwein!« Der Ältere kann die eingehüllte Leiche nicht mehr allein hal ten, sie rutscht ihm auf den Asphalt, ein mahlendes Geräusch zeigt ihm an, daß die Zähne der unbekannten Person dabei zu Bruch gegangen sind. »Verdammt, was soll denn das! Komm jetzt her!« Er tritt den Jüngeren in den Hintern, der damit beschäftigt ist, se ine eigene Kotze wieder aufzuschlecken.Notdürftig wischt er den Rest mit dem unteren Ärmelteil weg, es trieft von Kotze. »Entschuldigung, ich muß mich über geben, wenn ich das sehe.« In dem Moment kommt Kom missar Schneider die Treppe runter. »Hey, Fans! Na, wie geht's?« »Wir haben das Paket auf dem Müll gefunden. Er ist sehr schwer.«
    »So, dann wolln wir mal.« Der Kommissar untersucht den Toten, wendet ihn mit dem Fuß rum und sieht ihm ins Gesicht. Der Junge heult und versteckt sich hinterm Lastwagen. »Er ist eines natürlichen Todes gestorben, Freunde! Ich kann ihn hier nicht gebrauchen, bringt ihn ins Schauhaus. Da solln sich die Angehörigen drum kümmern!« Er geht und läßt die beiden mit ihrem Fund stehen. In seinem Büro riecht es nach Qualm. Schneider me rkt es sofort. »Guten Tag, Kommissar!« Der hohe Ledersessel dreht sich von selbst um, und darin sitzt der Bürgermeister. »Klären Sie den Fall, und Sie bekommen mehr Geld dem nächst, Herr Kommissar! Es war meine Schwester, die ver schwunden ist. Man will au ch mir ans Leder. Hier ist ein Scheck.« Er überreicht Schneider einen Zettel und zündet sich die Zigarre noch einmal an, sie war ausgegangen. Schneider prüft den Scheck, er hält ihn gegen das Tageslicht. Zufrieden schüttet er sich was zu trinken ein und setzt sich so auf den Schreibtisch, daß sein eines Bein runterbaumelt, das andere nicht. »Sie müssen ja wissen, wer Ihre Schwester umbringen wollte, und wer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher