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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition)
Autoren: Daria Verner
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in Worte gefasst hatte… Dass er keinerlei Abdrücke oder Spuren auf dieser Welt hinterlassen hatte, so fest drückte sie den Einband des Buches an ihre Brust und behielt es als Beweis dafür, dass es ihn wirklich gegeben hatte!
    Gloria griff nach einem Stift und schrieb. Sie schrieb und schrieb… und all die Traurigkeit in ihrem Herzen floss zusammen mit der Tinte in dieses Buch, das sie – als sie irgendwann fertig war, ansah und starr betrachtete. Wie in Trance klappte sie die erste Seite auf und gab dem Buch seinen Namen: Zerteufelter Vers! Denn das war es: Verteufelt und zerwütet.
    Geschockt starrte Gloria plötzlich auf das Pergament: Sie hatte die Worte noch nicht vollends auf das Papier geschrieben, ehe sich plötzlich neue Zeichen bildeten und sich als Schlangenlinie verformten. Kaum ihren Augen trauend, starrte Gloria auf die Schlingen: Die Linien kräuselten sich um ihren eigens geschriebenen Text und fraßen sich wie Ranken einer Pflanze in die untere Ecke der Seite, die Gloria schnell umblätterte. Weiter und weiter wuchsen die Linien um ihre Texte und immer wieder blätterte sie die Seiten um. Weiter und schneller… Bis sie hastig gleich mehrere Seiten auf einmal überblätterte; zu der Stelle, auf der ihr eigener Text endete. Das Blut gefror ihr in den Adern, als sich die Linien auf den leeren Seiten ausbreiteten und sich langsam entwanden: Zäh bildeten sich Buchstaben und Gloria stockte der Atem, als sie die ersten Worte in einer ihr bekannten Schrift entziffern konnte…
    Ich liebe Dich, Gloria!
     
    Alles wich ihr aus dem Gesicht. Es schnürte Gloria derart die Kehle zu, dass sie atemlos und wie gebannt auf das Pergament stierte, während sich von Null auf Hundert unfassbare Hoffnung in ihr ausbreitete. Wie in Trance griff sie erneut zu ihrem Stift und schrieb nur ein einziges Wort:
     
    Kirt?
     
    Augenblicklich bildete sich direkt hinter ihrer Schrift ein…
     
    Ja.
     
    Unfassbare Freude durchfuhr jede Faser ihres Körpers. Glorias Hände zitterten so sehr, dass sie kaum fähig war, zu schreiben…
     
    Was ist passiert?
     
    Ich bin für Dich gestorben.
     
    Jetzt stockte ihr endgültig der Atem.

Aber Du bist nicht tot.
     
    Sie überlegte noch, ob sie ein Fragezeichen dahinter setzen sollte, als sich die Schrift von neuem bildete…
     
    Nein… Doch für Dich schon!
     
    Es passierte nichts. Gloria war geschockt! Sie überlegte kurz, was sie als nächstes schreiben sollte, als sich erneut handgeschriebene Zeichen auf dem Papier bildeten…
     
    Du bist das Wundervollste, was mir je passiert ist. Leb´ Dein Leben. Ich wünsche Dir viel Glück und vergesse Dich nie!
     
    Das klang nach Abschied, ehe sie sich überhaupt hatte freuen können, dass es ihn noch gab.
     
    Sag´ mir, was ich tun kann, um bei Dir zu sein!
     
    Gar nichts. Es gibt keine Möglichkeit. Du warst schon immer ein Mensch und ich war es nie wirklich.
     
    Jetzt verstand sie gar nichts mehr. – In seinem Abschiedsbrief hieß es doch, dass er nur als Mensch hatte sterben können und er sich vorher noch nicht einmal sicher gewesen war…
     
    Du hast mir bis heute nicht verraten, wer Du bist.
     
    Glorias Schrift war so zittrig, dass man sie kaum lesen konnte.
    Wer ich bin, weißt Du. Nur nicht, was ich bin. Und das musst Du nicht wissen, um mich in Erinnerung zu behalten.
     
    In Glorias Kopf hämmerten die Gedanken; kaum eine Spur, was sie wirklich glauben sollte. Schnell schmierte sie ihre Worte auf das Papier:
     
    Ohne Dich will ich nicht sein!
     
    Und erneut formten sich Linien, die augenblicklich ihren Inhalt preisgaben:
     
    Das musst Du aber. Ich kenne keine andere Möglichkeit.
     
    Dann bringe ich mich um!
     
    Gloria spürte einen so großen Kloß im Hals, dass sie sich kaum zu schlucken traute. Doch sie meinte es, wie sie es geschrieben hatte.
    Das hilft Dir rein gar nichts. Wenn Du stirbst, wirst Du mich vergessen und als Seele, Meeres- oder Luftwesen Deinen neuen Charakter bilden. So wie Du bist, wirst Du nirgendwo wiedergeboren. Du kannst nicht fliehen!
     
    Wie hab´ ich meinen Tod überlebt?!
     
    Gloria stierte auf das Pergament, auf dem sie seine Schrift herbeisehnte.
    Ich habe den besten Schutzengel auf Dich angesetzt, den ich kenne! Es war genau jener Moment, in dem Du Dich an der Säule im Bahnhofschacht festgekrallt hast, als der Zug kam.
     
    Das also wäre normalerweise ihr Ende gewesen. Gloria schlug das Herz bis zum Hals und sie setzte den Stift an…
     
    Warum kommst Du nicht einfach wieder
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