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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition)
Autoren: Daria Verner
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lächelte bitter in sich hinein, als ihre Finger zu dem Anhänger an ihrer Kette glitten: Von Sternzeichen Pegasus… Das Lächeln auf ihrem Gesicht verebbte augenblicklich wieder. Kirt wirkte bis zum heutigen Tag nicht nur außergewöhnlich und rätselhaft – er war so einzigartig, wie ein Mensch nur sein konnte. Und wenn sie eines erahnte, dann dass er unter seinesgleichen mindestens genauso einzigartig gewesen war; aus welchem Grund auch immer.
    »Wissen Sie, was ich nicht verstehe?« Der Mann schaute Gloria freundlich an und sprach weiter: »Wie ein Mensch so gar keine nachweisbaren Spuren in seinem Leben hinterlassen kann. Wir haben Spezialisten, aber in dem Fall Ihres Freundes konnten keine Geburtsurkunden, keine Schulbesuche, keine Angehörigen… rein gar nichts ermittelt werden.« Gloria lächelte den Mann höflich an und dachte an Kirts verschmitztes, undurchsichtiges Grinsen, das sie so geliebt hatte. Sie beobachtete seinen Blick und überdachte feinsäuberlich ihre Antwort, der sie mit besonderer Betonung den entsprechenden Wert zumaß:
    »Was gibt es Wahreres als das Leben selbst?! Das Leben hat viele Gesichter … Mehr noch, als wir verstehen.« Der Polizist sah Gloria nachdenklich an. Sie wusste, dass er ihre Antwort nicht einordnen konnte, doch damit hatte sie genau jenen Nerv getroffen, den das Buch diesem Polizisten jetzt preisgegeben hätte, wenn er es aufschlagen würde…
    Nicht nur Kirt war Teil des Buches gewesen – sie selbst auch. Der Polizist nickte Gloria plötzlich zu, obgleich er nicht verstanden hatte, was sie ihm sagen wollte. Doch in einem Punkt schien Glorias Geschichte selbst an ihm Spuren hinterlassen zu haben: Denn niemals zuvor in seiner Laufbahn hatte der Polizist einen ungeklärten Fall ruhen lassen können; diesen hingegen schon! Denn die Tatsache, keinerlei Spuren oder Indizien für Kirts Existenz nachweisen zu können, hatte ihm den Fall von Anfang an zu rätselhaft werden lassen. Herr Falks erhob sich plötzlich, was Gloria ihm nachtat und verabschiedete sich von ihr. Die Rastlosigkeit und Mühe, die Wahrheit ans Licht zu bringen, war aus seinen Augen gewichen. Er beließ es dabei, dass er – die Hintergründe dieses Falles – niemals erfahren würde!
    »Was wird jetzt aus der Gerichtsverhandlung?« Gloria fragte ganz kleinlaut und begleitete den Polizisten zur Tür. »Bis zuletzt war es fraglich, ob es sich um Mord oder Selbstmord handelte.« Der Mann sah sie ein letztes Mal mit seinem eindringlichen Blick an und fuhr fort: »Keiner von beiden ist mehr am Leben und Ihre Anschuldigung an Staan ist mit keinerlei Beweisen zu untermauern.« Gloria nickte und der Mann fügte noch hinzu: »Kein Täter… kein Prozess!« Gloria sah den Polizisten ein letztes Mal an, ehe dieser durch das Treppenhaus verschwand und die Haustür hinter ihm ins Schloss fiel.
     

30 Zerteufelter Vers
    Kirt war tot – unmissverständlich und für immer. Neun Tage waren seitdem vergangen: Ein endloser Alptraum, aus dem es kein Erwachen gab. In Glorias Innerem schien alles zerbrochen zu sein. Von seiner Wohnung wusste niemand, die Schlüssel hatte nur sie – genauso wie das Motorrad, das Gloria in den Hinterhof schob. Kirt wurde anonym beerdigt… still und leise. Nur seinen Namen ritzte Gloria in die Rinde des Baumes, der neben seinem Grab stand. Ein Grab, das nicht als solches gekennzeichnet war. Ein Grab, das vergessen lassen würde, dass hier der wichtigste Mensch ihres Lebens beerdigt lag.
    Wann immer Gloria an ihn dachte – die Leere war nicht zu dämmen, das Loch in ihrer Brust nicht zu flicken. Niemals konnte ein anderer Mensch verstehen, was sie erlebt hatte – was sie mit ihm zusammen erlebt hatte! Gloria saß auf einer Wiese. Es war ein kalter, aber sonniger Tag. Wann immer sie nach Kirts Selbstmord das Buch aufgeschlagen hatte – es wirkte genauso tot wie er selbst. Doch dieses Buch, mit dem alles begonnen hatte, konnte Gloria nicht einfach zurücklassen in seiner Wohnung. Sie würde ihre Geschichte hineinschreiben! Denn weit und breit war niemand da, dem sie all das Erlebte hätte anvertrauen können.
    Alles, was ihr auf der Seele brannte, alle Sorgen, all ihr Leid: Sie schrieb es auf und Gloria würde diese – ihre – Geschichte hüten, wie sie den Inhalt dieses Buches immer schon gehütet hatte! Sie würde es als Talisman behalten, niemals hergeben und stets in Ehren halten. Denn ihre Kette und dieses Buch waren alles, was sie noch an Kirt erinnerte. So wie der Polizist es schon
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