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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen
Autoren: Chris Mooney
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-Teammitglied schlug zweimal mit der behandschuhten Hand gegen die Wand – das Signal, dass es losgehen konnte. Das Fahrzeug ruckte an. Kurz bevor die Hecktüren zuschlugen, sah Darby den Hubschrauber abheben.
    Sechs SWAT -Leute, allesamt männlich, drängten sich in ihrer schweren schwarzen Kampfmontur auf den Bänken. Ihre Gesichter waren mit schwarzer Farbe bemalt. Der siebte Mann – ein großer, bulliger Weißer – stand abgewandt von Darby und den anderen an der Trennwand zur Fahrerkabine. Er hielt sich an einem in die Decke eingelassenen Metallgriff fest und telefonierte über eine Verschlüsselungsanlage; den Blick starr zu Boden gerichtet, hörte er der Person am anderen Ende der Leitung zu. Dabei biss er so heftig auf den Kaugummi zwischen seinen Schneidezähnen, dass seine Kiefermuskeln hervortraten. Darby schätzte ihn auf Mitte bis Ende vierzig. Im fahlen Schein der Innenbeleuchtung konnte sie die Stoppeln auf seinem rasierten Schädel erkennen und das Geflecht der feinen weißen Fältchen um seine zusammengekniffenen Augen.
    Mit Sicherheit Trent
, dachte Darby.
Der Senior Corporal.
    Sie band sich mit einem der Gummibänder, die sie immer um die Handgelenke trug, das Haar im Nacken zusammen. Dabei spürte sie die Blicke aus den schwarz bemalten Gesichtern. Die Männer versuchten, sie abzuchecken.
    Das Sondereinsatzkommando war immer noch eine Männerdomäne, ein Spielplatz für große Jungs. Dass sie einem Floh die Eier abschießen und jede dieser Dumpfbacken im Nahkampf in weniger als einer Minute in die Knie zwingen und in ein schluchzendes Etwas verwandeln konnte, war völlig unerheblich. Im Moment sahen alle nur ihre Titten. Wahrscheinlich versuchten sie sich vorzustellen, wie sie wohl im Bett war. Der Kerl mit den puertoricanischen Zügen, der mit einem Gasgranatenwerfer zwischen den Knien rechts neben Darby saß und sie an Manny Ramirez, einen ihrer absoluten Lieblingsspieler der Red Sox, erinnerte, fand nichts dabei, sie zu beäugen wie ein Stück Fleisch.
    Darby grinste ihn an. «Kann ich dir irgendwie helfen, Cowboy?»
    Er leckte sich die Lippen, und sie hörte ihn schon fast säuseln, sie sähe aus wie Angelina Jolie. Dass sie Angelinas Lippen und Augen hätte, hatte man Darby schon öfter gesagt, obwohl sie selbst keinerlei Ähnlichkeit sah. Zum einen hatte sie kastanienbraunes Haar und grüne Augen. Zum anderen trug sie, anders als Mrs. Brad Pitt, seit ihr ein Axthieb das Jochbein zerschmettert hatte, eine bleibende Narbe auf der linken Wange. Die Ärzte hatten die Knochensplitter schließlich entfernt und ihr ein sogenanntes MediCor-Implantat eingesetzt.
    Aber stattdessen fragte der Manny-Ramirez-Doppelgänger: «Bist du die Darby McCormick, die in die Schießerei mit der Bostoner Polizeipräsidentin in der Autowerkstatt verwickelt war?»
    Darby nickte. Sie wusste, worauf das Gespräch hinauslaufen würde.
    «Diese Tonaufnahme, in der Chadzynski offen über ihre Machenschaften spricht.» Er stieß einen Pfiff aus. «Die Alte war eine eiskalte berechnende Schlampe. Sie hat ihre Seele verkauft. Und wofür? Um Sullivan, diesen Scheißkerl von einem irischen Gangster, zu schützen. Einen Serienkiller. Verdammt clever von dir, das Gespräch mit dem Handy aufzunehmen.»
    Darby hatte eine aufmerksame Zuhörerschaft. Die anderen Männer nickten und grinsten. Sie beugten sich nach vorn, um nur ja nichts zu verpassen.
    «Du hattest Glück, dass der Mitschnitt den Medien zugespielt wurde», sagte Ramirez-Mann. «Sonst hätte kein Mensch diesen Dreck geglaubt.»
    «Da hast du vermutlich recht.»
    «Ich habe Freunde bei der Bostoner Polizei.»
    «Gratuliere.»
    «Man munkelt, du selbst hättest die Aufnahme an die Presse geschickt.»
    Darby schüttelte lachend den Kopf. Erstaunlich. Sämtliche Cops, denen sie seit dem Vorfall begegnet war, schien es nicht übermäßig zu kümmern, dass Chadzynski als korrupte, berechnende und zu allem fähige Kriminelle enttarnt worden und für die Ermordung oder das Verschwinden Dutzender Bundespolizisten, FBI -Agenten, Bostoner Streifenpolizisten, verdeckter Ermittler und Augenzeugen verantwortlich war. Mit einem schlichten Telefonanruf hatte sie jeden vom Angesicht der Erde tilgen lassen, der versuchte, Frank Sullivans widerliche Taten ans Licht zu bringen. Eines ihrer Opfer war Thomas ‹Big Red› McCormick gewesen. Aber die Cops interessierte einzig und allein, ob Darby selbst die Chadzynski-Aufnahme an die Medien weitergegeben hatte.
    «Ich war’s nicht»,
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