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Zerrissenes Herz (German Edition)

Zerrissenes Herz (German Edition)

Titel: Zerrissenes Herz (German Edition)
Autoren: Susan Wiggs
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sollte sie sich fürchten? Bisher hatte sie ihre Freunde und ihre Familie immer um Rat gebeten und gefragt, was sie tun sollte. Nachdem sie die Bellamys mit der ungeplanten Schwangerschaft erschüttert hatte, war sie sehr vorsichtig geworden; sie hatte sich nicht mehr erlaubt, über die Linien hinauszumalen. Stattdessen hatte Daisy alles unter die Prämisse gestellt, dass sie eine gewisse Sicherheit behielt und dass Charlie auf keinen Fall verstört wurde. Es war an der Zeit, die Flügel auszubreiten und zu versuchen zu fliegen.
    Nach allem, was passiert war, konnte sie sich Julians Zuneigung nicht mehr sicher sein. Aber das sollte sie nicht aufhalten. Genauso wenig wie Regeln oder Konventionen. Es war lächerlich von ihr, auf eine selbst auferlegte Deadline zu warten wie eine viktorianische Lady in der Trauerzeit. Wenn es um Julian ging, kannte Daisy ihr Herz. Sie hatte es immer gekannt. Und jetzt fühlte sie die Liebe zu ihm stärker als je zuvor. Er hatte Gefangenschaft und Folter überlebt und war dennoch nicht daran zerbrochen. Er hatte seinem Land auf eine Weise gedient, die niemals gewürdigt werden konnte, und er war noch stärker und liebender zurückgekehrt. Auf was zum Teufel wartete sie noch?
    Sie nahm das Telefon, die Worte lagen ihr bereits auf den Lippen. „Ich liebe dich. Ich bin total durcheinander, aber ich liebe dich und will bei dir sein.“
    Okay, vielleicht nicht ganz so direkt.
    Sie wählte, er ging gleich nach dem ersten Klingeln ran.
    „Was hältst du von Frühstück zum Abendbrot?“, fragte sie.
    „Wenn es etwas zu essen ist, bin ich dabei.“
    „Das war Charlies Idee. Würdest du gern zum Abendessen rüberkommen?“
    Es entstand eine kleine Pause, in der jeder Zweifel, den sie je gehabt hatte, sein hässliches Haupt hob. Sie glaubte, ihr müsse das Herz stehen bleiben. „Ich meine“, fügte sie schnell hinzu, „du musst nicht. Ich weiß, es ist ein bisschen plötzlich …“
    „Abendessen wäre toll“, unterbrach er sie.
    Daisy ertappte sich dabei, dass sie durch die Küche tigerte, die Schüssel mit dem Pfannkuchenteig im Arm, in der einen Hand den Rührlöffel, mit dem sie den Teig viel zu kräftig rührte. Es war lächerlich, Julians wegen nervös zu sein, oder? Er war Julian, um Himmels willen, den sie schon so lange kannte und liebte. Es gab keinen Grund, nervös zu sein. Gar keinen. Nada. Niente.
    Während sie das versprochene Abendessen aus Pfannkuchen, Rührei und Bacon vorbereitete, beobachtete sie Julian und Charlie durchs Küchenfenster. Sie waren am Steg und ließen Steinchen
    über die spiegelglatte Wasseroberfläche hüpfen. Der Abend war ungewöhnlich heiß. Nach dem Steineflitschen legten sie sich mit dem Gesicht nach unten auf die Holzplanken, vermutlich um die Schwärme kleiner Fische zu beobachten, die sich in den Schatten tummelten. Durch das Fliegengitter hörte Daisy ihre Stimmen, konnte jedoch nicht genau verstehen, was sie sagten. Der Klang ihres Lachens brachte sie zum Lächeln.
    Charlie war wahnsinnig gern mit Julian zusammen, das merkte sie. Natürlich betete der Junge seinen Vater an und vermisste es, ihn um sich zu haben, aber Charlie war schon immer ein Kind gewesen, das sich schnell angepasst hatte.
    Daisy ging noch einmal durch, was sie Julian heute Abend sagen wollte, sobald Charlie im Bett sein würde. Sie wollte ihm sagen, dass sie bereit war, den nächsten Schritt zu gehen. Auch wenn die Scheidung noch eine frische Wunde war, wollte sie Julian sagen, dass sie ihn immer noch liebte. Das war allerdings riskant. Sie würde sich verletzlich machen. Und nachdem sie so lange getrennt gewesen waren, wusste sie nicht, ob er immer noch die gleichen Gefühle für sie hegte. Es wäre auf jeden Fall sicherer, ihre Gefühle für sich zu behalten. In der Vergangenheit hatten sie keinen Weg gefunden, zusammen zu sein. Jedes Mal war ihnen das Leben dazwischengekommen. Vielleicht waren sie einfach nicht dazu bestimmt, zusammen zu sein? Nein, dachte sie. Die Hitze und das Knistern, die konstante Sehnsucht – das alles konnte nicht falsch sein.
    Auf dem Steg liegend, fingen die beiden an, sich gegenseitig nass zu spritzen. Ihr Lachen wurde lauter. Daisy wollte ihnen schon eine Warnung zurufen, hielt sich aber gerade noch zurück. Charlie konnte später baden. Julian war ein erwachsener Mann, und Gott wusste, dass ihm schon Schlimmeres zugestoßen war, als nass zu werden.
    Sie holte ihre Kamera und trat vor die Tür, um ein paar Fotos von den beiden zu
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