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Zero Option: Thriller

Zero Option: Thriller

Titel: Zero Option: Thriller
Autoren: Tom Wood
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statt des freundlichen Lächelns hatte sie nur kalte Blicke für ihn übrig. Fünf Meter vor ihm blieb sie stehen, die Waffe auf ihn gerichtet. Der Fahrer blieb hinter dem Lenkrad sitzen. Der Mann von der Rückbank war blass und hager und hielt die gleiche Pistole in der Hand wie sie. Eine Beretta 92FS mit Schalldämpfer. Victor sah sich um und entdeckte die schlanke Frau mit dem nichtssagenden Gesicht in der Nähe der Straßenlampe. Mit gespreizten Beinen stand sie da und zielte auf seinen Rücken.
    Der Mann mit der Beretta rief: »Keine Bewegung.«
    Er sprach Russisch, wie Victor in Minsk.
    Der große Kerl kam näher. Er war ausgesprochen muskulös, aber gleichzeitig schlank und geschmeidig. Gewicht schätzungsweise hundert Kilo. Keine überflüssigen Muskelberge. Weite Hose, offenes Sportsakko, T-Shirt. Er durchsuchte Victor, hatte das Keramik-Klappmesser schon nach wenigen Sekunden gefunden und warf es weg.
    »Hände«, sagte er barsch.
    Victor streckte sie ihm in Schulterbreite entgegen. Der Kerl packte ihn mit enormer Kraft an den Handgelenken, umwickelte sie mit Plastikhandschellen und zog sie so fest zusammen, dass die Haut rings um die Riemen weiß wurde.
    Er packte Victor am rechten Trizeps und schubste ihn auf die Rückbank des Renault hinter den Fahrersitz. Victor ließ sich die Schmerzen nicht anmerken und leistete keinen Widerstand. Der Muskulöse gab irgendeinen Befehl auf Hebräisch, und die beiden, die aus dem Auto ausgestiegen waren, stiegen wieder ein – der Mann auf die Rückbank neben Victor, die Frau auf den Beifahrersitz. Die kleine Frau unter der Straßenlaterne steckte ihre Pistole wieder ein und ging mit hastigen Schritten zu dem Peugeot. Sie setzte sich auf die Rückbank, während der Muskulöse auf den Beifahrersitz plumpste.
    Victors Hände fingen schon jetzt an zu kribbeln, da die Blutzufuhr unterbrochen war. Er setzte sich aufrecht. Der Kerl neben ihm hielt so viel Abstand wie möglich, ließ Victor jedoch keine Sekunde aus den Augen und hielt auch seine Pistole unentwegt auf ihn gerichtet. Es war eine Beretta mit Spannabzug, entsichert und einsatzbereit. Er brauchte nur abzudrücken, dann bekam Victor eine Neun-Millimeter-Kugel in die Brust. Der Israeli hielt die Waffe in der rechten Hand, parallel zu seinem Brustkorb. Zu weit entfernt, zu riskant, selbst mit ungefesselten Händen.
    Die blonde Frau auf dem Beifahrersitz drehte sich zu ihm um. »Anschnallen«, bellte sie.
    Den englischen Akzent hatte sie beibehalten. Wahrscheinlich war sie ursprünglich Engländerin. Victor zeigte ihr seine gefesselten Hände.
    Sie grinste spöttisch. »Das schaffst du schon.«
    Victor griff über die linke Schulter nach hinten, zog den Gurt über die Brust und steckte die Schnalle in das Schloss. Dabei stellte er sich so ungeschickt wie möglich an. Als das Schloss einrastete, drehte die Frau sich wieder nach vorn und sagte ein paar hebräische Worte zu dem Fahrer. Die drei Israelis hatten keine Gurte angelegt, um möglichst schnell und ungehindert agieren zu können, während er jetzt an seinen Platz gefesselt war.
    Der Renault fuhr los, dicht hinter dem Peugeot. Alles einstudiert. Der Fahrer fuhr knapp über der erlaubten Höchstgeschwindigkeit, wie jeder, der keinen Strafzettel riskieren wollte und nichts zu verbergen hatte. Sie fuhren durch die schmalen Straßen von Sofia und blieben immer unmittelbar hinter dem Führungsfahrzeug. Die Beifahrerin drehte sich in regelmäßigen Abständen zu Victor um. Der Israeli auf der Rückbank ließ ihn keine Sekunde aus den Augen.
    Victor spürte, wie das Adrenalin seinen Herzschlag beschleunigte. Er hörte den Puls in seinen Ohren dröhnen. Er starrte durch das Fenster nach oben und sah blinkende Lichter am nächtlichen Himmel. Ein startendes Flugzeug. Er sah den Lichtern nach, bis sie in der Dunkelheit verschwunden waren.

Kapitel 63
    Die Schmerzen in Victors Handgelenken, die durch die Fesseln eng aneinandergepresst wurden, nahmen zu, und auch das Kribbeln wurde immer schlimmer. Er konnte die Hände zwar zu Fäusten ballen, aber mehr nicht. Bald schon würden sie so taub werden, dass er sie überhaupt nicht mehr bewegen konnte.
    Sie bogen einmal nach rechts und zweimal nach links ab und landeten auf einer breiten Straße, näherten sich einer Ampel. Rotes Licht schimmerte durch die Regentropfen auf der Windschutzscheibe.
    Der Renault wurde langsamer und blieb schließlich ganz stehen. Vielleicht konnte er ja die Tür aufmachen und sich auf die Straße
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