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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care
Autoren: Jodi Picoult
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braucht«, erwiderte Mom. »Davon hat sie schon mehr als genug über sich ergehen lassen müssen.«
    »Schauen Sie, Miss Roman«, mischte Dad sich ein. »Ich bin Polizeibeamter. Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass ich Sie anlügen würde, oder?«
    »Ich habe bereits mit Ihrer Frau gesprochen, Mr. O’Keefe, und ich werde auch noch mit Ihnen sprechen … aber zunächst einmal möchte ich mit Willows Schwester reden.«
    Ich klappte den Mund auf und wieder zu, doch es kam kein Ton heraus. Mom starrte mich an, als wolle sie meine Gedanken lesen, und ich schaute zu Boden, bis ich plötzlich diese roten Highheels vor mir sah. »Du musst Amelia sein«, sagte Donna, und ich nickte. »Warum gehen wir nicht ein wenig spazieren?«
    Als wir den Raum verließen, trat ein Polizist vor die Tür, der wie Dad aussah, wenn er zur Arbeit ging. »Trennen Sie die beiden voneinander«, sagte die Roman zu ihm, und der Mann nickte. Dann führte sie mich zum Süßigkeitenautomaten am anderen Ende des Gangs. »Was möchtest du gerne? Ich bin ja ein Schokoladenjunkie, aber vielleicht stehst du mehr auf Chips.«
    Sie war so viel netter zu mir, wenn meine Eltern nicht dabei waren. Sofort deutete ich auf einen Riegel Snickers. Ich musste die Situation ausnutzen, solange es noch ging. »Ich nehme an, so hast du dir deine Ferien nicht vorgestellt«, bemerkte Donna, und ich schüttelte den Kopf. »Ist das Willow schon öfter passiert?«
    »Ja. Sie bricht sich ständig irgendwelche Knochen.«
    »Und wie?«
    Für jemanden, der eigentlich intelligent sein sollte, kam mir die Frau ziemlich dumm vor. Wie bricht man sich schon die Knochen? »Na, sie fällt hin oder wird von irgendetwas getroffen.«
    »Sie wird von irgendetwas getroffen?«, wiederholte Donna Roman. »Oder meinst du von irgend jemandem ?«
    Auf dem Spielplatz im Kindergarten hat dich mal ein Kind umgerannt. Du warst zwar ziemlich talentiert darin, allem Möglichen auszuweichen, doch an dem Tag warst du einfach nicht schnell genug. »Nun ja«, antwortete ich, »manchmal auch das.«
    »Wer war bei Willow, als sie sich diesmal verletzt hat, Amelia?«
    Ich dachte an Dad, der an der Eistheke deine Hand gehalten hatte. »Mein Vater.«
    Donna kniff die Lippen zusammen. Sie warf Münzen in den Automaten, und heraus kam eine Flasche Wasser. Sie drehte sie auf. Ich hätte gerne einen Schluck davon getrunken, war aber zu verlegen, um sie danach zu fragen.
    »War er aufgeregt?«
    Ich dachte an das Gesicht meines Vaters, als wir hinter dem Krankenwagen zum Krankenhaus gerast waren. »Ja … ziemlich sogar.«
    »Glaubst du, er hat das getan, weil er wütend auf Willow war?«
    »Was getan?«
    Donna Roman kniete sich neben mich, sodass sie mir in die Augen schauen konnte. »Amelia«, sagte sie, »du kannst mir ruhig erzählen, was wirklich passiert ist. Ich werde schon dafür sorgen, dass sie dir nicht wehtun.«
    Plötzlich wusste ich, was sie dachte. »Mein Dad war nicht wütend auf Willow«, sagte ich. »Er hat sie nicht geschlagen. Es war ein Unfall!«
    »Solche Unfälle müssen nicht passieren.«
    »Nein … Sie verstehen nicht … Willow hat …«
    » Nichts , was Kinder tun, rechtfertigt Misshandlung«, murmelte Donna Roman vor sich hin, doch ich konnte sie klar und deutlich hören. Sie ging zu dem Zimmer zurück, wo meine Eltern warteten, doch obwohl ich ihr hinterherschrie, achtete sie nicht mehr auf mich. »Mr. und Mrs. O’Keefe«, sagte sie, »wir nehmen Ihre Kinder zu deren Schutz vorläufig in Verwahrung.«
    »Warum fahren wir nicht aufs Revier und reden mal miteinander?«, sagte der Officer zu Dad.
    Mom schlang die Arme um mich. »In Verwahrung? Zum Schutz? Was soll das heißen?«
    Mit fester Hand – und mithilfe des Polizeibeamten – versuchte Donna Roman, mich aus Moms Armen zu lösen. »Wir wollen nur die Sicherheit der Kinder garantieren, bis sich das alles geklärt hat. Willow wird über Nacht hierbleiben.« Sie wollte mich aus dem Raum führen, doch ich krallte mich am Türrahmen fest.
    »Amelia«, rief meine Mutter aufgelöst, »was hast du ihr er­zählt?«
    »Ich habe versucht, ihr die Wahrheit zu sagen!«
    » Wo bringen Sie meine Tochter hin? «
    » Mom! «, kreischte ich und streckte die Hand nach ihr aus.
    »Komm, Schatz«, sagte Donna Roman und zog an meinen Händen, bis ich loslassen musste. Während ich schrie und um mich trat, wurde ich aus dem Krankenhaus gezerrt. Fünf Minuten lang wehrte ich mich aus Leibeskräften; dann brach ich zusammen. Da verstand ich,
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