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Zelot

Zelot

Titel: Zelot
Autoren: Reza Aslan
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gesamten Apostelgeschichte, deutet wie auch immer darauf hin, dass Petrus jemals Oberhaupt der Kirche in Jerusalem gewesen war. Siehe Painter, «Who was James?» S.  31 – 36 .
    Cullmann behauptet darüber hinaus, dass die Gemeinde unter Petrus weitaus weniger genau in der Beachtung der Gesetze war, als ab der Zeit, da Jakobus die Kontrolle übernahm und auf eine strengere Einhaltung der Gesetze achtete. Der einzige Hinweis darauf, dass dem so war, stammt aus Petrus’ Bekehrung des Römers Cornelius. Abgesehen davon, dass die Historizität dieser Geschichte zweifelhaft ist, beweist sie auch keineswegs eine Laxheit gegenüber dem Gesetz seitens Petrus und taugt schon gar nicht als Hinweis auf Petrus’ Führungsposition in der Jerusalemer Versammlung. In der Apostelgeschichte finden sich mehr als ausreichend Belege dafür, dass hinsichtlich der Rigidität der Gesetze große Unterschiede in den Reihen der ersten Jünger Jesu bestanden. Petrus mag weniger streng gewesen sein als Jakobus, was die Befolgung der Gesetze anging, aber was will man daraus schließen? Wie Bernheim schreibt: «Es gibt keinen Grund für die Annahme, dass die Jerusalemer Gemeinde in den Jahren 48 / 49 weniger liberal war [als] zu Beginn der dreißiger Jahre»; Bernheim,
James, Brother of Jesus,
S.  209 .
    Wiard Popkes führt die Hinweise, die für eine Datierung des Jakobusbriefs auf das 1 . Jahrhundert sprechen, auf in «The Mission of James in His Time», in:
The Brother of Jesus,
S.  88 – 99 . Martin Dibelius widerspricht der Datierung auf das 1 . Jahrhundert. Seiner Auffassung nach handelt es sich bei dem Brief vielmehr um eine Zusammenstellung jüdisch-christlicher Lehren, die auf das 2 . Jahrhundert zu datieren sind. Siehe Martin Dibelius,
Der Brief des Jakobus
(Göttingen 1959 ). Interessant auch, dass der Jakobusbrief an «die zwölf Stämme [Israels], die in der Zerstreuung leben», gerichtet ist. Jakobus scheint weiter davon auszugehen, dass die zwölf Stämme in voller Zahl wieder zusammengeführt werden und Israel befreit werden wird. Der Grund, warum der Jakobusbrief so sehr im Matthäus-Evangelium nachhallt, liegt nach Ansicht vieler Experten darin, dass in dem Evangelium eine – häufig als «M» bezeichnete – Überlieferung enthalten ist, die sich auf Jakobus zurückführen lässt.
    In «James in Relation to Peter, Paul und Jesus»,
The Brother of Jesus,
S.  138 – 159 , schreibt Bruce Chilton über das Nasiräergelübde, das Paulus abzulegen gezwungen ist.
    Chilton glaubt, dass nicht nur Jakobus ein Nasiräer war, sondern Jesus ebenfalls. In der Tat ist er überzeugt, dass es sich bei dem Jesus zugewiesenen Beinamen «von Nazaret» um eine Verfälschung des Ausdrucks Nasiräer handelt. Nicht vergessen werden sollte auch, dass die Apostelgeschichte  18 , 18  Paulus darstellt, wie er an so etwas wie einem «Nasiräergelübde» teilnimmt. Nachdem er mit dem Schiff nach Syrien aufgebrochen ist, landet Paulus in Kenchreä, einer Hafenstadt unweit von Korinth. Dort habe er, schreibt Lukas, «sich aufgrund eines Gelübdes den Kopf kahl scheren lassen». Obwohl Lukas sich hier eindeutig auf einen Nasiräerschwur bezieht, scheint er sich über das Wesen und die Durchführung des Gelübdes im Unklaren zu befinden. Der springende Punkt des Rituals war es schließlich, sich nach Ablauf des Gelübdes den Kopf kahl scheren zu lassen. Lukas liefert keinen Hinweis darauf, worin Paulus’ Eid bestanden haben könnte, aber wenn es darin um eine sichere Passage nach Syrien ging, hatte er sein Ziel nicht erreicht und somit seinen Schwur nicht erfüllt. Darüber hinaus legt Paulus seinen Schwur nicht in einem Tempel ab, und es ist daran auch kein Priester beteiligt.
    John Painter umreißt den gesamten in den
Pseudoklementinen
enthaltenen antipaulinischen Stoff, darunter auch die heftige Auseinandersetzung im Tempel zwischen Paulus und Jakobus, in «Who Was James?», S.  38 f. Ebendort geht Painter auch auf die Ausweitung des Mosaischen Gesetzes durch Jesus ein (S.  55 ff.).
    Die Angehörigen der Gemeinde, die auch nach der Zerstörung Jerusalems an den Lehren des Jakobus festhielt, bezeichneten sich selbst als Ebioniten, sprich «die Armen», zu Ehren von Jakobus, dessen Hauptsorge den Armen galt. Es ist gut möglich, dass die Gemeinde schon zu Lebzeiten Jakobus’ als die Ebioniten bezeichnet wurde, schließlich taucht ihr Name im zweiten Kapitel des Jakobusbriefes auf. Die Ebioniten bestanden auf der Beschneidung und der
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