Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitspringer

Zeitspringer

Titel: Zeitspringer
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
war und eine solche Behandlung nicht vertrug.
    »Wenn Sie jemanden in der Zeit so weit zurückschicken können, woher kommt es dann, daß 1979 das Enddatum für die Springererscheinung war?«
    »Dafür gibt es viele Gründe.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum einen war das Verfahren bis vor kurzem über fünfhundert Jahre hinaus nicht verläßlich. Wir haben es verbessert. Neue Forschungsarbeit. Jetzt können wir zuverlässig Leute zweitausend Jahre zurückfeuern und wissen, daß sie ankommen.«
    »Die Schweine im zwölften Jahrhundert?«
    »Ja«, sagte Lanoy. »Das waren unsere Probeschüsse. Also: Zufällig wurde eine solche Menge von Springern zum Nexus von 1979 zurückgeschickt, daß die Erscheinung den Behörden zu Ohren kam. Jede Springerlandung in einer anderen Zeit führte im allgemeinen dazu, daß der Betreffende wegen Wahnsinns oder Zauberei festgenommen wurde. Wir versuchten deshalb, unsere Springer auf die Zeit zwischen 1979 und 2106 zu beschränken, weil jede Landung dort als das erkannt wurde, was sie war, so daß der Springer nur geringe Schwierigkeiten hatte. Wir sind über diesen Zeitraum nur auf besondere Bitten oder manchmal durch unbeabsichtigtes Danebentreffen hinausgegangen. Verstehen Sie?«
    »Ja«, sagte Quellen dumpf. »Und Brogg ist nach Rom gegangen?«
    »Ja, wirklich. Gegen einen Preis. Und jetzt lassen Sie mich besser gehen und versprechen, daß Sie die Ergebnisse Ihrer Ermittlungen nicht nach oben dringen lassen, sonst stelle ich Sie bloß und lasse bekannt werden, daß Sie eine Zuflucht in Afrika haben.«
    Quellen sagte ruhig: »Ich könnte einen Laserstrahl durch Ihren Kopf jagen und behaupten, Sie hätten mich angegriffen.«
    »Nützt nichts, Quellen. Die Hohe Regierung will ja das Zeittransport-Verfahren. Wenn Sie mich umbringen, kriegen Sie es nie.«
    »Wir könnten es durch eine Neuroabspielung aus Ihrem Hirn herausholen, tot oder lebendig.«
    »Nicht, wenn Sie mir einen Laserstrahl durch den Kopf jagen«, sagte Lanoy. »Außerdem würde die Neuroabspielung auch das mit Afrika preisgeben, nicht? Abgesehen davon würden Sie zu leiden haben, wenn ich sterbe. Wußten Sie nicht, daß Brogg die Geschichte in eine Reihe von selbsttätigen Anzeigern eingespeichert hat, die darauf programmiert sind, zur Zentrale zu laufen, sobald ihm etwas passiert?«
    »Doch, aber –«
    »Er hat sie kurz vor seinem Sprung alle auf mich umgestellt. Ihr Schicksal ist mit dem meinen verbunden, Quellen. Sie tun gut daran, mich gehen zu lassen.«
    Quellen spürte, wie seine Gesichtsmuskeln schlaff herabsanken, als ihm aufging, in welcher Lage er sich befand. Wenn er nicht für eine Anklage gegen Lanoy sorgte, lief er Gefahr, degradiert zu werden. Wenn er Lanoy ans Messer lieferte, würde dieser ihn bloßstellen. Er konnte Lanoy aber auch nicht einfach laufenlassen. Es war schon registriert, daß Lanoy mit den Springern zu tun hatte. Koll wußte es, Spanner wußte es. Quellen konnte dieses Wissen nicht leicht aus der Welt schaffen. Wenn er versuchte, Lanoy zu decken, würde er sich in einem Lügengespinst verirren. Er lebte ohnehin schon mit einem Betrug; er konnte die Belastung eines zweiten nicht aushalten.
    »Bekomme ich, was ich will?« fragte Lanoy.
    Ein gewaltiger Adrenalinstoß durchflutete Quellen. Er saß in der Falle, und jemand, der in der Falle sitzt, kämpft verzweifelt. Er fand unerwartete Kraftreserven.
    Es gab eines, was er versuchen konnte, etwas unfaßbar Kühnes, etwas so ungeheuerlich Riskantes, daß es auf seine Art beinahe schon wieder vernünftig erschien. Vielleicht scheiterte es, sogar wahrscheinlich. Aber es war besser, als mit Lanoy einen Handel abzuschließen und immer tiefer in den Morast von Bestechung und Zugeständnissen zu versinken.
    »Nein«, sagte er. »Sie bekommen nicht, was Sie wollen. Ich lasse Sie nicht frei, Lanoy. Ich überstelle Sie dem Gericht.«
    »Sind Sie wahnsinnig?«
    »Ich glaube nicht.«
    Quellen ließ Mitarbeiter kommen. »Tun Sie den Mann wieder in den Gewahrsamstank«, sagte er knapp. »Lassen Sie ihn bis auf weiteres dort.«
    Lanoy wurde fortgeschleppt, trotz seiner Proteste.
    Nun den Köder für den Leviathan festmachen, den er fangen wollte.
    Quellen drückte auf Tasten.
    »Die Unterlagen Donald Mortensen«, befahl er.
    Man brachte ihm die Spule. Er schob sie in den Projektor und ließ Broggs Ermittlungsarbeit an sich vorüberziehen. Das Gesicht Mortensens schimmerte ihn an, jugendlich, rosig. Er sah aus wie ein Albino, dachte Quellen, mit dem weißen Haar und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher