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Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)

Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)

Titel: Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)
Autoren: Cristin Terrill
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mir den Mund mit dem Ärmel ab.
    Du musst ihn töten.
    Wenn ich die Augen schließe, sehe ich die Wörter immer noch vor mir. Sie sind wie eingebrannt in mich, aber ich kann sie nicht akzeptieren. Es muss einen anderen Weg geben. Ich bin nicht so hart.
    Noch nicht.
    Am anderen Ende des Ganges höre ich das Klicken einer Tür. Jemand kommt. Ich rapple mich auf und haste zum Abfluss. Ich will nicht wissen, was der Doktor tun wird, wenn er entdeckt, dass ich ihn geöffnet habe. Und wenn er den Zettel sieht …
    Der Gedanke lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Er würde mich todsicher umbringen.
    Mit Händen, die vor lauter Eile ungelenk sind, zerbreche ich den Löffel in mehrere Teile und werfe sie in den Abfluss. Ich kann nun ein Paar schwere Stiefel auf dem Beton hören. Ich lege das Abdeckgitter zurück auf den Abfluss und setze die Schrauben so gut ich kann mit Fingerspitzen und Nägeln ein. Ich schnappe mir den Plastikbeutel und den Zettel und werfe mich auf die Matratze. Beide schiebe ich unter mich, gerade als Kesslers Gesicht in der kleinen Fensteröffnung meiner Zellentür auftaucht.
    »Wo ist der Löffel?«, fragt er.
    Wunderbar. Kessler ist nicht so dumm, wie ich gehofft hatte.
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen«, sage ich und lehne den Kopf lässig an die Wand. Ich zwinge mich, normal und gleichmäßig zu atmen, obwohl meine Lunge von der Anstrengung der letzten Minute brennt.
    Kessler dreht sich nach rechts und spricht mit jemandem, den ich nicht sehen kann. Jemandem, der keine Armeestiefel trägt, sodass ich ihn nicht hören konnte. Meine Zehen krümmen sich in den Slippern.
    Kessler wendet sich wieder mir zu. »Wir wissen, dass du ihn hast. Rück ihn heraus.«
    Okay, das geht nicht mehr. Ich müsste die Einzelteile aus dem Abflussrohr fischen, und dann würden sie den gesamten Raum auf den Kopf stellen, um zu finden, was ich vor ihnen verstecke. Wenn sie den Zettel voller Drohungen in meiner Schrift finden, bin ich tot.
    Davon abgesehen werde ich diesen Männern niemals etwas geben, das sie haben wollen, egal, wie winzig es sein mag.
    Ich verschränke die Hände hinter dem Kopf. »Sie können mich mal.«
    »Es ist doch nur ein Plastiklöffel, Kleines.« Es ist die Stimme des Doktors, die gedämpft durch die Tür dringt. »Was willst du damit anstellen? Einen Tunnel hier raus graben?«
    Beim Klang seiner Stimme springe ich auf die Füße. »Fahr zur Hölle!«
    »Em?« Das ist Finn an der Lüftungsöffnung. »Was ist los?«
    »Letzte Chance.«
    Ich spucke gegen das Zellenfenster. Meine Haut fühlt sich vor Wut wie elektrisch aufgeladen an. Jede Sekunde wird die Tür aufgehen, der Doktor wird hereinkommen, und dann wird irgendein neuer Horror beginnen. Und das nur wegen eines Plastiklöffels. Meine Beine zittern vor Verlangen davonzulaufen. Aber wohin? Außerdem kann ich das aushalten.
    »Aufmachen«, sagt der Doktor.
    Ich höre das Rasseln eines Schlüssels im Schloss, das Geräusch einer sich öffnenden Tür, aber meine rührt sich nicht. Es dauert länger, als es sollte, bis ich verstehe.
    »Nein!« Ich werfe mich gegen die versperrte Tür. Das Hämmern meiner Fäuste gegen das Metall produziert einen hohlen Klang. »Lasst ihn in Ruhe! Finn!«
    Auf der anderen Seite der Wand schreit Finn vor Schmerz auf. Ich höre das schwache Knistern des militärischen Spezialelektroschockers, den der Doktor gern benutzt, um sich die feinen Hände nicht schmutzig zu machen. Der Schocker verfügt über eine Reihe von Einstellungen, von denen einige zu Bewusstlosigkeit führen, andere zu sofortigem Herzstillstand. Ersteres habe ich selbst erlebt und Letzteres gesehen, und das Wissen, dass dieses Gerät gerade an Finn zum Einsatz kommt, macht mich wahnsinnig. Ich brülle seinen Namen und werfe mich wieder und wieder gegen die Tür.
    Der Doktor erscheint an der winzigen Fensteröffnung in meiner Zellentür, und ich fahre zurück, als hätte ich Angst, er würde durch die Scheibe greifen und mir die Hände um den Hals legen. Nicht, dass das nötig wäre. Allein der Anblick seines Gesichts weckt in mir das Gefühl, als würde er mir die Luft abdrücken.
    »Du kannst das jederzeit beenden«, sagt er. Er sieht so aus, wie er immer ausgesehen hat. Ich bezweifle, dass ich mich in einem Spiegel wiedererkennen würde, doch an ihm ist die Zeit spurlos vorübergegangen. Seine Stimme wird weicher, fast freundlich. »Gib mir einfach den Löffel.«
    Ich starre ihn aus verschleierten, brennenden Augen an. Finn stöhnt jetzt vor
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