Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Hügels
    hervorstachen. In einer Entfernung von einer Meile sah ich dieses große Gebäude, eine Masse aus Granit und Aluminium, zu dem ich an meinem ersten Abend hin-aufgeklettert war. Hier und da erhoben große Figuren, so schön und rätselhaft wie meine Sphinx, den Kopf aus dem weiten Grün, und überall erblickte ich die Kuppeln und Schornsteine, die Signaturen der Morlocks.
    Überall waren die Blumen dieser Letzten Tage, mit ihren leuchtenden weißen
    Blüten und glänzenden Blättern. Nicht zum erstenmal erinnerte mich diese Landschaft mit ihren außergewöhnlichen und schönen Blüten, ihren Pagoden und in das Grün geschmiegten Kuppeln an den Königlich Botanischen Garten meiner Zeit in Kew; aber es war ein Kew, das sich jetzt über ganz England erstreckte und verwil-dert und ungepflegt geworden war.
    Am Horizont stand ein großes Gebäude, das mir früher noch nicht aufgefallen
    war. Es verlor sich fast im Dunst, der im Nordwesten hing, in Richtung des modernen Windsor; aber es war zu weit entfernt und unscharf, als daß ich irgendwelche Details hätte erkennen können. Ich nahm mir vor, eines Tages einen Ausflug nach Windsor zu machen, denn wenn irgend etwas aus meiner Zeit die Evolution und
    den Verfall der dazwischenliegenden Jahrtausende überlebt hatte, dann war es sicherlich ein Relikt dieses massiven normannischen Schlosses.
    Ich drehte mich um und sah, wie die Landschaft in Richtung des modernen Banstead hinabfiel, und ich erkannte dieses Muster aus Wäldchen und Hügeln, hier und da vom Glitzern eines Gewässers unterbrochen, das mir auf meinen früheren Expeditionen vertraut geworden war. Und genau in dieser Richtung – vielleicht
    zwanzig oder fünfundzwanzig Meilen entfernt – lag der Grüne Porzellanpalast. Ich schaute in diese Richtung und glaubte, eine Andeutung der Zinnen dieses Bauwerk zu erkennen; aber meine Augen waren auch nicht mehr das, was sie einmal gewesen waren, und so war ich mir nicht sicher.
    Ich hatte zusammen mit Weena diesen Palast aufgesucht, auf der Suche nach
    Waffen und anderen Utensilien, mit denen ich den Kampf gegen die Morlocks aufnehmen konnte. Und wirklich, wenn meine Erinnerung nicht trog, schlich ich –
    mein früheres Ich – jetzt noch innerhalb dieser polierten grünen Wände umher!
    In einer Distanz von etwa zehn Meilen schob sich eine Barriere zwischen mich und den Palast: ein dunkler Wald. Selbst im Tageslicht war er ein dunkler, unheimlicher Farbtupfer, mindestens eine Meile tief. Mit Weena auf dem Arm hatte ich diesen Wald beim erstenmal wohlbehalten durchquert, denn wir hatten das Tageslicht abgewartet, um diese Passage zu wagen; aber beim zweitenmal, nach unserer Rückkehr vom Palast (heute nacht!) würden meine Ungeduld und Müdigkeit die Oberhand behalten. Entschlossen, so schnell wie möglich zur Sphinx zurückzukehren und mich an die Wiedererlangung meiner Maschine zu machen, würde
    ich auch im Dunklen durch den Wald hetzen – und mich den Morlocks ausliefern.
    Ich wußte, daß ich von Glück sagen konnte, diese Dummheit nicht mit dem Leben bezahlt zu haben; und was die arme Weena betraf...
    Aber ich verdrängte jetzt diese Schuldgefühle, denn meines Wissens war ich ja hier, um das alles wiedergutzumachen. Ich hatte zwar keine Waffen, aber ich hatte ja auch nicht vor, mit den Morlocks zu kämpfen – darüber war ich hinweg –, sondern ich wollte nur Weena retten. Und um das zu erreichen, so kalkulierte ich, brauchte ich wohl keine schwereren Waffen als meinen Verstand und meine Fäuste.

Ein Spaziergang
    Die Zeitmaschine wirkte sehr exponiert, wie ihr Messing und Nickel dort auf der Hügelflanke glitzerten, und obwohl ich eigentlich nicht beabsichtigte, sie noch einmal zu benutzen, beschloß ich, sie zu tarnen. In der Nähe war ein Wäldchen, und ich schleifte die plumpe Maschine dorthin und bedeckte sie mit Ästen und Blättern. Das kostete mich einige Anstrengung – denn die Maschine war ein ziemlich klotziges Teil – und ich schwitzte, und die Kufen hatten eine tiefe Spur in das Erdreich gegraben.
    Ich ruhte mich ein paar Minuten lang aus, und dann, mit einer Willensanstrengung, setzte ich mich hügelabwärts in Richtung Banstead in Bewegung.
    Ich war kaum hundert Yards gegangen, als ich Stimmen hörte. Für einen Moment war ich erschrocken, weil ich glaubte, daß es sich – trotz des Tageslichts – um Morlocks handelte. Aber die Stimmen waren durchaus menschlich und sprachen in diesem eigentümlichen, einfachen Singsang, der für die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher