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Zeitbombe

Titel: Zeitbombe
Autoren: Gmeiner-Verlag
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angelehnte Wohnzimmertür, was sie mit einem ängstlichen, kaum vernehmbaren Laut der Zustimmung kommentierte.
    »Danke, Ludger«, brummte Brandt leise, weil der Ärger über die Ängstlichkeit seiner Frau in ihm immer weiter anstieg. Aber so war das mit ihr schon immer, dachte er, während er gemächlich durch die Küche und das sich anschließende Nähzimmer trabte. Auch hier gab es keine besonderen Ereignisse zu vermelden. Wieder ein wenig entspannter, drückte er die Klinke zu seinem Büro herunter, schob die Tür nach innen und tastete nach dem Lichtschalter, doch noch während seine Hand auf dem Weg dorthin war, wusste er, dass in dem Raum irgendetwas nicht stimmte. Er musste einen Augenblick warten, bis die einzelne Energiesparlampe über seinem Kopf genügend Helligkeit abgab und seine Augen sich wieder von dunkel an hell gewöhnt hatten; dann jedoch entdeckte er das etwa faustgroße Loch in beiden Scheiben des Doppelfensters, fein säuberlich mit einem Glasschneider direkt neben dem Griff herausgeschnitten, durch das der Regen in fetten Tropfen ins Innere drang und sich auf der Fensterbank und dem Boden sammelte. Irritiert sah er sich um und nahm die hässlichen, schlammverschmierten Abdrücke wahr, die auf dem Schreibtisch und dem Laminat des Fußbodens zu erkennen waren.
    »Irma!«, rief er laut und stürmte zurück in Richtung Wohnzimmer. Als er an der Flurecke angekommen war und mit der rechten Hand nach der Türklinke greifen wollte, rutschte er aus und schlug der Länge nach hin. Und noch im Fallen wurde ihm der Grund für seinen Sturz bewusst: Er war auf schlammigem, dreckigem Wasser ausgerutscht. Wasser, das jemand ins Haus getragen hatte, der unbefugt durch das Bürofenster eingedrungen war und sich nun vermutlich im Wohnzimmer aufhielt.
    »Irma!«, schrie er aus Leibeskräften, rappelte sich schwerfällig hoch, brachte mit patschenden Schritten die zwei Meter bis zur Tür hinter sich und schob sie nach innen. Dort sah er seine Frau auf dem Sofa sitzen. Über ihren Mund zog sich ein Streifen breiten, grauen Klebebandes, die Hände hielt sie hinter dem Rücken verborgen. Ihr gegenüber saß ein grauhaariger Mann von etwa 60 Jahren, der mit einer Pistole auf den Kopf der gefesselten Frau zielte.
    »Kommen Sie herein, Herr Kriminaldirektor«, sagte der Besucher freundlich, »und nehmen Sie bitte Platz.«
     

33
    Hain trieb den kleinen Japaner, so schnell es ging, durch die Stadt, doch das war an diesem Abend alles andere als leicht, weil das Wasser in Sturzbächen über die Straßen rann. Aus allen Gullydeckeln, die sie passierten, schoss eine braune, unansehnliche Brühe empor. Die Scheibenwischer des Mazdas schafften es nicht, die Wassermassen zu verdrängen, obwohl sie in der höchsten Stufe arbeiteten.
    »Was für eine Scheiße ist das denn?«, fluchte Hain lautstark, doch bei Lenz auf dem Beifahrersitz kam nur unverständliches Gemurmel an, weil die Worte des Oberkommissars vom Geprassel des Regens auf dem dünnen Stoffdach übertönt wurden.
    »Was sagst du?«, schrie der Hauptkommissar.
    »Dass ich solch ein Unwetter noch nie erlebt habe«, entgegnete Hain in der gleichen Lautstärke und stieg auf die Bremse, weil die Ampel am Auestadion auf Rot sprang und der Querverkehr sich im Anschluss quälend langsam über die Kreuzung bewegte.
    Etwas mehr als zwei Minuten danach hatten die Polizisten das Haus ihres ehemaligen Chefs erreicht, sprangen aus dem Wagen und hetzten auf das Vordach des Eingangs zu. Obwohl beide ihre Sakkos über den Kopf gezogen hatten, waren sie schon auf der Hälfte des Weges komplett durchnässt. Kurz bevor sie das schützende Glas über der Tür erreicht hatten, zuckte ein greller Blitz auf und tauchte das Haus und den Vorgarten für einen Sekundenbruchteil in gleißende Helligkeit. Das gleichzeitig losbrechende Donnergrollen hatte etwas zutiefst Beängstigendes.
    »Mir läuft die Brühe voll in die Schuhe«, schnaubte Hain, legte beide Hände an die Schläfen und sah durch das satinierte Glas der Scheibe.
    »Licht. Es ist also jemand zu Hause.«
    »Das wäre ja mal eine gute Nachricht«, ergänzte Lenz und legte den Finger auf den Klingeltaster.
    Im Innern erklang leise ein Gong, der trotz des Regens auch vor der Tür zu hören war. Sie warteten 20 Sekunden, dann startete der Hauptkommissar einen weiteren Versuch. Keine Reaktion.
    Wieder fuhr der Zeigefinger nach vorn und drückte, diesmal mehrfach, doch das Ergebnis blieb das gleiche.
    »Ich versuche es hier weiter, du
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