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Zeitbombe Internet

Zeitbombe Internet

Titel: Zeitbombe Internet
Autoren: Thomas Fischermann
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(ESA) geknackt habe. Der gleiche Mann hatte ein Jahr zuvor Webseiten der britischen Marine verunstaltet.
- Dann wurde Neckermann gehackt. Und die amerikanische Citigroup, wo angeblich Kreditkartendaten von 360.000 Kunden wegkamen. Und Nintendo. Und eine Pornoseite namens Pron.com . Und die CIA. Und der US-Senat. Und, und, und ...
    Das sind längst keine Einzelfälle mehr. Keine harmlosen Spielereien. Auch keine Sache mehr bloß für Spezialisten in der Computer- und Sicherheitsindustrie. Datenschutzskandale,
gestohlene Identitäten, Industriespionage per Internet, Mobbingskandale im Internet, die unheimlichen neuen Ortungsfunktionen der smarten Handys und Ängste vor dem Verlust der Privatsphäre: Die Themen betreffen Millionen Menschen sehr konkret. Sie werden zur besten Sendezeit in Talkshows behandelt und füllen die Titelseiten von Magazinen. Unternehmer und ihre Kunden bekennen, dass sie sich immer weniger sicher fühlen im Netz. Ständig beobachtet. Politiker fordern Antworten von den Unternehmen. Die verlangen Lösungen von der IT-Industrie. Und diese heuert Lobbyisten, PR-Agenturen und Berater an, um mit der Regierung um Gesetze zu ringen.
    Bloß übersehen die Macher geflissentlich, dass in ihren Produktideen und Businessplänen ein gewaltiger Systemfehler steckt.
    Geist Gottes: Die gefährliche Verheißung einer digitalen Zukunft
    Alles Spinner! Wer am 3. April 2010 irgendwo in den Vereinigten Staaten einen »iPad«-Rechner kaufen wollte, konnte nicht einfach so in einen Laden gehen und mit einem Päckchen wieder herauskommen. Schon gar nicht in den »Fashion Valley Apple Store« im kalifornischen San Diego. Stunden vor der Öffnung des Ladens hatte sich hier die erste Schlange gebildet (vor manchen größeren Geschäften kampierten sogar Menschen über Nacht). Als der Laden dann endlich aufmachte, machten die Mitarbeiter Stimmung: Sie kamen herausgejoggt, in blauen Pullis und T-Shirts, liefen klatschend und juchzend an der ganzen hoffnungsfrohen Käuferschar vorbei, und dann ging es endlich los. Das war im ganzen Land so. Wer seine rund 500 Dollar hinlegte, bekam den lange angekündigten, neuartigen, flachen und tragbaren Computer ohne Tastatur, der nach Möglichkeit pausenlos mit dem Internet verbunden ist. Am Ausgang wurde man noch mal beklatscht.
    Aber sind das wirklich Spinner?

    Wenn ja, dann gibt es ziemlich viele davon. Allein am ersten Verkaufstag hat Apple nach eigenen Angaben 700.000 Tablettcomputer verkauft und im Verlauf des Jahres mehr als 14 Millionen Stück abgesetzt. Und das iPad ist ja bloß ein Beispiel. Elektronikhersteller, Computerfirmen, Softwareproduzenten und Internetdiensteanbieter haben in den vergangenen Jahren Millionen Menschen davon überzeugt, dass sie ganze Taschen voller Geräte mit sich herumtragen sollten. In den reichen Volkswirtschaften und zunehmend auch in den Schwellenländern sind es typischerweise supermultifunktionale Tablettcomputer wie das iPad, digitale Musikabspielgeräte und elektronische Bücher, intelligente Navigationscomputer, hochauflösende Multifunktionskameras und digitale Fitnesstrainer. Elektronik mit Hochleistungschips im Innenleben, winzige Computer also, die so viel können, dass ihre Hersteller die Verzeichnisse der Funktionen als »Bibliotheken« bezeichnen. Von Spontankauf zu Spontankauf, Geburtstag zu Geburtstag und Weihnachten zu Weihnachten landen mehr solcher Geräte in unserem Leben. Mal als beklatschtes Spielzeug, mal als praktische Neuerung und andere Male fast unbemerkt.
    Â»Smarte« Hochleistungschips werden längst auch in Alltagsgegenstände eingebaut, ohne dass man viel Aufhebens darum macht. Wer heute 25.000 Euro oder mehr für ein Auto ausgibt, erwirbt damit auch ein hochgezüchtetes Computersystem, dessen Funktionsvielfalt er höchstens erahnt: ein smartes Auto mit smartem Motor, smartem Kurvenmanagement, smarter Alarmanlage und smartem Soundsystem. Chips? Sie stecken in Kreditkarten. Reisepässen. Personalausweisen. Überall.
    Zunehmend sind diese Geräte darauf geeicht, mit dem Internet in Verbindung zu bleiben – am besten ohne Unterlass. Im Millisekundentakt halten sie Schwätzchen mit Datenbanken, sie tauschen sich mit anderen Geräten über all die wichtigen und trivialen Dinge aus, die ihre Benutzer gerade treiben. Sie sind darauf getrimmt, all die Informationen wie ein Puzzlespiel zusammenzufügen. Eigentlich
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