Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit der Wut

Zeit der Wut

Titel: Zeit der Wut
Autoren: Giancarlo de Cataldo
Vom Netzwerk:
Dagegen spricht dasselbe wie gegen das Beschatten. Der einzige, der uns hätte helfen können, war ausgerechnet dein Hormonbündel, aber wie es scheint, beherrscht der Kommandant die Kunst der Verführung besser als du …
    Daria zuckte mit den Achseln, verzweifelt. Warum gefielen ihr nur Männer, die unausstehlich waren?

5.
    Der Kommandant sagte zu Mastino, dass der neue Junge nicht eingeladen war. Sie trafen sich im Lager. Der Kommandant überprüfte höchstpersönlich den Waffenbestand und Refats Zustand. Der Araber schlief, von Drogen betäubt, gefesselt in einem Gitterbett. Der Kommandant verkündete, dass die Aktion für die folgende Nacht geplant war.
    – Ich möchte, dass ihr alle fit seid für den großen Ball.
    Sie nahmen Habtachtstellung an, in wilder Erregung. Der Kommandant lächelte. Der Kommandant hatte seine Zustimmung gegeben.
    – Noch etwas solltet ihr wissen, sagte er, nachdem er sich des Längeren über einige technische Details der Operation ausgelassen hatte. Das alles wird echter wirken, wenn nicht nur die Bösen, sondern auch einer von den Guten auf der Strecke bleibt …
    Sie warfen sich einen beunruhigten, ängstlichen Blick zu. Der Kommandant seufzte.
    – Ein Querschläger wird den Jungen treffen.
    Mastino protestierte schwach. Marco war einer von ihnen. Er war loyal. Er hatte dieselben Ideen wie sie. Er hatte dieselben Risiken auf sich genommen wie sie. Warum sollte man jemanden opfern, der so vertrauenswürdig war? Der Kommandant betrachtete seine Männer mit hochmütigem Blick.
    – Wir machen einen Helden aus ihm. Gibt es eine größere Anerkennung für seine Loyalität? Will noch jemand mit mir über meine Befehle diskutieren?
    Alle senkten den Kopf. Mit einem Schauer stellte Mastino fest, dass es zum Teil seine Schuld war. Er hätte strenger mit dem Jungen sein sollen. Ihn besser beschützen sollen. Alle, die mit Alissa ins Bett gingen, zahlten irgendwann drauf. Wobei nicht ganz klar war, ob ihnen kurz vor der Exekution noch ein exquisites Vergnügen gewährt wurde, oder ob der Kommandant hinter der eiskalten Maske ein Mann wie jeder andere war. Eifersüchtig auf seine Frau, fähig, sie zu manipulieren und für seine Zwecke zu benutzen, aber doch insgeheim leidend.
    – Noch etwas, sagte der Kommandant, bevor er die Versammlung verließ. Der Araber. Ich möchte, dass er gewaschen und ordentlich gekleidet wird. Schicken wir ihn ins Jenseits, wie es sich gehört, er hat es verdient.

6.
    Nachdem Marco Darias Dossier gelesen hatte, lief er zu Alissa. Diese Seiten beschrieben die Nacht, die schwärzer war als die Unendlichkeit. Sogar die WUT hatte sich darin verirrt. Und jetzt schwieg sie, verblüfft, verängstigt. In der Villa des Kommandanten achtete niemand auf ihn. Mittlerweile war er ein bekanntes Gesicht. Er ging durch den Rosengarten und erwiderte den mildtätigen Gruß der indischen Gärtner. Hinter der Hecke, die den Pool umgab, blieb er stehen. Alissa, die einen winzigen Tanga trug, der kaum das Tattoo verdeckte, genoss mit geschlossenen Augen die letzten Strahlen der Oktobersonne. Etwas weiter hinten saß Taxi, in einem gelben Kaftan. Marco erstarrte. Dann ging er weiter, er versuchte alle Kräfte seines Hirns zu mobilisieren, das an Denken nicht gewöhnt war. Alissa kam ihm nach und hängte sich bei ihm ein.
    – Es ist besser, wenn wir jetzt darüber sprechen. Flucht ist keine Lösung, meinst du nicht?
    In einem großen Schlafzimmer, das ihn an die Suite im Russie erinnerte, ließ sie den Bademantel fallen und rieb sich an ihm. Sie. Dantinis Mörderin.
    Marco packte ihren Hals mit den Händen. Sie schloss die Augen. Er drückte zu. Sie stöhnte und griff nach seinem Geschlecht. Marco drückte immer fester und fester. Als er sie endlich losließ, hatte sie beinahe schon zu atmen aufgehört. Alissa rang nach Atem, wobei sie einen merkwürdigen Zischlaut von sich gab. Als hätte ein elektrischer Schlag sie getroffen.
    – Ich mag das. Ich mag das sogar sehr. Mach es noch einmal.
    – Nein, ich habe genug von deinen Spielchen.
    – Was weißt du über die ganze Geschichte?
    – Alles außer den Details.
    Sie zündete sich eine Zigarette an. Marco setzte sich neben sie, wobei er achtgab, sie nicht zu berühren.
    – Wir sind aus demselben Holz geschnitzt, Marco. Ich erkenne meine Artgenossen. Ich habe es sofort gespürt. Du hast Krieg geführt, irgendeinen, egal weswegen und gegen wen … dann …
    – Dann?
    – Dann hast du aufgehört zu kämpfen. Aber du trägst den Krieg
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher