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Zeit der Träume

Zeit der Träume

Titel: Zeit der Träume
Autoren: Nora Roberts
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lugten über die Regenrinne. Aus ihren grinsenden Mäulern und über ihre Klauen rann das Regenwasser.
    Malory hielt vor dem breiten Säulenportal und überlegte ernsthaft, ob sie nicht besser wenden und wieder davonfahren sollte.
    Aber dann schalt sie sich selbst einen Feigling, einen kindischen Dummkopf. Wo war ihr Sinn für Abenteuer und Spaß geblieben?
    Sie legte ihre Hand gerade auf den Türgriff, als ihr ein Klopfen an der Fensterscheibe einen Schrei entlockte, der in ein atemloses Keuchen überging, als ein bleiches, knochiges Gesicht, umhüllt von einer schwarzen Kapuze, zu ihr hineinspähte.
    Wasserspeier werden nicht lebendig, beruhigte sie sich tief durchatmend und ließ das Seitenfenster einen Spalt herunter.
    »Willkommen in Warrior’s Peak.« Die Stimme übertönte das Grollen des Donners, und das Willkommenslächeln enthüllte zahlreiche weiße Zähne. »Lassen Sie Ihre Schlüssel einfach im Wagen, Miss, ich kümmere mich schon darum.«
    Bevor sie die Tür verriegeln konnte, hatte er sie bereits aufgerissen. Er hielt Wind und Regen mit seinem Körper und dem größten Schirm, den sie je gesehen hatte, von ihr fern.
    »Ich bringe Sie sicher und trocken zur Tür.«
    Was war das für ein Akzent? Englisch, irisch oder schottisch?
    »Danke.« Sie wollte aussteigen, es gelang ihr jedoch nicht.
    Ihre aufsteigende Panik verwandelte sich in Verlegenheit, als sie merkte, dass sie noch angeschnallt war.
    Sie löste den Gurt, griff nach ihrer Handtasche und lief dann unter dem Schirm auf die Doppeltüren zu. Sie waren so breit, dass ein Lastwagen hindurchgepasst hätte, und bestückt mit riesigen silbernen Türklopfern in Form von Drachenköpfen.
    Beeindruckend, dachte Malory, als sich die Türen öffneten und sie Licht und Wärme empfingen.
    Die Frau hatte prachtvolle, glatte rote Haare, die ein perfekt geschnittenes blasses Gesicht einrahmten. Ihre Augen, grün wie die des Hirsches, funkelten unter dunklen, geschwungenen Augenbrauen. Sie war groß und schlank und trug ein schwarzes Kleid aus fließendem Stoff. Ein Silberamulett mit einem dicken, rauchgrünen Stein hing zwischen ihren Brüsten.
    Ihre Lippen, so rot wie ihre Haare, verzogen sich zu einem Lächeln, als sie ihre Hand, an der zahlreiche Ringe blitzten, ausstreckte.
    Sie sah aus, dachte Malory, als sei sie geradewegs einem äußerst sexy Märchen entsprungen.
    »Willkommen, Miss Price. Was für ein faszinierendes Unwetter, allerdings sicher etwas Furcht erregend, wenn man unterwegs ist. Treten Sie ein.«
    Die Hand war warm und fest, und mit sicherem Griff zog sie Malory ins Haus.
    Die Halle war erleuchtet von einem Kronleuchter aus Kristall, das so fein wie gesponnener Zucker wirkte.
    Auf dem Mosaikboden waren die Krieger vom Tor und zahlreiche andere mythologische Figuren dargestellt. Malory hätte sich am liebsten hingehockt und sie studiert, und als sie die Gemälde an den blassgelben Wänden sah, musste sie ein begeistertes Stöhnen unterdrücken.
    »Ich freue mich sehr, dass Sie unserer Einladung Folge leisten konnten.« Die Frau musterte sie lächelnd und leicht amüsiert. Ihr Akzent klang irgendwie fremdländisch. »Ich bin Rowena. Kommen Sie, ich bringe Sie in den Salon, dort brennt ein gemütliches Feuer. Es ist zwar noch ein wenig früh im Jahr dafür, aber bei diesem Wetter schien es mir erforderlich zu sein. War die Fahrt hier herauf schwierig?«
    »Anstrengend. Miss...?«
    »Rowena. Einfach nur Rowena.«
    »Rowena. Könnte ich mich vielleicht kurz frisch machen, bevor ich mich zu den anderen Gästen geselle?«
    »Natürlich. Hier ist der Puderraum.« Sie wies auf eine Tür unter der geschwungenen Freitreppe. »Die erste Tür rechts führt in den Salon. Lassen Sie sich ruhig Zeit.«
    »Danke.« Malory schlüpfte durch die Tür. Puderraum war leicht untertrieben für die weitläufige, plüschige Räumlichkeit.
    Die sechs Kerzen auf der Marmorplatte verströmten weiches Licht und einen undefinierbaren Duft. Burgunderrote Handtücher, die mit écrufarbener Spitze gesäumt waren, lagen zu beiden Seiten des großen Waschbeckens, dessen goldener Wasserhahn wie ein Schwan geformt war.
    Hier stellte das Bodenmosaik eine Meerjungfrau dar, die auf einem Felsen saß, lächelnd auf das blaue Meer blickte und sich die leuchtend roten Haare kämmte.
    Malory vergewisserte sich, dass sie die Tür abgeschlossen hatte und kniete sich hin, um die Arbeit zu studieren.
    Großartig, dachte sie und fuhr mit den Fingerspitzen über die Steinchen. Sicherlich alt
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