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Zeit der Träume

Zeit der Träume

Titel: Zeit der Träume
Autoren: Nora Roberts
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Hauses zu berichten. Wenn sie von Zeit zu Zeit diskret die Galerie ins Gespräch bringen könnte, wäre das außerdem gut fürs Geschäft.
    Wenn sie noch weitere Kunden gewinnen könnte, dann würde sich Pamela ärgern - und sie konnte ihren Ausrutscher wieder wettmachen.
    Mühsam ächzte der Wagen die schmale Straße hinauf, die sich durch dichten, dunklen Wald wand. Die Hügel und Wälder, die ihr hübsches Tal einrahmten, hatten auf sie immer schon einen märchenhaften Eindruck gemacht, jetzt jedoch in der stürmischen, regnerischen Dunkelheit fand sie die Umgebung ein wenig zu unheimlich, um sich wirklich wohl zu fühlen.
    Wenn das Klappern unter ihrer Motorhaube etwas Ernstes bedeutete, dann blieb sie am Ende noch liegen und konnte im Auto den nächtlichen Geräuschen lauschen, während sie auf einen Abschleppwagen wartete, den sie sich nicht leisten konnte.
    Also blieb sie besser nicht liegen.
    Sie glaubte, ein Licht durch die Bäume aufblitzen zu sehen, war sich jedoch nicht ganz sicher, da ihre Scheibenwischer die Wasserfluten nicht bewältigen konnten, obwohl sie auf höchster Geschwindigkeitsstufe liefen.
    Als wieder ein Blitz über den Himmel zuckte, packte sie ihr Lenkrad fester. Sie liebte ein ordentliches Unwetter, zog es jedoch vor, es drinnen mit einem guten Glas Wein zu genießen.
    Sie war wohl schon ganz nahe, ewig konnte sich die Straße ja nicht den Berg hinaufwinden. Warrior’s Peak stand auf dem Gipfel des Hügels und blickte hinunter auf das Tal. Oder es beherrschte das Tal, je nachdem, wie man es sah. Schon seit einigen Meilen war ihr kein anderes Auto mehr begegnet. Das bewies, dass niemand, der auch nur halbwegs bei Verstand war, bei diesem Wetter unterwegs war, dachte sie.
    Die Straße gabelte sich. Zur Rechten führte der Weg durch zwei riesige Steinsäulen. Malory fuhr langsamer und betrachtete die lebensgroßen Krieger auf jeder Säule. Vielleicht lag es ja am Unwetter, an der Dunkelheit und ihrer Nervosität, aber sie sahen aus, als seien sie gar nicht aus Stein, mit den Haaren, die ihnen um die stolzen Gesichter flogen, und den Händen am Schwertknauf. Im Schein der Blitze konnte sie fast die Muskeln spielen sehen, die sich an Armen und Brustkorb spannten.
    Sie widerstand der Versuchung, aus dem Wagen zu steigen, um sie sich näher anzuschauen. Als sie jedoch durch das offene Eisentor fuhr, lief ihr ein Schauer über den Rücken, und unwillkürlich blickte sie sich misstrauisch um.
    Im nächsten Moment jedoch trat sie heftig auf die Bremse und riss das Steuer herum. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, als sie den prächtigen Hirsch sah, der plötzlich nur einen Fuß von ihrer Motorhaube entfernt stand. Hinter ihm ragte der schattenhafte Umriss des Hauses auf.
    Einen Moment lang hielt sie auch das Tier für eine Skulptur, obwohl es über ihren Verstand ging, warum jemand eine Skulptur mitten auf die Einfahrt stellen sollte. Aber jemandem, der in Warrior’s Peak wohnte, war wohl alles zuzutrauen.
    Die Augen des Tieres glänzten jedoch leuchtend smaragdgrün im Licht ihrer Scheinwerfer, und es wandte leicht den Kopf mit dem prachtvollen Geweih. Königlich, dachte Malory. Regen strömte über sein Fell, und als ein weiterer Blitz aufzuckte, wirkte es strahlend weiß.
    Der Hirsch äugte sie ohne jede Spur von Furcht oder Überraschung an. Wenn so etwas möglich war, dann lag sogar so etwas wie amüsierte Verachtung in seinem Blick. Schließlich schritt er durch den strömenden Regen und die Nebelschwaden und war verschwunden.
    »Wow.« Malory stieß den Atem aus und erschauerte, obwohl es im Auto warm war. »Noch mal wow«, murmelte sie, als sie zum Haus spähte.
    Sie hatte Bilder und Gemälde davon gesehen, und natürlich konnte sie es vom Valley aus hoch oben am Hügel erkennen. Aber in diesem wütenden Unwetter so nahe davor zu stehen, war etwas völlig anderes.
    Es war eine Mischung zwischen einem Schloss, einer Festung und einem Horrorhaus.
    Es war aus obsidianschwarzen Steinen, mit Zinnen, Türmchen und Erkern, die so willkürlich verteilt waren, dass sie wirkten, als habe ein ungezogenes Kind seinen Launen freien Lauf gelassen. Dutzende von langen, schmalen Fenstern waren hell erleuchtet.
    Irgendjemand machte sich absolut keine Gedanken über seine Stromrechnung.
    Nebel waberte um die Fassade. Beim nächsten Blitz erblickte Malory eine weiße Fahne mit dem goldenen Schlüssel, die von einer der höchsten Zinnen wehte.
    Sie fuhr näher heran. Wasserspeier hockten an den Wänden,
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